Düsseldorf – Zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl hat die schwarz-gelbe Landesregierung am Mittwoch den politisch umstrittenen Plan für eine tiefgreifende Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Die Krankenhäuser in NRW sollen sich künftig auf bestimmte Leistungen von der Schlaganfall-Versorgung über die Knie-Prothese bis zur Bauchspeicheldrüsen-OP spezialisieren. Ein Kernpunkt ist, dass ein Krankenhaus mit internistischer und chirurgischer Versorgung für 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb von 20 Autominuten erreichbar sein muss.
„Es geht am Ende um eine verlässliche und hochwertige Krankenhausversorgung für die Menschen in unserem Bundesland - in den Ballungsräumen ebenso wie in den ländlichen Regionen”, teilte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit. Im Landesausschuss für Krankenhausplanung sei mit den Akteuren Einvernehmen erzielt worden. Ziel sei die „nachhaltige Stärkung der Krankenhauslandschaft”. Der Krankenhausplan ist ein zentrales Vorhaben der schwarz-gelben Landesregierung. Am 15. Mai wird ein neuer Landtag gewählt.
Die Entscheidungen zur konkreten Umsetzung der Vorgaben des Krankenhausplans in den Regionen erfolgen allerdings erst später - durch regionale Planungskonzepte. Das Verfahren werde derzeit vorbereitet, hieß es weiter.
Künftig ist laut dem Plan nicht mehr die Bettenzahl das zentrale Planungsinstrument. Vielmehr wird zur Ermittlung des stationären Bedarfs die jährliche Fallzahl je medizinischer Leistung, etwa bei Hüft- und Knie-Prothesen, Organtransplantationen oder Geburtshilfe herangezogen. Intensivmedizin muss flächendeckend vorgehalten werden. NRW ist das erste Bundesland mit einem solchen Modell.
Viele Krankenhäuser leiden unter Fachkräftemangel und schreiben rote Zahlen. Die Krankenhausgesellschaft NRW hatte nicht ausgeschlossen, dass der neue Plan in Einzelfällen zu Schließungen einzelner Abteilungen oder ganzer Krankenhäuser führen könnte.
Konkret weist der Plan Leistungsbereiche und -gruppen aus, die die medizinischen Fachgebiete wie etwa Allgemeine Innere Medizin, Kardiologie, Onkologie oder Orthopädie abbilden, sowie auch konkrete Unterdisziplinen wie zum Beispiel Stammzellentransplantation oder Hüft- und Wirbelsäulen-OPs. Für jede Disziplin werden Qualitätsvorgaben gemacht - etwa zum Personal und zur Ausstattung.
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