Leverkusen – 3,6 Prozent des Unterrichts ist an Nordrhein-Westfalens Schulen ersatzlos ausgefallen – und zwar vor der Pandemie. Zuletzt wurden die gestrichenen Schulstunden im ersten Halbjahr des Schuljahres 2019/2020 genau erfasst. Wie die Zahlen des NRW-Schulministeriums jetzt zeigen, fiel regelmäßig auch in Leverkusen viel Unterricht aus. In einer Schule war sogar jede zehnte Stunde betroffen.
Die SPD-Landtagsabgeordneten Eva-Maria Vogt und Jochen Ott hatten im November die Landesregierung um Informationen zum Umfang des Problems in NRW gebeten. „Leider ist der Unterrichtsausfall immer noch eine der größten Herausforderungen für die Landesregierung“, heißt es in ihrer Kleinen Anfrage: „Unsere Schulen und ihr Personal leisten jeden Tag Enormes, um mit den vorhandenen personellen Ressourcen den Schulbetrieb am Laufen zu halten. Dennoch leiden viele Schulen unter einem erheblichen Personalmangel, der vielerorts zu zahlreichem Unterrichtsausfall führt.“
Höchste Ausfallquoten in Wiesdorf
Insbesondere Schulen in sozialen Brennpunkten hätten mit der Problematik des Unterrichtsausfalls zu kämpfen, schreiben Vogt und Ott. Nun sind die Ergebnisse und Antworten des Schulministeriums öffentlich.
In Leverkusen befinden sich zwei von drei Schulen mit den höchsten Ausfallquoten in Wiesdorf, eine in Steinbüchel. So verzeichnete die Realschule Am Stadtpark eine hohe Ausfallrate von 10,2 Prozent – gut jede zehnte Stunde wurden also ohne Ersatz gestrichen. An der – ebenfalls am Stadtpark gelegen – die Hauptschule Im Hederichsfeld gab es 5,9 Prozent ausgefallene Schulstunden ohne Ersatz. Und an der Montanus-Realschule fielen 8,2 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus.
Auch an der Sekundarschule Neukronenberger Straße und der Theodor-Wuppermann-Hauptschule sind die Ausfallquoten überdurchschnittlich hoch und betragen jeweils 4,8 Prozent.
Zwei Grundschulen haben niedrigsten Raten
Mit 0,2 und 0,3 Prozent verzeichnen mit der Thomas-Morus- und der Hans-Christian-Andersen-Schule zwei Grundschulen die niedrigsten Raten gestrichenen Unterrichts.
Bei den vier städtischen Gymnasien steht das Werner-Heisenberg-Gymnasium mit einer Ausfallquote von 1,0 Prozent am besten da. Landrat-Lucas-, Lise-Meitner- und Freiherr-vom-Stein-Gymnasium liegen mit 3,6, 3,5 und 3,3 Prozent deutlich über dem gymnasialen Bestwert.
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„Viele Schulen in Leverkusen leiden unter erheblichem Unterrichtsausfall“, sagte die Leverkusener SPD-Politikerin Ariane Koepke angesichts der Antwort auf die Anfrage ihrer Partei. Beim Blick auf die flächendeckende Erhebung falle „die ungleich höhere Belastung von Haupt- und Realschulen“ ins Auge, sagte Koepke.
Massive Personaloffensive
Für personellen Mangel an anderen Schulformen als Gymnasien macht Koepke, die für die Leverkusener SPD für die Landtagswahl im Mai kandidiert, auch unterschiedliche Bezahlungen verantwortlich: „Eine Grundschullehrerin verdient aktuell zum Berufseinstieg etwa 640 Euro weniger pro Monat als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und macht andere Schulformen im Vergleich zu Gymnasien unattraktiv“, sagte Koepke. Die SPD mache sich in Nordrhein-Westfalen deshalb für die Einführung der Entgeltstufe A13 als gleiches Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulformen stark.
Neben einer massiven Personaloffensive brauche es auch eine Überprüfung der Bildungsinhalte durch eine Expertenkommission sowie ein New Deal zwischen Bund und Ländern für eine zukunftssichere Finanzierung des Bildungssystems, sagte Koepke. Ihr Ziel: „Es geht darum, alle Kraft darauf zu konzentrieren, dass jedes Kind einen Schulabschluss erhält, mit dem es anschließend eine qualifizierte Berufsausbildung machen kann“.