HerrenkleidungMeyer Hosen schickt von Reichshof aus in die ganze Welt
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Reichshof-Denklingen – Von hier aus gehen Hosen in die ganze Welt, nach Australien und China, nach Kanada und nach Finnland, nach Portugal und in die USA. Michael Meyer schwärmt: „Denklingen ist ein wunderbarer Standort für unsere Firma, es liegt in der Mitte Europas.“ Er ist neben Sven Wandres Vorstand der Meyer Hosen AG, die hochwertige Herrenhosen produziert. Und er weiß genau, worauf beispielsweise der italienische Mann Wert legt: „Bella figura! Das ist in Südeuropa enorm wichtig.“
Spanier lieben blau oder beige, Dänen kräftige Farben
Meyer produziert die passenden Beinkleider, „für die Italiener gern in gedecktem Braun“. Die Spanier lieben blau oder beige, Holländer und Dänen kräftigen Farben wie rost und rot. „Die sind an den Küsten im nördlichen Europa sehr beliebt.“
Produziert in Europa
1000 Beschäftigte in Rumänien
1000 Beschäftigte arbeiten für Meyer Hosen in Rumänien. „Wir behalten die gesamte Produktion selbst in der Hand und produzieren ganz bewusst ausschließlich in Europa“, sagt Geschäftsführer Michael Meyer. Nicht in Bangladesch, wie viele Mitbewerber? Nicht in China? „Für mich war es ein Schlüsselerlebnis, als wir im Jahr 2000 auf den chinesischen Markt gingen“, erzählt der Unternehmer. (tie)
„Es stellte sich heraus, dass die Chinesen zwar billig produzieren, aber für sich selbst hochwertige Hosen schätzen. Deutsche Qualität setzt sich auch im Ausland durch.“ Wer will, der kann den QR-Code an jeder Hose scannen und somit die Lieferkette verfolgen. Seit zehn Jahren werde Wert auf fairen Handel gelegt. (tie)
Zehn Farben sind im Angebot, 20 verschiedene Modelle mit Fernwehnamen wie Oslo, Roma oder Chicago, zudem zahlreiche Spezialgrößen, dazu 100 Stoffqualitäten, vor allem Baumwolle, auch mit Leinen oder Seide gemischt, dazu Wolle oder Tencel. „Jede Hose ist nachhaltig, wir verwenden nur Biobaumwolle, die 40 Prozent weniger Wasser verbraucht“, betont Michael Meyer.
Meyer setzte schon zu Nyltest-Zeiten auf Naturfasern
„Alle Produkte sind klimaneutral, und wo wir Polyester verwenden, ist er recycelt. Das ist gut für die Umwelt und für die Konsumenten.“ Nachhaltigkeit war schon Meyers Vater Bernhard wichtig, der 1960 die Firma gegründet hat: Als Männer noch in bügelfreien Nyltesthemden schwitzten und Kunstfasern zum Hit wurden, setzte Meyer Senior schon auf Naturfasern, erinnert sich der Sohn.
350 Mitarbeitende, die meisten von ihnen Frauen, nähten bis 1998 in Waldbröl und zeitweise auch in Hermesdorf und Morsbach die Meyer-Hosen, die Verwaltung war schon damals in Denklingen. Während Oberbergs einst so wichtige Textilindustrie am Boden lag und eine Firma nach der anderen aufgeben musste, konnte sich Meyer am Markt behaupten. Sohn Michael sieht einen Grund darin, „dass mein Vater immer sehr auf Qualität gesetzt hat“, und das sei bis heute so geblieben.
Dazu gehöre die zuverlässige Passform, die sorgfältige Verarbeitung, die überraschenden kleinen Details wie eine Handytasche, ein Sicherheitstäschchen für die Kreditkarte oder der kleine Beutel für den Ball an der Golfhose. An der Qualität habe sich nichts geändert, seit man in den 90er Jahren die Produktion von Deutschland ins eigene Werk nach Rumänien verlagert habe, versichert Meyer.
Produziert wird in Rumänien
Mehr als 4000 Fachhändler in 35 Ländern verkaufen Meyer-Hosen, einen Fabrikverkauf gibt es nicht, wohl aber einen Onlineverkauf. Die normalen Bestellungen gehen direkt vom Werk in Rumänien auf die Reise. In Denklingen ist die Verwaltung, aber auch ein großes Lager mit rund 70.000 Hosen.
Co-Geschäftsführer Sven Wandres erläutert: „In Oberberg lagern unsere Bestseller für das Sofortgeschäft. Wenn ein Händler aus San Francisco morgen eine schwarze Hose in einer Spezialgröße für einen besonderen Anlass braucht, dann schicken wir sie vom Flughafen Köln aus los, und sie kommt pünktlich an.“
Bernhard Meyer guckte den Fans auf Beatles-Konzert auf die Beine
In Denklingen werden auch die Prototypen für künftige Hosen designt und genäht. Michael Meyer erinnert sich, dass sein Vater 1975 eigens zum Beatles-Konzert nach England fuhr, „um zu gucken, was die jungen Leute so tragen“.
Einmal im Jahr kommt die Welt nach Denklingen, dann informieren sich die Handelsvertreter aus allen 35 Vertriebsländern über neue Trends und suchen Stoffmuster aus. „Die Männermode ist nicht so veränderlich wie die Damenmode, Männer möchten ihre Hosen für längere Zeit tragen“, weiß Meyer.
Doch auch für die Herren gibt es mal engere, mal weitere Beine, mal Bundfalten, und gerade ganz aktuell im Musterbuch fürs nächste Frühjahr einen neuen Karostoff in gewagtem Pink. „Der ist für England bestimmt“, schmunzelt Meyer. „Aber Sven Wandres und ich tragen so etwas durchaus auch in Denklingen.“