Im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich wurde die Sportlerehrung feierlich begangen – und ein Goldstück besonders bewundert.
SportlerehrungLeverkusen – die Stadt der Weltmeister und Weltmeisterinnen
Oberbürgermeister Uwe Richrath lehnte sich weit aus dem Fenster: „Es gibt, glaube ich, keine deutsche Stadt, die so viele Weltmeister hat“. Recherchen dieser Zeitung konnten die Aussage weder widerlegen noch bestätigen. Das Aufkommen an Titelträgern am Montagabend im feierlich beleuchteten Spiegelsaal von Schloss Morsbroich allerdings unterstützt seine These.
Das imposanteste Zeichen der Weltmeisterwürden trug Profiboxerin Dilar Kisikyol mit sich herum, die im November in Hamburg den WM-Titel des Verbandes WIBF im Leichtgewicht gewann. Beim traditionellen Kamingespräch mit Moderator Sebastian Hempfling und Para-Ruderer Marc Lembeck präsentierte sie ihren WM-Gürtel und dazu ihre beeindruckende Geschichte: Als Drilling in Leverkusen mit nur 1500 Gramm Geburtsgewicht geboren, kämpfte sie sich ins Leben und von da an immer weiter bis hin zum Weltmeistertitel. Und gründete außerdem das Projekt: „Du kämpfst“, in dem sie Menschen mit Behinderungen und kulturübergreifend den Zugang zum Boxsport ermöglicht. Und ihnen damit ein selbstbestimmtes Leben schaffen, Gewalt vorbeugen und Werte vermitteln will. „Boxen hat mich menschlich und sportlich zur besten Version von mir gemacht“, sagt die 30-Jährige. Und das will sie weitergeben, wie ihr großes Vorbild: Muhammed Ali.
Als Vorbilder gelten auch die in Leverkusen traditionell starken Para-Sportler. Wie Ruderer Marc Lembeck, der gemeinsam mit Vereinskameradin Kathrin Marchand EM-Bronze und WM-Silber im Mixed-Vierer mit Steuerfrau errang. Das Team des neu formierten Mixed-Vierers wurde auch zum „Para-Team des Jahres“ gewählt. Lembeck hat ein Sehvermögen von nur etwa fünf Prozent, im Boot kann er keinen Horizont erkennen. „Das beeinflusst natürlich auch den Gleichgewichtssinn“, erklärt er. Trotzdem traut er sich mittlerweile sogar im Einer auf den Fühlinger See. Ein Beweis dafür, was Sport für das Selbstbewusstsein leisten kann.
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Weltmeistertitel bejubelten auch die Tänzerinnen der SK Dance Factory Janina Bien, Marah Dickschat, Lucy Küstner, Noemi Montorro und Celine Wolff im Showdance und die Rhönradturnerinnen Mia Schmidt, Ella Köhler und Isabel Pietro. Mehrfaches Edelmetall konnten die Fechterinnen feiern. Überragend präsentierte sich Degen-Fechterin Alexandra Ndolo bei der WM in Kairo. Nach diversen DM-Titeln und der Silbermedaille bei der EM 2017 trägt sie nun auch den Titel einer Vize-Weltmeisterin. Team-Bronze bei der U23-EM und Team-Silber bei der Junioren-EM gab es für die Degen-Nachwuchsfechterinnen Lara Goldmann und Laura Katalin Wetzker.
Und doch sind es am Ende die Fußballer, die besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Ausnahmetalente Florian Wirtz und Lisanne Gräwe wurden 2022 mit der Fritz-Walter-Medaille des DFB als beste Nachwuchsspieler (U19) ausgezeichnet und trugen sich ebenso ins Goldene Buch der Stadt ein wie Bayer-04-Profi Exequiel Palacios. Viel mehr interessierte aber viele die goldene Medaille, die der schüchterne Argentinier um den Hals trug. Jene, die vom WM-Triumph seiner Mannschaft bei der Fußball-WM in Katar zeugt. „Ja, wir haben viel gefeiert, mit der Mannschaft, mit Freunden und Familie“, lässt Palacios über seinen Übersetzer verkünden. Und während er danach das Schloss verlässt, tun die anderen genau das: Mit Kollegen und Freunden die sportlichen Erfolge des vergangenen Jahres feiern.