Streit über WindenergieEVL erhebt Einspruch gegen Naturschutzgebiete in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
Auf diesem Feld an der Stadtgrenze nahe der Straße Fahnenackersollen Windräder gebaut werden.

Auf diesem Feld an der Stadtgrenze nahe der Straße Fahnenacker (vorne) wollen die EVL und die Stadt Monheim Windräder bauen.

Windräder oder Naturschutzgebiete lautet die Frage im Leverkusener Westen.

Beim neuen Landschaftsplan wird der Konflikt zwischen der EVL und Naturschützern jetzt quasi amtlich ausgetragen. Es geht um Windräder, also erneuerbaren, CO2- freien Strom, und damit kommen sich die Naturschützer gewissermaßen selbst wegen des Klimaschutzgedankens in die Quere. Der Leverkusener Nabu sieht durch die Pläne der EVL, die gemeinsam mit der Stadt Monheim im Norden Hitdorfs links und rechts der Stadtgrenze Windräder aufstellen will, das seit Jahrzehnten gepflegte Naturkleinod Buschbergsee in Gefahr. 

Klimaschutz vs. Artenschutz

Die EVL will jetzt mit einem Einspruch im Landschaftsplanverfahren verhindern, dass der Buschbergsee und andere Natur-Flächen zu Naturschutzgebieten erklärt werden. Dieser Schutzstatus hat eine rechtliche Wirkung, das heißt, alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, sind verboten: Auch nahe Windräder stören Naturschutzgebiete nachhaltig.

Der Buschbergsee Foto: Kochanek

Der Buschbergsee

„Die Errichtung von Windkraftanlagen wäre dann nicht mehr möglich, weshalb wir gegen den neuen Landschaftsplan Einspruch einlegen mussten“, wird der EVL-Geschäftsführer Thomas Eimermacher in einer Mitteilung zitiert.

Die EVL hat bei einer Analyse im Leverkusener Stadtgebiet folgende technisch mögliche Standorte für Windräder ausfindig gemacht: am Buschbergsee in Hitdorf, im Bürgerbusch südlich der A1 und zwischen Atzlenbach und Romberg. Weil es in Leverkusen bisher kaum echte Naturschutzgebiete gibt, werden an diesen Stellen die Anforderungen des Naturschutzes eingehalten – noch. Denn in der Nähe aller dieser „Wind-Potenzialflächen“ sollen laut dem neuen Landschaftsplan Naturschutzgebiete entstehen. Beides ist also Pflicht, das Erzeugen von erneuerbarer Energie ebenso wie die Einrichtung weiterer Naturschutzgebiete, denn Leverkusen hat bisher mit 2,26 Prozent der Stadtfläche viel zu wenige, um dem Artenschutz gerecht zu werden.

Der kaufmännische Geschäftsführer der EVL verweist darauf, dass man bezüglich der Fläche am Buschbergsee im Gespräch mit den Naturschutzvertretern stehe.

Gegen die gemeinsamen Windräder von Leverkusen und Monheim haben die Naturschutzverbände Nabu und BUND bei den Städten Einsprüche eingelegt, sie wollen, falls nötig gegen die Räder klagen. Die EVL schreibt, man habe entschieden, vorerst die Planungen für Leverkusen an der Stadtgrenze zu stoppen, bis mehr Klarheit über die Entwicklung vorliege. Dennoch wolle die EVL Einspruch gegen die Ausweisung des Buschbergsees einlegen, weil die Fläche grundsätzlich geeignet sei.

Kochanek liefert Alternativen

Der Nabu-Vorsitzende Hans-Martin Kochanek war Leiter im Naturschutzzentrum Gut Ophoven, als dort die Klimaschutzkampagne „Jeder jeden Tag“ konzipiert wurde. Der Nabu und der BUND sprechen sich jetzt gegen die Windräder aus: „Am Buschbergsee mit den offenen Kiesflächen sind viele seltene Arten anzutreffen“, sagt er, besonders Vögel. An dem See soll die einzige Brutstelle der Steppenmöwe in Nordrhein-Westfalen sein. „Wir stehen voll hinter der Windkraft, aber an den richtigen Stellen“, sagt Kochanek. Er hat Alternativvorschläge: in Heiligeneiche an der Burscheider Stadtgrenze könne gut ein Windrad stehen, „oder am Rhein an der Autobahn oder auf den Zuckerrübenfeldern auf der anderen Rheinseite, da ist es nicht so schlimm.“ Im Buschbergsee wurde bis 2008 Kies gefördert, er wurde von der Stadt eingezäunt und eine Hecke zum Schutz gepflanzt.

Immerhin: Bei Solaranlagen läuft’s

Man sei sich der Flächenkonkurrenz in Leverkusen bewusst, schreibt die EVL. Bei der Windkraft werde aber weniger Fläche in Anspruch genommen als bei anderen Energiegewinnungsarten, man hoffe, in Leverkusen wenigstens an einer Stelle Windenergie erzeugen zu können. Laut der „Energie- und Treibhausgasbilanz 2017-2020“ der Stadtverwaltung hat Leverkusen eine Einspeisemenge von rund drei Prozent Erneuerbarer Energie ins Stromnetz gezeigt. Bundesweit seien es 45 Prozent, also deutlich mehr. Zuversichtlicher sei man mit der Schaffung von Solarparks im Stadtgebiet.


Bürgerbeteiligung am Landschaftsplan

Anregungen und Einsprüche zum Landschaftsplan sind noch bis zum 17. Juli 2024 möglich:- per Mail an beteiligungen.FB61@stadt.leverkusen.de- mit der Post an Stadt Leverkusen, Fachbereich Stadtplanung, Hauptstraße 101, 51373 Leverkusen- per Fax an 0214/406-61 02

Name und Adresse müssen bei den Einsendungen angegeben werden.

Nachtmodus
KStA abonnieren