AboAbonnieren

Besuch im Jungen Theater LeverkusenDie Pläne der Grünen-Chefin für die Bühnen im Land

Lesezeit 3 Minuten
Mona Neubaur Grüne Leverkusen

Mona Neubaur beim Besuch des Jungen Theaters Leverkusen

Leverkusen – Natürlich: So ein Termin ist auch Wahlkampf. Aber plötzlich ist da der Moment, in dem man Mona Neubaur anmerkt, dass dieser Besuch im Jungen Theater Leverkusen für sie mehr als schnöde Politik ist.

Die 44-jährige Spitzenkandidatin der Grünen bei der bevorstehenden Landtagswahl steht im Obergeschoss des Bunkers an der Opladener Karlstraße, in dem das Theater seit Jahren sein Zuhause hat. Hier befindet sich das Requisitenlager. Und auf einmal bricht es aus ihr raus: „Da muss ich jetzt mal wirklich reingreifen. Das ist ja toll!“ Und dann schaut sie sich mit Wonne Plastik-Torten, Faust’sche Totenschädel und allerlei sonstige Gegenstände an, die man auf einer Theaterbühne eben so gebrauchen kann.

Sie war Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung

In diesem Moment offenbart sich denn auch, dass es überhaupt zu passen scheint mit der gebürtigen Bayerin und Wahl-Düsseldorferin und der Kultur. Neubaur war ja nicht umsonst mehrere Jahre als Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung tätig.

Sie erzählt im Foyer des Jungen Theaters auch davon, wie sie sich früher ehrenamtlich um Kinder und Jugendliche kümmerte, die sich dem Schauspiel auf Laienbühnen widmeten. „Das war ein auslösendes Moment für mich. Dieses Vermitteln von Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Und das alles erkenne sie an einem Ort wie diesem hier in Leverkusen wieder. Womit Mona Neubaur ganz richtig liegt, schließlich ist das Junge Theater das hiesige Paradebeispiel dafür, wie Kultur an junge Menschen herangeführt werden kann.

Die erste Bühnenerfahrung

Das bekommt sie von Michael Schmidt, dem Vorsitzenden des Fördervereins des Theaters, und von Regisseurin Petra Clemens auch eindringlich vor Augen geführt: Es geht vorbei an der großen Landkarte im Erdgeschoss des Hauses – auf ihr ist verzeichnet, welche hier ausgebildeten Ensemblemitglieder wo in Deutschland, Österreich und der Schweiz als professionelle Schauspielerinnen oder professionelle Schauspieler gelandet sind. Wer die Karte kennt, der weiß: Auf ihr sind Dutzende Namen angegeben.

Mona Neubaur sieht, dass sogar so renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Katharina Lorenz und Serkan Kaya ihre erste richtige Bühnenerfahrung im Jungen Theater sammelten – Lorentz ist seit Jahren in Wien am Burgtheater ein Star. Kaya mimt unter anderem dem Udo im Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ in Berlin und bereist heutzutage alle Schauspielhäuser im Land. Und Mona Neubaur ist sichtlich beeindruckt.

Und sie betont nach einem nicht minder interessierten Blick auf das gut gefüllte Kleider- und Textillager die Wichtigkeit von Häusern wie diesen, die Bestandteil der freien Szene und mehr als nur eine Ergänzung etablierter, professioneller Kulturanbietenden seien: „Wir brauchen eine Politik, die sich um solche Einrichtungen kümmert. Eine Politik, die sagt: Wir müssen Stadtentwicklung und Stadtplanung so denken, dass wir genau derlei Räume für Künstlerinnen und Künstler schaffen.“

Das gehöre zur oft beschworenen Revitalisierung der Innenstädte dazu. Und dafür stünde sie, Neubaur – was natürlich wieder so ein bisschen Wahlkampf ist.

Neubaur legt noch nach

Aber Neubaur legt nach und sagt, was auch abseits des Wahlkampfes Gültigkeit hat: „Es geht um die Gesellschaft.“ Und für deren Wohl müssten Häuser wie dieses Junge Theater überleben. Was nicht zuletzt auch Roswitha Arnold als Mitglied der Besuchsrunde zusätzlich betont. Die Leverkusener Grüne ist Ratsfrau, Vorsitzende des Kulturausschusses und hat einen Sohn, der früher – vor einer Karriere als Theaterregisseur – ebenfalls im Jungen Theater spielte.

Und sie sagt: „Solange es noch Einrichtungen wie diese hier gibt und solange junge Menschen sich dank solcher Einrichtungen noch der Kultur widmen, ist die Welt noch nicht endgültig verkorkst.“