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Fachmann fürs ParkenPatrick Hesse aus Wiedenest arbeitet im neuen Hauptstadtflughafen

Lesezeit 4 Minuten

Oberbergische Spuren entdeckte Patrick Hesse (29, l.) in der Gaststätte „Ständige Vertretung“ am neuen Berliner Flughafen, wo er auf das Foto von Friedhelm Julius Beucher mit Muhammad Ali stieß. Ende Oktober eröffnete der BER, wo der Wiedenester Hesse als Fachreferent für Parking und Transport verantwortlich ist.

Wiedenest – „Als im Flughafen Berlin Brandenburg (BER) am 31. Oktober gegen 20 Uhr die ersten Passagiere am Gate begrüßt wurden, da dachte ich: Ah, jetzt haben wir es geschafft!“, erzählt Patrick Hesse aus Wiedenest. „Und als die Schranke an der Abholerspur funktionierte und die ersten Autos vorfuhren, da habe ich mit ein paar Kollegen ein bisschen gefeiert, natürlich mit Corona-Abstand“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Für die Schranken ist der Oberberger als Fachreferent für Parking und Transport nämlich verantwortlich, aber auch für Autovermietung und Parkflächen, die Schnittstelle zur E-Mobilität und Carsharing. „Alles, was mit der An- und Abreise zu tun hat und womit der Flughafen sonst noch Geld verdient“, umschreibt der 29-Jährige sein Tätigkeitsfeld. „Als ich vor drei Jahren mein Büro bezog, glich der Flughafen einer Filmkulisse“, erinnert er sich. „Es war gespenstisch ruhig, hin und wieder geisterte mal ein Passagier mit seinem Koffer umher, weil er sich vom Flughafen Schönefeld, der heute Terminal 5 des BER ist, verirrt hat.“

Von der Uni zum Airport

Im Gebäude standen noch Gerüste herum, an der Decke wurde gearbeitet. „Manche von den älteren Kollegen zweifelten immer mal wieder daran, ob es tatsächlich in diesem Jahr zur Eröffnung kommen würde.“ Kein Wunder, sollte der BER doch eigentlich schon 2012 in Betrieb genommen werden, dann 2017, bis es schließlich im vergangenen Herbst mit neun Jahren Verspätung nach einer Reihe von teuren Pannen und explosionsartig ausufernder Kosten gelang.

Ende Oktober eröffnete der BER, wo der Wiedenester Hesse als Fachreferent für Parking und Transport verantwortlich ist.

„Als ich anfing, standen die Parkhäuser schon, die Verträge waren geschlossen, alles war schon da, ich musste es von Zeit zu Zeit überarbeiten, aktualisieren und modernisieren“, berichtet Hesse. Er kam frisch von der Uni, als er seinen Job antrat. Nach einem Geografiestudium in Bonn machte er seinen Master in Greifswald und schrieb seine Arbeit über Carsharing im Tourismus am Beispiel Berlin – und stieß so auf die Stellenausschreibung am BER. Da rechnete man allerdings noch mit 30 Millionen und vielleicht sogar bis zu 50 Millionen Passagieren pro Jahr. Davon kann durch die Corona-Pandemie zurzeit keine Rede sein. Viele Flugzeuge bleiben am Boden, es bleibt weiterhin viel zu ruhig auf dem BER. „Jetzt müssen wir mal sehen, wohin die Reise geht mit so wenigen Passagieren“, sorgt sich Hesse.

Einerseits könnten sich alle Partner am neuen Flughafen ganz entspannt einarbeiten. „Wenn man aber hört, dass die Flughafengesellschaft kurzfristig mindestens 500 Millionen Euro Zuschuss braucht, dann schlackert man schon mit den Ohren.“ Noch hat er sich vorgenommen, gelassen zu bleiben, sich nicht allzu große Sorgen um seinen Job zu machen und das Leben in der Hauptstadt zu genießen, das so ganz anders ist als in der Heimat. „Allein die Entfernungen! In einer halben Stunde laufe ich von Wiedenest nach Bergneustadt, hier in Berlin hab ich dann gerade mal zwei S-Bahnstationen geschafft.“

Besucher im BER

Nicht schlecht staunte Patrick Hesse, als er an seinem Arbeitsplatz ein Foto vom Präsidenten des Deutschen Behindertensportverbands, Friedhelm Julius Beucher, inmitten einer ganzen Reihe von Prominenten-Bildern entdeckte. Sie schmücken seit dem 31. Oktober die neue „Ständige Vertretung“ am Flughafen, einer Dependance der Berliner Polit-Kneipe.

Beucher, der auf dem Foto der amerikanischen Boxlegende Muhammad Ali die Hand schüttelt, erinnert sich, wie das Bild entstand. Er war damals Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag. „Ich habe früher selbst geboxt und war sehr gespannt auf das Zusammentreffen. Aber es war ein schrecklicher Abend.“

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Im Jahr 1998 sei Muhammad Ali schon stark von seiner Parkinson-Krankheit gezeichnet gewesen, erinnert sich Beucher: „Diese Hüne von einem Mann hat gezittert und ganz leise gesprochen. Es war bedrückend.“ Jetzt hängt das Bild der beiden neben Kanzlern und Künstlern, die Kneipe ist allerdings coronabedingt geschlossen, aber die beiden Neustädter Friedhelm Julius Beucher und Patrick Hesse haben sich fest vorgenommen, sich demnächst dort auf ein Bier zu treffen, sobald das wieder möglich ist.