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Offene GartenpforteWo sich in Waldbröl blaue Männer im Grünen tummeln

Lesezeit 4 Minuten
„Weltanschauung“ heißt eine Werkreihe von Ottmar Hörl mit blauen Figuren. Einige davon sind nun in Waldbröl bei der Stiftung Lange & Bosbach zu sehen, wenn dort die Offene Gartenpforte ins Grüne lockt. Unser Foto zeigt ein Exemplar davon.

„Weltanschauung“ heißt eine Werkreihe von Ottmar Hörl mit blauen Figuren. Einige davon sind nun in Waldbröl bei der Stiftung Lange & Bosbach zu sehen, wenn dort die Offene Gartenpforte ins Grüne lockt.

Silke Bosbach hat mit ihrer Stiftung in Waldbröl Quartier bezogen, seither vergibt sie Stipendien. Jetzt lockt auch die Offene Gartenpforte.

Wo ist der richtige Platz für den blauen Mann mit dem Fernglas? Silke Bosbach sieht sich um. Auf der Mauer aus Grauwackebrocken vielleicht? Oder auf dem weißgetünchten Sims? Die Künstlerin sieht sich um in ihrem Garten: „Klar ist, dort oben hängen wir den Engel auf“, sagt sie und deutet auf einen Haken an der Hauswand. Wenn am Sonntag, 5. Mai, die Tage der „Offenen Gartenpforte“ anbrechen, dann öffnen auch Bosbach und ihr Ehemann Michael Lange das rund 800 Quadratmeter große Gelände am Wilhelmsthal 1, gelegen oberhalb der Stadtmitte Waldbröls. Und dann zieht viel Kunst auch ins Grüne.

Dann sind draußen Malereien von Silke Bosbach und Skulpturen von Ottmar Hörl aus Wertheim ebenso zu sehen wie drinnen, im Atelier auf der Anlage, realistische Zeichnungen des Schweizers Frederick Terpstra und Keramikarbeiten von Arek Szwed aus Dąbrowica in Polen. Der Engel gehört dazu, die Kunststofffigur des blauen Mannes mit dem Fernglas im Outfit der 1950er Jahre ist Teil von Hörls Werkreihe „Weltanschauung“. Bosbach: „Der bekommt aber noch Gesellschaft.“

Waldbröler Stiftung vergibt Stipendien an Kunstschaffende und andere

Am Saum der Marktstadt hat das Paar aus Overath im Juni vergangenen Jahres ein Zweit-Quartier bezogen und die Gebäude der ehemaligen Pension „Dorothea“ übernommen. „Hier ist es schön abgeschieden, still und vor allem gibt es hier Platz“, sagt Bosbach. An dieser Adresse nämlich ist nun die Kunststiftung Lange & Bosbach ansässig.

Diese vergibt nach erfolgreicher Bewerbung dann Stipendien an Kunstschaffende, an Zeichnende, an Schreibende, an Fotografierende, aber auch an Forschende. Je nach Art des Stipendiums dürfen die damit Bedachten dann eine Zeit von zwei Wochen bis höchstens drei Monaten in der Marktstadt verbringen, dort das Atelier Bosbachs nutzen und sich in aller Ruhe auf ihre Werke und ihre Arbeit daran konzentrieren. Die Gründerin selbst hält Kurse dort.

Das Programm heißt „Artist in Residence“

Seitdem sie ihre eigene Stiftung leitet, will die heutige Kunstdozentin und frühere Lehrerin nur noch selten in die Öffentlichkeit treten, Fotos lehnt sie strikt ab. „Für 2024 sind wir mit Bewerbungen reichlich versorgt“, betont Silke Bosbach. Ein bis zwei Stipendien pro Halbjahr seien vorgesehen, „Artist in Residence“ (etwa „Künstler vor Ort“) heißt das Programm dahinter. Ihr und ihrem Mann sei es wichtig, dass die Bewerberinnen und Bewerber möglichst vielfältige Hintergründe haben, schildert die Stifterin. Das Alter sei völlig egal, eher spiele die finanzielle Situation eine Rolle: „Wir wollen Chancen bieten.“

Das gelte auch für die Zeit nach dem Aufenthalt in Waldbröl, da dürften Stipendiatinnen und Stipendiaten auf Hilfe aus dem großen Netzwerk Langes und Bosbachs hoffen, auf Kontakt zu Akademien etwa, zu Galeristen und auf Ausstellungen. „Mir ist immer der Austausch unter Menschen am wichtigsten, nicht nur der über die Kunst“, erklärt die Overatherin. „Und es ist immer völlig okay, wenn jemand sagt, er könne mit diesem oder jenem Werk nichts anfangen.“

