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Rheinbrücke, A3-Unfall, AusbauNeuer Chef Thomas Ganz soll Rheinland-Autobahnen retten

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Stau A4 Bucco

Am 1. Januar übernimmt der Bund die Verantwortung für alle Autobahnen. Das Rheinland wird von Krefeld aus gesteuert.

Krefeld – Selbst am Telefon strahlt Thomas Ganz (55) eine Gelassenheit aus, die sich wohl nur mit einem ein Vierteljahrhundert Berufserfahrung erklären lässt. „Im Idealfall wird auf den Autobahnen niemand etwas von den Wechsel merken. Wenn nicht gerade das große Schneechaos hereinbricht.“ Der neue Rheinland-Chef der neuen Autobahn GmbH des Bundes sitzt in seinem Büro in Krefeld. Die Corona-Pandemie erlaubt es nicht, das Gespräch vor Ort zu führen, was in diesem Fall nur ein kleiner Nachteil ist. Denn Ganz kennt die Autobahnen im Rheinland und man kennt ihn. Zum Beispiel von diversen Terminen bei den großen Bauprojekten im Land, allen voran von der Leverkusener Rheinbrücke.

1250 Mitarbeiter zum Start

Ab 1. Januar hat er das Kommando, übernimmt die Verantwortung für das gesamte Autobahnnetz des Rheinlands vom Landesbetrieb Straßen NRW. Die Zentrale in Krefeld, die Außenstellen in Köln, Essen und Euskirchen, die Verkehrsleitzentrale in Leverkusen. 1206 Kilometer Streckennetz. 1400 Mitarbeiter sollen es Ende 2021 sein. „Wir starten mit 1250, haben schon 100 Neueinstellungen vorgenommen“, sagt Bauingenieur Ganz. Und dass es sehr schwierig sei, Fachleute zu finden. Vor allem Ingenieure würden dringend gesucht. Die Niederlassung Rheinland ist eine von zehn in Deutschland.

Pressefoto Herr Ganz

Chef der Autobahnen im Rheinland: Thomas Ganz

Die neue Gesellschaft, die sich mit bundesweit 15.000 Mitarbeitern um Planung, Bau und Unterhaltung der Autobahn kümmern soll, hat mit ihrer Arbeit noch gar nicht begonnen, da hagelt es schon Kritik. Bereits jetzt ist klar: Die Behörde kann nicht im Regelbetrieb ihre Arbeit aufnehmen. Es fehlen Mitarbeiter zum Start noch 3000 Mitarbeiter und IT-Systeme passen nicht zusammen. Die Kosten für den Ausbau der neuen Behörde laufen aus dem Ruder: Die Neuorganisation der Autobahnverwaltung kostet bereits mehr als 280 Millionen Euro mehr als geplant - allein 38 Millionen Euro flossen als Honorare an Berater.

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2,7 Milliarden Euro fehlen

Nun kommt das nächste Finanzierungs-Fiasko: Es könnte zu wenig Geld für den Autobahnbau bereit stehen. Die Bundesregierung rechnet für den Zeitraum 2021 bis 2025 mit Kosten von 29,3 Milliarden Euro für Straßenbauprojekte der Autobahn GmbH. Zur Verfügung stehen im selben Zeitraum aber nur 26,6 Milliarden Euro. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des FDP-Verkehrsexperten Oliver Luksic hervor.

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„Die Bundesregierung hat sich beim Aufbau der Autobahn GmbH verkalkuliert“, sagt Luksic sagt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): „Es fehlen jetzt schon 2,7 Milliarden Euro an Investitionen für die Autobahnen bis 2025, das ist aber wohl nicht das Ende der Fahnenstange. Dazu kommen noch steigende Beratungs-, Verwaltungs- und Personalkosten, die am Ende bei den Investitionen fehlen. Es drohen Baustopps, wenn notwendige Bau- und Sanierungsprojekte nicht finanziert sind. Hier muss die GroKo für ausreichende Mittel sorgen, damit der Schaden nicht bei Verkehrsteilnehmern und Steuerzahlern kleben bleibt.“

Warmlaufphase ist vorüber

Das sind die Rahmenbedingungen, unter den Ganz den neuen Job angetreten hat. Die Warmlaufphase von mehr als einem halben Jahr ist vorüber. „Wir müssen Prozesse neu organisieren, Schnittstellen abbauen. Die Fachbereiche müssen sich besser abstimmen“, sagt er. „Am Ende des Jahres möchte ich spüren, dass ein Ruck durch die Mannschaft geht.“ Die Frage „Bin ich hier zuständig?“ müsse durch ein „Kann hier helfen?“ ersetzt werden.

Schließlich habe die neue Autobahn GmbH „mächtig was vor der Brust“. Und Ganz zählt das alles in einer Geschwindigkeit auf, dass einem schwindlig werden könnte: „Rheinbrücke Leverkusen, Rheinbrücke Flehe, das Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg, die Rheinspange zwischen Köln und Bonn, den Tausendfüßler und die Bonner Zange. Auf der A 4 ist viel zu tun, auf der A 3 zwischen Hilden und Köln, der Ausbau der A 57, auf der A 4 die Erhaltungsmaßnahmen Richtung Overath und der Neubau der Brücke Untereschbach.“

Und noch ein schweres Erbe tritt der Neue an. Die Folgen des tödlichen Unfalls auf der A 3 in Köln, bei der im November eine Frau (66) in ihrem Kleinwagen von einer Betonplatte erschlagen wurde, die sich aus einer Lärmschutzwand gelöst hatte. Eine Katastrophe, von der heute feststeht, dass sie hätte verhindert werden können, wenn der Landesbetrieb Straßen NRW nicht irgendwann aufgegeben hätte, die statischen Nachweise bei der Baufirma einzufordern, die die Platten im Jahr 2007 montiert hatte.

Stau bei Bauwerksprüfungen

„Wir steigen in das Verfahren auf der A 3 ein und werden alle Prozesse prüfen“, sagt Ganz. „Das betrifft auch die internen Dinge wie die Weitergabe von Informationen.“ Durch den Unfall war auch öffentlich geworden, dass es bei der Straßenbauverwaltung des Landes einen erheblichen Rückstau bei den Bauwerksprüfungen gibt. Auch die für 2019 anstehende Hauptprüfung der Lärmschutzwand bei Köln-Dellbrück war aus Mangel an Personal verschoben worden. „Wie groß der Rückstand ist, wird im Auftrag des Landesverkehrsministeriums gerade ermittelt“, sagt Ganz. „Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor, haben unsere Prüftrupps zusammen und werden externe Ingenieurbüros beauftragen, um den Rückstau abzuarbeiten.“

Wie lange es dauern wird, bis alle Autobahnverwaltungen aller Bundesländer in der neuen Autobahn GmbH nach einheitlichen Standards arbeiten, mag derzeit so recht keiner zu beurteilen. Es sei das erklärte Ziel, bundesweit zu denken. Alles solle aus einer Hand kommen, sagt Ganz. Von seiner Mannschaft könne er eins aber mit Sicherheit sagen. „Die ist hochmotiviert.“