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10.000 JeckeRosenmontagszug lockte dieses Jahr besonders viele Kostümierte nach Morsbach

Lesezeit 4 Minuten
Drei Frauen mit Herzkostümen.

Etwas Liebe versprühten diese drei Kostümierten an Rosenmontag in Morsbach.

So groß ist er lange nicht gewesen: 35 Vereine, Gemeinschaften, Institutionen und Gesellschaften mischen 2025 beim Karnevalszug in Morsbach mit.

Sprudelnde Flüssigkeiten haben sie zwar reichlich an Bord, doch reichen die noch lange nicht, um damit Morsbachs Hallenbad zu füllen. Nach fünf Jahren der Sanierung sollte das Becken endlich wieder voll sein, finden die Krawallas. In pinkfarbene Bademäntel gehüllt, tauchen die 20 Morsbacherinnen als synchronschwimmende Badenixen in die Strudel des Rosenmontagsgetümmels.

„Wir hinken mit den Trainingsstunden hinterher“, bedauert Krawalla-Chefin Lidija Schmallenbach und schiebt sofort ernst hinterher: „Für die Kinder ist das Schwimmen doch so wichtig.“ Lokalkolorit, das können die Krawallas, da macht ihnen seit Jahren keiner etwas vor.

Eine bunt verkleidete Gruppe in einem Karnevalszug.

In Morsbach fielen viele Kostüme vor allem wegen ihrer leuchtenden Farben ins Auge.

Und auch der Rosenmontagszug setzt Maßstäbe. So groß ist er lange nicht gewesen: 35 Vereine, Gemeinschaften, Institutionen und Gesellschaften mischen mit. Damit gehen mehr als 1400 Närrinnen und Narren in der Republik auf die Straße – entweder zu Fuß in einer der 49 Gruppen oder auf einem der 22 Wagen, das sind fünf Gruppen und ein Wagen mehr als im vergangenen Jahr.

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Unterwegs sorgen drei Musikkapellen dafür, dass sie und die Scharen am Wegesrand immer in Bewegung bleiben. Und da nimmt Zugleiter Peter Becker von der KG Morsbach prompt das Wort „Zehntausend“ in den Mund.

Eine als Flammen verkleidete Gruppe in einem Karnevalszug.

Nicht nur wegen der Sonne wurde es am Rosenmontag in Morsbach warm.

Damit diese sicher feiern können, sind zudem 160 Wagenengel, 40 mehr als 2024, im Einsatz. „Auch haben wir am Sicherheitskonzept noch mal gefeilt und mithilfe von Polizei, Feuerwehr und dem Bauhof der Gemeinde weitere Zufahrtsstraßen gesperrt“, ergänzt Becker und freut sich, dass das jecke Defilee mehr als eine Stunde vom ersten Auto bis zum Prinzenwagen von Patrick I. dauert – und dass abseits alles friedlich bleibt.

Ein als Wolf verkleideter Karnevalsjeck.

Nicht nur friedliche Karnevalisten schlichen sich durch Morsbach.

Etwa 150 Termine liegen hinter Morsbachs Regenten. „Die vergangenen Tage waren hart, aber jetzt ist noch mal richtig Energie da“, freut sich der ehemalige Kölner auf den großen Tag. In Morsbach lebt er seit 2012, hat also längst die Staatsangehörigkeit der Republik in der Tasche. Seit 16 Jahren nennt dagegen Silva Weitershagen Zürich ihr Zuhause. „Morsbach aber ist meine Heimat“, bekennt die 54 Jahre alte Wahl-Schweizerin, die seither keinen Rosenmontagszug verpasst hat und mit dem Freundeskreis Querbeet den Zwergenaufstand probt.

Ein Prinz wirft bei einem Karnevalszug Kamelle von einem Wagen.

Prinz Patrick I. aus dem Hause Paffenholz warf beim Zug in Morsbach kräftig Kamelle.

Hinter den roten Zipfelmützen entfachen derweil die Kappesjesichter ein Inferno – ein Flammenmeer der Liebe für ihre Heimatgemeinde Mueschbech. Die lodernden Kopfbedeckungen leuchten ebenso rot wie bereits mancher Sonnenbrand am Streckenrand. „Wir bauen erst den Wagen – und dann schauen wir, was wir damit anstellen“, verrät Ober-Kappesjesicht Sebastian Hoberg, wie es vor einer Woche erst zum Motto der Gruppe gekommen ist. Dieser Wagen ist der 19., den die Kappesjesichter gebaut haben, in Morsbach ist der Anblick exklusiv: „Wir ziehen immer nur hier mit.“

Eine bunt verkleidete Gruppe in einem Karnevalszug.

Für Konfettiregen in Morsbach sorgte diese Gruppe beim Zug in Morsbach.

Solche Dinge wissen natürlich auch Dominik Mauelshagen, Sitzungspräsident der KG Morsbach, und der frühere Prinz Stefan Hähner: Seit acht Jahren moderiert das Männerduo den Umzug von oben herab, aber immer auf Augenhöhe. „Diesmal sind wir besonders aufgeregt, schon wegen des fantastischen Wetters“, verrät Mauelshagen mit Blick auf die Menschenmengen etwa entlang der Bahnhofstraße und der Waldbröler Straße. Auch er ist stolz ob der neuen Zuglänge: „Passt schon, ist ja abends wieder länger hell.“ Ihm und Hähner steht der warme Sonnenschein ebenfalls längst ins Gesicht geschrieben.

Ein als Miraculix verkleidetet Mannin einem Karnevalszug.

Auch Miraculix stattete dem Rosenmontagszug in Morsbach einen Besuch ab.

Gut gechilled ist dagegen, wer über ein kühles Reich regiert. Über Atlantis, zum Beispiel. In die Tiefe und in jenes mythische Inselreich nämlich entführen die Hütter Landeier das jecke Volk. Dass ihr Narrenschiff seetauglich ist, weiß Michael „Neptun“ Sobotta. „Leider haben uns die neuen Auflagen den einen oder anderen Euro mehr gekostet.“

Vor den Dullys ist dagegen keiner sicher. Ihre Auftritte am Rosenmontag geraten immer spektakulär. Die Kegelbrüder haben einen fahrbaren Wald mitgebracht – und immer wieder verschwindet darin, wild um Hilfe rufend, manches zarte Rotkäppchen – gerissen von jenem Wolf, der vor wenigen Wochen durch Morsbach gestreift sein soll. Bestätigt worden ist die Sichtung des Wildtieres bisher indes nicht. Nun aber dann wohl doch …