Der Züricher Frederick Terpstra (38) ist ein „Artist in Residence“, wenn sich die Gartenpforte öffnet. Seine Zeichnungen sind dann im Atelier zu sehen, während Ottmar Hörl (74) ins Freie zieht mit seinen Skulpturen: Er war Professor an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste, bekannt ist der Wertheimer etwa für gigantische Ansammlungen von Figuren, die sich immer auf einen gewissen Ort beziehen oder aber ein gemeinsames Thema haben wie eben die „Weltanschauung“. Hingucker im Garten ist zudem ein großes Allium-Feld mit mehr als 300 Pflanzen. „Auch Lupinenfelder sollen entstehen – auf dem bergisch-lehmigen Boden eine Herausforderung“, sagt Silke Bosbach. „Aber ein Garten ist nie ein beendetes Projekt, es geht immer weiter.“


Anmeldung erbeten: In Waldbröl bieten Silke Bosbach und Michael Lange auch Führungen an

Silke Bosbach und Michael Lange öffnen ihren Skulpturengarten, Wilhelmsthal 1 in Waldbröl, am Sonntag, 5. Mai, sowie am Sonntag, 14. Juli, und am Sonntag, 22. September, jeweils von 12 bis 16 Uhr. Für 14 Uhr ist immer eine Führung geplant, für die allerdings eine Anmeldung drei Tage zuvor erbeten ist unter webmaster@silke-bosbach.de. Im September zu sehen sind bei Bosbach und Lange überdies Blumenarrangements der Waldbrölerin Katharina Dick. Hunde sind nicht erwünscht.

Parkplätze am Haus gibt es keine: Das Auto kann abgestellt werden am Schullandheim Haus Pempelfort oder am städtischen Friedhof, Adresse: Auf der Kirchenhecke. Der Eintritt ist an allen Tagen frei.

Die Offene Gartenpforte Rheinland, nicht zu verwechseln mit der Bergischen Gartentour, ist eine Veranstaltung der Stadt Bonn, der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur sowie der „Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas“.

In Oberberg sind zehn Gärten zu sehen

Insgesamt zehn Gärten sind im Oberbergischen Kreis anlässlich der Offenen Gartenpforte geöffnet, jedoch an verschiedenen Tagen. Angemeldet haben ihre Teilnahme:

  1. Christa Budde-Hielscher, Am Stockhahn 9a in Bergneustadt-Pernze, geöffnet am 8. und 9. Juni, jeweils von 11 bis 19 Uhr.
  2. Petra Fahl, Hömelstraße 11 in Gummersbach-Bünghausen, geöffnet am 8. und 9. Juni, stets 11 bis 17 Uhr.
  3. Katja und Klaus Wopfner, Zu den Brüchen18 in Lindlar-Altenlinde, geöffnet am 5. Mai, 8. und 9. Juni sowie am 22. September, jeweils in der Zeit von 11 bis 18 Uhr.
  4. Naturerlebnisgarten Brüchermühle, Kölner Straße 32 in Reichshof-Brüchermühle, geöffnet am 4. und 5. Mai, am 8. und 9. Juni sowie am 21. und 22. September, jeweils von 11 bis 18 Uhr.
  5. Arnika und Holger Naumann, Pochestraße 39 in Waldbröl, nur geöffnet am 9. Juni, 12 bis 18 Uhr.
  6. Sylvia Geldmacher, Erlenweg 5 in Waldbröl-Diezenkausen, geöffnet am 8. und 9. Juni sowie am 22. September, jeweils von 11 bis 18 Uhr.
  7. Ellen Blommaert und Sven Harten, Drinhausen 5 in Waldbröl-Drinhausen, geöffnet nur am 9. Juni in der Zeit von 14 bis 18 Uhr.
  8. Gaby und Carsten Ingwersen, Kirchblick 10 in Waldbröl-Wilkenroth, geöffnet nur am Sonntag, 9. Juni, 11 bis 18 Uhr.
  9. Claudia und Bernd-Uwe Mach, Stöckenweg 2 in Waldbröl-Wilkenroth, geöffnet am 4. und 5. Mai, am 8. und 9. Juni sowie am 21. und 22. September, jeweils von 11 bis 18 Uhr.

Mehr dazu gibt es online auf den Internetseiten der Offenen Gartenpforte.