Rund 4,9 Millionen Euro kosten die Anlagen, die auf dem früheren Merkur-Gelände entstehen. Für die Immobilien fehlt noch immer ein Investor.
Millionen-ProjektAb Montag wächst mitten in Waldbröl der neue „Grünzug-Ost“
Noch findet sich auf dem Papier mehr Grün als spätestens Ende 2026 in Waldbröls Mitte wirklich wächst. Denn noch immer sucht die Stadt nach Investoren, die auf dem früheren Merkur-Gelände Wohn- und Geschäftshäuser sowie ein Hotel errichten wollen.
Ab kommenden Montag rollen die Bagger trotzdem: Die Bauarbeiten für den Grünzug-Ost starten, am Mittwoch ist der erste, noch symbolisch gemeinte Spatenstich auf dem insgesamt rund 12.000 Quadratmeter großen Areal erfolgt – sehr zur Freude und großen Erleichterung von Bürgermeisterin Larissa Weber: „Eine Stadt muss investieren – und das können wir hier nun endlich tun“, betont Waldbröls Rathauschefin. „Trotz schlechter Bedingungen wollen wir zeigen, dass es vorwärts geht und eine Fläche schaffen, die viel Aufenthaltsqualität zu bieten hat.“
Etwa eine Million Euro muss Waldbröl selbst bezahlen für den Grünzug
Kosten soll der Grünzug rund 4,9 Millionen Euro, dafür darf Waldbröl Förderkassen bei Bund und Land anzapfen. Weitere Fördermittel fließen von der Bezirksregierung und von „go.Rheinland“, dem früheren Zweckverband Nahverkehr Rheinland. Etwa 980.000 Euro muss die Marktstadt selbst aufbringen. Fertiggestellt werden soll der Grünzug bis Ende 2025 – und bis das Grün dann grünt, gehen bis in den Herbst 2026 noch ein paar Monate ins Land.
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Verantwortlich für die Planung sind das Wiehler Baubüro Donner und Marenbach sowie das Atelier für Garten- und Landschaftsarchitektur von Adriane Baakes-Zauner in Krefeld. Das meiste geschieht zunächst auf der Seite der Bahnhofstraße: „Da bringen wir auf einer Länge von 190 Metern den bisher meist unterirdisch geführten Waldbrölbach ans Tageslicht“, erklärt Bernd Schneider, zuständiger Ingenieur bei Donner und Marenbach.
Mitten in der Marktstadt Waldbröl soll es Obstbäume geben
Weil am Bachufer auch der elliptisch geformte Eventplatz zu finden ist, gibt es Sitzstufen aus Natursteinen. Schneider: „Das Ganze soll wie ein Atrium wirken.“ Und so lange noch keine Gebäude stehen, gebe es gegenüber weitere Stufen dieser Art. „Damit wir keinen Starkregen oder ein Hochwasser des Waldbrölbachs fürchten müssen, liegt auf diesem Gelände alles höher als an der tiefsten Stelle der Nümbrechter Straße“, ergänzt Larissa Weber. „So kann das Wasser immer abfließen.“ Rund 9200 Kubikmeter Boden, so schätzt Bauleiter Hardy Dresbach, werden bewegt und nach Möglichkeit an Ort und Stelle wieder verbaut. Im Erdreich verschwinden soll dagegen ein neuer, etwa 170 Meter langer Kanal.
In Richtung der Friedenstraße angelegt werden zudem ein Spielplatz für Kinder mit 14 Stationen sowie ein Parkour-Platz, auf dem Jugendliche sich auspowern und gleich mit Vitaminen stärken. „Wir pflanzen Obstbäume“, kündigt die Bürgermeisterin an. „Das ist ein Wunsch von Kindern und Jugendlichen, die an der Planung mitgewirkt haben.“ Aber auch Menschen, die in Wohnungen ohne Garten leben, dürfen Äpfel und andere Früchte pflücken.
