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Schüsse auf MesserangreiferMinutiöse Rekonstruktion der Vorfälle in Gummersbach

Lesezeit 2 Minuten
Die Schüsse fielen im Bereich der Hindenburgstraße, Ecke Kampstraße in der Gummersbacher Innenstadt.

Der Tatort auf der Hindenburgstraße / Ecke Kampstraße in der Gummersbacher Innenstadt. Dort stoppten Polizeibeamte den Messerangreifer mit mehreren Schüssen.

Im Prozess gegen den Messerangreifer von Gummersbach standen am Mittwoch vor dem Landgericht Köln Zeugenaussagen und Videoaufnahmen im Fokus.

Eine minutiöse Rekonstruktion der Vorfälle stand im Mittelpunkt, als die 18. Große Strafkammer am Landgericht Köln am Mittwoch die Verhandlung gegen den Messerangreifer von Gummersbach fortsetzte.

Drei Augenzeugen schilderten im Zeugenstand, was sie am 14. November vor der Backwerk-Filiale an der Gummersbacher Hindenburgstraße gesehen hatten, wie sie den Kampf und die Schussabgaben beobachtet hatten.

Zeugenaussage per Videoübertragung

Nahegehend war die Aussage der Supermarkt-Mitarbeiterin, die eine gute halbe Stunde vor der Schießerei in der Innenstadt von dem heute 31-jährigen Angeklagten ins Gesicht geschlagen worden war. Während sie ihre Zeugenaussage machte, saß sie in einem anderen Raum des Kölner Landgerichts: Weil sie eine ärztlich attestierte Angststörung hat und dem Mann, der sie niedergeschlagen hat, nicht begegnen wollte, wurde ihre Aussage per Video in den Verhandlungssaal übertragen. Sie schilderte, wie sie an jenem Tag kurz vor 12 Uhr mittags hinter sich ein Zischen hörte. Als sie sich umdrehte, sah sie den Angeklagten, der gerade ein Biermischgetränk aus der Dose trank.

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Ich bin auf ihn zugegangen und habe ihm gesagt, dass er die Dose erst mal bezahlen muss.
Supermarkt-Mitarbeiterin als Zeugin vor Gericht

„Ich bin auf ihn zugegangen und habe ihm gesagt, dass er die Dose erst mal bezahlen muss.“ Er habe die Dose ausgetrunken, sie angesehen, aber der Blick sei nicht fokussiert gewesen. Schließlich habe er sich zwei Bierdosen genommen und sei auf sie zugegangen. Daraufhin sei sie zurückgewichen, der Angeklagte habe ihr im Vorbeigehen einen Faustschlag auf die Nase verpasst. Spätere Diagnose: Die Nase war gebrochen.

Der ganze Vorfall habe sie so mitgenommen, dass sie fünf Wochen nicht habe arbeiten können; jetzt wird sie deshalb sogar den Arbeitsplatz wechseln. Noch immer wirkt das Geschehen auf sie: Sitzt sie im Auto, schließt sie die Türen ab. Steigt ein Mann zu ihr in den Aufzug, steigt sie wieder aus.

Der Vorsitzende Richter Volker Köhler legte der 42-Jährigen ans Herz, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Geschehnisse aufzuarbeiten.

Später wurden zehn verschiedene Videoaufnahmen von den Vorfällen vorgeführt. Sie zeigten den Angeklagten im Supermarkt, im Foyer des Forums und am Busbahnhof. Dort saß er nach dem Vorfall im Supermarkt auf einer Bank, ging dann Richtung Innenstadt. Die Videoaufnahmen ohne Ton zeigen das Eintreffen dreier Polizeibeamter, von denen zwei später ihre Pistolen auf den Angeklagten richten, der aber ungerührt einfach weitergeht.

Die Verhandlung wird fortgesetzt.