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„Er redet mit Wänden“Arzt sagt im Unterbringungs-Prozess gegen Gummersbacher aus

Lesezeit 3 Minuten
Landgericht Köln

Der Prozess am Landgericht wird fortgesetzt.

Der Beschuldigte schlug im Landgericht Köln mit der Hand auf die Anklagebank und stieß Beschimpfungen aus.

Als der Arzt (37) schilderte, wie der Angeklagte in der LVR-Klinik Brot mit Wasser angerührt habe, in der Hoffnung durch Gärung so zu etwas Alkoholischem zu kommen, da wurde der Beschuldigte (47) böse. „Warum lügst Du?“, schrie der 47-Jährige immer wieder mit aggressivem und hasserfüllten Blick. Dabei schlug er mit der Hand auf die Anklagebank. Als der Arzt sagte, er gehe von einer Alkoholabhängigkeit bei dem Beschuldigten aus, schrie dieser auf Deutsch: „Falsche Diagnose!“ und schimpfte dann auf Russisch weiter.

In der Regel übersetzt die Dolmetscherin die Tiraden nicht. Doch die Vertreterin der Staatsanwaltschaft war neugierig: „Was sagt er denn die ganze Zeit?“ Die Dolmetscherin übersetzte einen an den Mediziner gerichteten Satz mit den Worten: „Ich möchte den nicht mehr in meinem Leben haben. Der muss erschossen werden. Schlampe.“

Beschuldigte störte immer wieder die Verhandlung

Wie schon in der Verhandlung am vergangenen Dienstag störte der Beschuldigte auch am Donnerstag immer wieder den Prozesstag. Da er dabei auch immer wieder andeutete, aufzuspringen, wurde die Sache den beiden Justizwachtmeistern im Saal zu bunt. Einer von beiden setzte sich daraufhin direkt hinter den 47-Jährigen, was dann wenigstens zu einer gewissen Beruhigung führte.

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In dem Revisionsprozess gegen den 47-Jährigen will die Staatsanwaltschaft die dauerhafte Unterbringung des Mannes in einer Psychiatrie erreichen. In einem ersten Prozess in der Sache im März 2023, hatte das Landgericht die Voraussetzungen für die Unterbringung in einer Psychiatrie für nicht gegeben erachtet. Der BGH hatte das nicht nachvollziehen können, die Entscheidung aufgehoben und den Fall ans Landgericht zurückverwiesen.

Zeugen beschreiben seine Stimmung als „wechselhaft und aggressiv“

Konkret geht es um mehrere Vorfälle in Gummersbach von Juli 2021 bis Juni 2022. Damals soll der Mann einen Rentner am Rollator überfallen, eine Mutter bedroht und einen Ladendetektiv mit einem Kugelschreiber verletzt haben. Zudem soll der 47-Jährigen auf ein Auto eingeschlagen haben.

Sowohl der Arzt als auch eine Kollegin beschrieben den 47-Jährigen von seiner Stimmung im Klinikalltag her als „wechselhaft und aggressiv“. Gewalttätig sei er eigentlich nicht. Allerdings sei er gegenüber Frauen, also den pflegerischen Mitarbeiterinnen, schonmal übergriffig geworden. „Er deutete immer wieder Griffe in die Schrittgegend an“, sagte der Arzt.

Krankheitseinsicht zeige der Beschuldigte keine, die Einnahme von Medikamenten verweigere er weitgehend. Bei einer Entlassung sei davon auszugehen, dass er gar keine Medikamente mehr nehme. Zu Mitinsassen pflege der Angeschuldigte keinen Kontakt, den Hofgang absolviere er alleine. „Nur wenn er mal eine Zigarette will, redet der mit denen“, sagte die 31-Jährige. Überhaupt trete der Angeschuldigte nur mit seiner Umwelt in Kontakt, wenn es um „seine Bedürfnisbefriedigung“ gehe. Ansonsten rede er „mit Wänden und Halluzinationen“. Der Prozess wird fortgesetzt.