Als letzter Mieter hatte Woolworth den Waldbröler Merkur-Komplex verlassen
Die Pläne für eine neue Bebauung mit Wohn- und Geschäftsimmobilien sowie einem Hotel entlang der Kaiserstraße und rund um den neuen Stadtplatz liegen indes weiterhin auf Eis: „Die Ausschreibung dafür läuft so lange, bis wir ein vernünftiges Angebot bekommen“, schildert Weber. Bisher gebe es nur einige Anfragen. Anders sehe es für das knapp 1000 Quadratmeter große Grundstück an der Bahnhofstraße aus: „Da gibt es mehrere Bewerbungen für eine Immobilie mit gewerblicher Nutzung im Erdgeschoss und Wohnraum darüber.“ Im September werde die Stadtpolitik entscheiden.
Bis in den Juni 2020 hinein stand dort der Merkur-Komplex mit seinen 170 Wohnungen, von denen im Mai 2007 noch etwa 20 genutzt wurden. Wann die letzten Mieterinnen und Mieter gegangen sind, das weiß heute niemand mehr. Zuletzt, im August 2009, hatte auch die Discounterkette Woolworth diesem Standort den Rücken gekehrt.
Ausschreibung für Neubauten auf dem alten Merkur-Gelände in Waldbröl läuft weiter
Im Sommer vergangenen Jahres waren die Gummersbacher Investorengemeinschaft KPBAG und ein Hotelpächter abgesprungen. So hatte KPBAG-Geschäftsführer Volker Müller dem Rathaus mitgeteilt, dass ein Projekt dieser Art aufgrund der rasant gestiegenen Kosten vorerst nicht zu realisieren sei – ein Schock für die Marktstadt. Und so lange es keine Gebäude gibt, soll der Stadtplatz eben ein grünes Provisorium bleiben, weil nämlich eine Tiefgarage diesen später tragen soll.
Nun angelegt werden zudem vielseitig nutzbare Flächen an der Bertha-von-Suttner-Straße. „Für ein Stadtfest können darauf zum Beispiel Zelte aufgeschlagen werden“, überlegt Ingenieur Schneider, auch sind mehr als 50 Parkplätze vorgesehen. Die bisherigen Buchten fielen aufgrund der Arbeiten zumindest zeitweise weg, auf dem Gelände des späteren Stadtplatzes würden Ausweichplätze eingerichtet. Während der Arbeiten seien Neugierige übrigens willkommen, betont Bauleiter Dresbach. „Fragen werden im roten Container beantwortet und Baustellenführungen bieten wir bald ebenfalls an.“ Ausführen wird den Bau die Tiefbaugesellschaft WWB aus Krunkel (Landkreis Altenkirchen).
Auch der örtliche Verkehr soll in Waldbröl mehr Platz bekommen
Der neue Grünzug-Ost erstreckt sich zwischen der Nümbrechter Straße und der Friedenstraße. An dieser Stelle treffen mehrere Projekte der Stadt aufeinander. Denn nicht nur der Waldbrölbach säumt den Grünzug-Ost, sondern auf einer Strecke von rund 330 Metern ebenso der neue Cityradweg.
Dieser soll am Ende eine Verbindung schaffen zwischen dem Sportzentrum am Promenadenweg und zunächst der Otto-Eichhorn-Straße. Dafür vorgesehen ist auf dem früheren Merkur-Gelände eine Fläche mit einer Größe von insgesamt 2540 Quadratmetern. Gedacht ist der Cityradweg indes nicht für Zweiräder, sondern auch für Zwei- und Vierbeiner.
„Deswegen erhält er eine komfortable Breite von 4,30 Metern“, sagt Maik Simon, Tiefbau-Techniker der Stadt. Über einen Fußweg geht's derweil hinauf zur Bahnhofstraße. Zudem führen zwei Brücken über den Waldbrölbach. Wer keine nassen Füße fürchtet, der kann eine seichte Furt nutzen, in der dann Steine den Weg durch den Bachlauf weisen.
Jenseits der Friedenstraße gebaut wird auch eine Mobilstation, die den Umstieg vom Auto in den öffentlichen Nahverkehr – oder auf das Fahrrad – leicht machen soll.