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Lange TraditionWaldbröler Bäckerei Marenbach setzt seit 90 Jahren auf Handarbeit

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit Gehstock sitzt vor mehreren Meisterbriefen, die an der Wand hängen.

In der Waldbröler Bachstube von Dirk Marenbach wird alles von Hand gefertigt – jedes einzelne Brötchen.

In der Backstube von Dirk Marenbach in Waldbröl ist Handarbeit angesagt. Modernen Maschinen hat er schon lange aus der Backstube geschmissen.

Die modernen Maschinen habe er schon vor mehr als 20 Jahren aus der Backstube geschmissen. „Brotteige, so wie wir sie zubereiten, verkleben in einer automatisierten Brotstrecke“, erklärt Bäckermeister Dirk Marenbach, in dessen Backstube alles von Hand gefertigt wird – jedes einzelne Brötchen und erst recht die vielen Brote.

„Durch die lange Ruhezeit, die wir dem Teig lassen und durch das lange Kneten von Hand wird der Teig viel homogener und bekommt eine viel feinere Struktur“, erklärt er. Selbst Kunden, die an einer Gluten-Unverträglichkeit leiden, könnten seine Brote gut vertragen, sagt der Bäckermeister, der in diesem Jahr das 90-jährige Bestehen der Bäckerei Marenbach feiert.

Ihr Ursprung liegt in Bladersbach, wo Großvater Friedrich Marenbach 1933 die Bäckerei eröffnete. Enkelsohn Dirk führte die Bäckerei dort in dritter Generation weiter bis ins Jahr 2010 – ein schwarzes Jahr für ihn. Streitereien mit den Nachbarn und nicht mehr finanzierbare Auflagen zwangen ihn zur Aufgabe des Geschäfts. Zudem verstarb sein langjähriger Bäckermeister und bei ihm wurde die Krankheit Multiple Sklerose diagnostiziert.

Dennoch ließ er sich nicht unterkriegen und als sich vor ein paar Jahren die Gelegenheit bot, in Waldbröl die Räume der alten Stadtbäckerei Ulbrich – wo er einst seine Lehre absolviert hat – zu übernehmen, zögerte er nicht lange. „Wenn ich aber gewusst hätte, was da alles auf mich zukommt, mit der jahrelangen Baustelle vor der Türe und der Pandemie, dann hätte ich das nicht gemacht“, sagt er heute selbstkritisch.

Dirk Marenbach überstand die bittere Zeit der Corona-Pandemie

Der Vertrieb seines speziellen Urkorn-Vollkornbrotes und anderen Spezialitäten über die Firma Feinkost Berge aus Breunfeld und der mobile Verkaufswagen haben geholfen, die bittere Zeit zu überstehen. Der Verkaufswagen ist fünf Tage die Woche im Einsatz, immer auf einem anderen Wochenmarkt – und jeden zweiten Donnerstag natürlich in Waldbröl. An diesen Tagen steht seine Mutter Helga Marenbach mit ihren stolzen 84 Lenzen persönlich hinter dem Verkaufstresen. „Das lässt sie sich als Bäckersfrau nicht nehmen“, sagt Sohn Dirk.

Was in der Bäckerei vom Tage übrig bleibt, spendet er an die Tafeln oder an die Organisation „Too good to go“, über die fertig gepackte Tüten mit verschiedensten Backwaren im Wert von 12 Euro für 4 Euro online verkauft werden. Denn zum Wegschmeißen sind die Backwaren zu schade und dank der hochwertigen Zutaten und Verarbeitung schmecken sie auch am Tag danach noch gut – auch der weithin bekannte Bienenstich.

„Das Geheimnis unseres Bienenstichs ist eigentlich aus der Not geboren,“ verrät Dirk Marenbach. Sein Großvater hat in den Kriegsjahren sparen wollen und die teuren Mandeln, die auf die Decke des Bienenstichs gehören, mit billigeren Haferflocken gestreckt. Bei diesem Rezept ist es geblieben und heute wie damals kocht Mutter Marenbach zuhause kiloweise Pudding im eigenen Kessel.

Nebst solch alten Familienrezepten sind aber auch neue Backwaren dazu gekommen, wie beispielsweise das „Fritz Brot“ ein Ruchbrot nach Schweizer Vorbild, für das Marenbach das erforderliche Ruchmehl extra in einer Mühle im Sauerland herstellen lässt.

Computersoftware hilft bei der Kalkulation der Preise

Was nicht gerade billig ist, aber beim Kalkulieren der Preise hilft ihm eine Computersoftware, die er vor über 20 Jahren als damalige Neuheit erworben hat. Heute ist er froh, denn die gestiegenen Preise für Weizenmehl, Eier und Strom zwangen auch Bäcker Marenbach jüngst dazu, die Preise erhöhen. Um faire Endpreise zu bestimmen, muss er nur die Rohstoffmengen und Einkaufspreise eingeben – et Voila schon wirft der Computer ihm einen Stückpreis raus.

Der Bienenstich kostet heute 2.90 Euro das Stück, vor 90 Jahren, als die Bäckerei Marenbach zum ersten Mal die Türen öffnete, dürfte der Preis bei rund 20 Pfennig gelegen haben.