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Seltener FlügelKölner Pianistin spielt Brahms bei Adventskonzert in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Sheila Arnold und ihr Blüthner Flügel von 1862 im Spiegelsaal in Morsbroich. Foto: Ralf Krieger

Sheila Arnold und ihr Blüthner Flügel von 1862 im Spiegelsaal in Morsbroich.

Beim Konzert im Schloss Morsbroich konnten die Gäste am ersten Adventssonntag einen besonderen Flügel hören.

Einen solchen Flügel transportiert man nicht gerne, besonders im Winter tun ihm die Temperaturunterschiede nicht gut. Dennoch sind die Besitzerin und Pianistin Sheila Arnold und der Burscheider Klavierbauer Niklas Enzenauer das Risiko eingegangen, sie ließen den alten Blüthner-Flügel von 1862 in von Lohmar in den Spiegelsaal von Schloss Morsbroich fahren. Die Klavierbauer aus der Familie Enzenauer mit Werkstatt in Burscheid sind mit dem Leverkusener Schloss in besonderer Weise verbunden, sie kümmern sich um das Instrument, das dort normalerweise gespielt wird.

Das ist aber ein modernerer Steinway-Flügel. Von denen gibt es viele; von so gut erhaltenen Blüthner-Flügeln aus der Anfangszeit des Leipziger Unternehmens, wie man es am Sonntag in Morsbroich hören konnte, dagegen nur noch wenige.

Blüthner Flügel von 1862 im Spiegelsaal in Morsbroich

Der Name des Fabrikanten auf dem Blüthner Flügel von 1862 im Spiegelsaal in Morsbroich

Der Blüthner-Flügel ist nicht nur wegen seines Alters von 162 Jahren ein besonderes Instrument, sondern auch weil er eine besonders aufwändige Restaurierung hinter sich hat, die ihm heute seinen besonderen Klang gegeben hat, den die Zuschauer im Gratis-Konzert im Spiegelsaal genießen konnten. „Menschlich, klar und auch metallisch, aber nicht hart und spitz“, sei die Klangfarbe, sagt der Klavierbauer, der die Burscheider Werkstatt im Luisental vor drei Jahren von seinem Vater Jan Enzenauer übernommen hat.

Der Flügel gehört Professorin Sheila Arnold, die an der Musikhochschule in Köln internationale Meisterkurse für Klavier gibt. Sie habe das Instrument einer Familie abgekauft, erzählt sie vor dem Konzert. Zuvor hatte das Instrument wohl längere Zeit auf einem Dachboden gestanden. Die Restaurierung, an der neben dem Burscheider auch ein weiterer Spezialist in Tschechien beteiligt gewesen sein soll, der jeden einzelnen Hammer der Mechanik mit hartem Filz belegt hatte, nahm viel Zeit in Anspruch: Sie hat vier Jahre gedauert.

Enzenauer ist als Klavierbauer beteiligt, ist aber auch der Veranstalter. Weshalb ein Gratiskonzert? Erstens gebe es eine enge Verbundenheit mit dem Schloss, sagt der Klavierbauer. Und das Morsbroicher Konzert war eine CD-Vorstellung. Sheila Arnold hat in einer Wuppertaler Kirche auf dem Instrument eine CD eingespielt, die im Oktober veröffentlicht wurden, Titel: Brahms “Intimissimo... with Blüthner 1862“. Brahms war 1862 keine 30 Jahre alt, stand noch am Beginn seiner Karriere. Aber die Flügel, die er kannte, waren alle so konstruiert wie der Blüthner-Flügel von Sheila Arnold – mit parallel und nicht über Kreuz verlaufenden Saiten, was eben zu dem im Vergleich zu heutigen Konzertflügeln weniger voluminösen Klang führt.

Wie transportiert man einen wertvollen Flügel nun durch die Winterkälte? Ganz einfach: Man wickelt ihn in eine Decke und bringt ihn möglichst schnell vom Warmen ins Warme.