Waldbröl – Die Mitarbeiter sind am Ende ihrer Kräfte: Sie müssen nun auch noch Schmiere stehen an den Ein- und Ausgängen der betreuten Wohnanlage für Senioren am Waldbröler Marktplatz. Diese unterhält der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Vorsitzender Jürgen Spies berichtet kopfschüttelnd von der Unvernunft der Bewohner.
Nachdem dort 15 Corona-Infektionen festgestellt worden sind, steht das gesamte Haus unter Quarantäne. Niemand darf rein, keiner raus. „Doch daran wollen sich einige der Bewohner einfach nicht halten“, ärgert sich Spies. Am vergangenen Mittwoch haben die Mitarbeiter der Anlage das Ordnungsamt der Stadt Waldbröl zu Hilfe gerufen, die Ordnungskräfte wiederum holten die Polizei hinzu.
Zum Einkauf in den Supermarkt gegenüber
Seit Freitag vergangener Woche und vorerst bis 25. Dezember gilt für das Haus mit Adresse an der Schladerner Straße eine Allgemeinverfügung des Oberbergischen Kreises: Die verbietet allen 78 Senioren, das Gelände zu verlassen. „Wir können sie aber auch nicht einschließen“, betont Jürgen Spies und verweist etwa darauf, dass die Zugangstüren nicht verriegelt werden dürfen. Immer wieder entwische also einer der Senioren, die allesamt älter als 80 Jahren seien.
Fünf der Bewohner, so führt der Vereinsvorsitzende aus, würden gerade in einem Krankenhaus behandelt, bei zehn weiteren sei ebenfalls eine Infektion festgestellt worden. „Sie waren Kontaktpersonen“, erläutert Spies. Am Freitag soll seinen Angaben zufolge ein „großer Coronatest für alle Bewohner und Mitarbeiter“ erfolgen.
„Auf die Ergebnisse der ersten Tests mussten wir leider ganze zehn Tage warten“, kritisiert er. „Wir hoffen, dass keine weitere böse Überraschung gibt.“
Senioren brüsten sich mit ihrem Verhalten
Nach Informationen dieser Zeitung hat sich die Filialleitung eines nahen Lebensmittelmarktes jüngst im Rathaus über das verantwortungslose Verhalten der Senioren beschwert. Auf Nachfrage bestätigt ein Mitarbeiter des Marktes, dass auch weiterhin Bewohner der Wohnanlage zum Einkauf kämen, obwohl sie das Haus nicht verlassen dürfen.
Eine Mitarbeiterin eines anderen, im selben Gebäude ansässigen Geschäftes berichtet davon, dass die Senioren sogar frank und frei davon erzählten, wie sich davongeschlichen hätten. Zwar sei inzwischen weitestgehend Ruhe eingekehrt, doch gebe es noch vereinzelte Versuche, die Wohnanlage zu verlassen, ergänzt Jürgen Spies. „Daran soll sie unser Bereitschaftsdienst hindern.“