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Vor der WahlAuch ein möglicher Rechtsruck gibt in Oberberg Anlass zu großer Sorge

Lesezeit 4 Minuten
Diese Oberbergerinnen und Oberberger haben wir in Waldbröl, Gummersbach und Wipperfürth zur anstehenden Bundestagswahl befragt.

Diese Oberbergerinnen und Oberberger haben wir in Waldbröl, Gummersbach und Wipperfürth zur anstehenden Bundestagswahl befragt.

Umfrage in Waldbröl, Gummersbach und Wipperfürth: Wo setzen Sie am Sonntag Ihr Kreuz? Und warum dort? Viele Menschen wählen zudem per Brief.

Die Bundestagswahl am kommenden Sonntag wirft natürlich auch in Oberberg ihren Schatten voraus. Wen die Menschen hier wählen wollen und welche Themen sie bewegen, das kann man in Oberbergs Innenstädten herausfinden. In Waldbröl trifft man etwa die Nümbrechter Doris Werry (81) und Claus Hudert (84). Beide wollen ihre Stimme den Sozialdemokraten geben. Werry ist selbst SPD-Mitglied, ihr persönliches Herzensthema ist soziale Gerechtigkeit.

„Als Christin ist es mir ganz wichtig, eine Partei zu wählen, die für die kleinen Leute da ist“, erklärt Doris Werry. Auch sind sich beide einig, dass Bundeskanzler Olaf Scholz den Menschen Sicherheit vermittelte, als er Taurus-Lieferungen ablehnte. Claus Hudert bewegt nach den Attentaten der vergangenen Monate auch das Thema Migration. „Es besteht die Gefahr, dass man jetzt alle Syrer und Afghanen über einen Kamm schert“, sorgt er sich. „Das befeuert die AfD.“

Ein möglicherweise starkes Mandat für die AfD treibt Edeltraud Radermacher um. Die Waldbrölerin fürchtet, „dass es genauso wird wie damals, als die Nazis an die Macht kamen“. Wo sie ihr Kreuz macht, will die 66-Jährige nicht preisgeben.

Gummersbacherin geht am Sonntag zum ersten Mal zur Wahl

Auch in der Kreisstadt Gummersbach macht man sich Gedanken zum Wahltag. Bianca Fernholz (25) etwa will am Sonntag Die Linke wählen. „Die Partei setzt sich sehr für das Thema Familie ein“, findet die dreifache Mutter. Sie geht das erste Mal an die Wahlurne, gerade wegen ihrer Kinder hat sie sich intensiv mit ihrer Entscheidung befasst. „Eine ordentliche Zukunft für meine Kinder ist mir sehr wichtig“, erklärt Fernholz.

Yannick Dieschke (18) wählt dieses Jahr ebenfalls zum ersten Mal. Wichtig ist für ihn die Förderung junger Menschen in Ausbildung und Studium. Glücklich mit der Parteienauswahl ist er nicht: „Ich habe den Wahl-O-Mat gemacht, mit den Ergebnissen bin ich nicht zufrieden“, klagt Dieschke.

Dass nicht nur Erstwähler damit hadern, wo sie ihr Kreuz setzen wollen, zeigt Monika Lemmer. Sie ist Stammwählerin der Grünen, doch vor dieser Wahl ärgert sie sich über die „zu lockere Migrationspolitik der Partei“. Ihr Hauptaugenmerk liegt eigentlich auf dem Klima- und Umweltschutz. „Das Thema Klima kommt im Wahlkampf nicht vor, obwohl es sehr wichtig ist“, beschwert sich die 65-Jährige.

In Wipperfürth macht auch der Krieg in der Ukraine weiterhin Angst

Im Norden des Kreises, in Wipperfürth, fällt Gerd Werner (62) die Wahlentscheidung deutlich leichter. „Ich wähle die CDU“, sagt er grinsend. „Die SPD hat mir kein Glück gebracht. Ich wünsche mir nach der Wahl eine stärkere Wirtschaft und sinkende Steuern.“

Einen wirtschaftlichen Aufschwung wollen auch die Wipperfürther Karl-Heinz (61) und Iris Blechmann (56). Er hat bereits per Briefwahl die CDU gewählt, sie wird es ihm am Sonntag gleichtun. „Die SPD und die Grünen haben gemeinsam mit der FDP nichts auf die Reihe bekommen“, ärgert sich Karl-Heinz Blechmann. Auch die jüngsten Attentate bewegen ihn. Seine Frau dagegen schaut besorgt auf die Außenpolitik. „Bei Trump weiß man nicht, was einen erwartet“, sagt Iris Blechmann. Auch der Ukraine-Krieg mache ihr Angst. „Ich wünsche mir, dass wieder Frieden herrscht.“

Wie hält Oberberg es also mit der Wahl? Potenzielle Wähler von AfD, BSW und FDP waren in den drei Städten nicht anzutreffen, diese Umfrage zeichnet also kein Gesamtbild. An nahezu allen Antworten aber lässt sich erkennen: Ob Wirtschaft, Migration oder Frieden, der Blick in die Zukunft ist ein besorgter. Und eine große Sorge, die letztlich viele der Befragten abseits ihrer eigenen politischen Ansichten teilen, ist ein weiteres Erstarken der AfD – und damit verbunden ein Rechtsruck der Gesellschaft.


Aktuelle Zahlen für die Briefwahl im Oberbergischen Kreis

Auch bei der kommenden Bundestagswahl nutzen viele Wahlberechtigte die Möglichkeit der Briefwahl. Wir haben uns in einigen Kommunen nach dem aktuellen Stand erkundigt.

  1. Waldbröl: 3393 Briefwahlunterlagen
  2. Marienheide: 2691 Anträge, das entspricht knapp 27 Prozent der Wahlberechtigten. Bei der Bundestagswahl 2021 wurden 3547 Anträge auf Briefwahl gestellt.
  3. Gummersbach: 9400.
  4. Wipperfürth: 4800 Briefwähler (5878 im Jahr 2021)
  5. Morsbach: 3030 Wahlscheinunterlagen für Briefwähler
  6. Lindlar: 5223 (6271 im Jahr 2021)
  7. Engelskirchen: rund 4500
  8. Wiehl: 5500 (gut 4000 im Jahr 2021)
Auch in Oberberg nutzen tausende Menschen die Möglichkeit, per Briefwahl ihre Stimme abzugeben.

Auch in Oberberg nutzen tausende Menschen die Möglichkeit, per Briefwahl ihre Stimme abzugeben.

Das letztmögliche Einwurfdatum für den Wahlbrief ist Donnerstag, 20. Februar. Laut Bundeswahlleiterin Ruth Brand stellt die Deutsche Post sicher, dass Wahlbriefe, die spätestens an diesem Tag vor der letzten Briefkastenleerung eingeworfen oder in einer Postfiliale abgegeben werden, rechtzeitig zugestellt werden. Sie müssen nicht frankiert werden.

Darüber hinaus kann der Wahlbrief direkt bei der auf dem Umschlag aufgedruckten Stelle abgegeben, oder trotz beantragter Briefwahl am Wahltag im Wahllokal gewählt werden. Das ist in jedem Wahlraum des eigenen Wahlkreises möglich. In diesem Fall müssen Wahlberechtigte den Wahlschein, der den Briefwahlunterlagen beiliegt, und einen Lichtbildausweis mitbringen.