Prinz Philipp I. überraschte mit einem politischen Statement.
Schon zu Beginn des Auftritts im Ratssaal hatte der künftige Prinz mit Blick auf seinen Beruf als Lehrer strahlend bekannt, dass dies das „erstaunlichste und fantastischste Klassenzimmer“ sei, in das er je geschaut habe.
Wie der künftige Prinz und gebürtige Gladbacher zum Karneval fand und was die Pläne des neuen Dreigestirns sind.
Bergisch Gladbach – Die ersten Worte eines angehenden Prinzen werden stets mit besonderer Aufmerksamkeit erwartet – und Gladbachs Prinz in spe Philipp I. (Schäfer) beeindruckte tief im proppenvollen Ratssaal. Auch mit einem bewussten politischen Statement. „Zesamme sin mehr eins“ rief er als Motto des künftigen Dreigestirns aus.
Damit spielen er, der angehende Bauer Markus Schäfer) und Jungfrau Jenny (Klein) nicht nur auf die beiden Gesellschaften Löstige Stänedräjer und Bensberger Carnevals Company an, aus denen sie kommen, sondern auch auf den Zusammenhalt der Gesellschaft insgesamt.
Mahnende Worte
„Wir haben verdammt viele kaputte Menschen in unserer Welt rumlaufen, die versuchen, all das kaputt zu machen, was unsere Vorfahren aufgebaut haben – darauf müssen wir aufpassen“, zitierte Philipp Schäfer Kasalla-Frontmann Bastian Campmann und rief dazu auf, dass alle ein Stück zusammenrücken sollten: „Wir machen uns stark gegen Rassismus, gegen Antisemitismus, gegen jegliche Form von Diskriminierung und Intoleranz. Alle Farben sind in unserer Stadt willkommen, nur Braun muss draußen bleiben“, sagt der angehende Prinz und erntete tosenden Beifall.
Schon zu Beginn des Auftritts im Ratssaal hatte der künftige Prinz mit Blick auf seinen Beruf als Lehrer strahlend bekannt, dass dies das „erstaunlichste und fantastischste Klassenzimmer“ sei, in das er je geschaut habe. Bis auf die Treppe hinaus standen die Jecken, auch weil diesmal die Tür zum kleinen Ratssaal nicht geöffnet war.
Dank ans scheidende Trifolium
Martin Gerstlauer von der Vereinigung zur Erhaltung und Pflege heimatlichen Brauchtums begrüßte neben dem bereits voriges Wochenende vorgestellten Kinderdreigestirn der Kreisstadt auch die scheidenden großen Tollitäten, Prinz Hanno I., Bauer Manfred und Jungfrau Jutta, denen er ebenso wie Vize-Bürgermeister Josef Willnecker, der für den erkrankten Rathauschef Lutz Urbach eingesprungen war, für eine karnevalistische Hoch-Zeit dankte.
„Ihr habt uns gezeigt, wie man Gemeinschaft feiert“, dankte der sichtlich gerührte Prinz Hanno I. den zahlreichen Karnevalisten im Saal. „Wir werden die wunderschönen Momente immer in unseren Herzen behalten.“
„He stonnn se, dat sinn se“, wandte sich Gestlauer den neuen Tollitäten zu, nachdem Werner Müller von „De Jode Tön“ das neue Lied zum Sessionsmotto „Dat es herrlich – un ech Bergisch“ angestimmt hatte.
Drei junge dynamische, sympathische Menschen, die sich gefunden hätten, befand der Brauchtumsvereinigungschef mit Blick auf die angehenden Tollitäten: „Zwei sind miteinander verheiratet, die Jungfrau ist noch ledig“, stellte er in launigen Worten Prinz und Bauer aus den Reihen der Löstigen Stänedräjer und Jungfrau Jenny von der Bensberger Carnevals Company vor.
Farben des Frühlings
Beide recht junge Gesellschaften hätten einen grünen Schwerpunkt, so Gerstlauer: „Die Farben des Frühlings.“ Auch Gerstlauer blieb bei so viel Grün indes nicht unpolitisch Den Grünen in der Stadt empfahl er augenzwinkernd, doch nicht auf eine neue Ampel zu setzen, sondern stattdessen lieber auf Bäume, „zum Beispiel Buchen“.
Wie der künftige Prinz und gebürtige Gladbacher zum Karneval fand, als ihn Harry Schülgen vor 20 Jahren auf den Zochwagen der Schlader Botze einlud, erzählte Gerstlauer ebenso wie von Philipps Einsatz auch für kleinere Karnevalsvereine.
Schon im Kinderdreigestirn
Spitz ging er auf die Kindheit des gebürtigen Wipperfürthers Markus Schäfer ein, der im schon zu Westfalen gehörenden Halver aufwuchs, dann aber mit vier oder fünf Jahren erste Berührungen mit dem Straßenkarneval am Forsbacher Zoch machte – inklusive anschließendem Besuch im Kultlokal „Whisky Bill“.
Dass Fans für Jennifer Lopez oder Jennifer Eccles schwärmten war einmal. „Ab sofort werden alle für Jungfrau Jenny schwärmen“, zeigte sich Gerstlauer überzeugt und rief die Amtszeit der gebürtigen Bensbergerin im Kinderdreigestirn in Erinnerung: „Das gab es noch nie, dass die Jungfrau im Kinderdreigestirn einmal auch die Jungfrau im großen Dreigestirn wird.“
Hervorragendes Dreigestirn
Als dann auch noch Vize-Bürgermeister Josef Willnecker attestierte, dass das „hervorragende neue Dreigestirn“ Anlass biete, „diese Session besonders viel Gas zu geben“, gab’s für die drei kein Halten mir. „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani tönte aus den Boxen, bevor sich ein scheinbar endloses Spalier von Gratulanten bildete.
Gemeinsam ging’ anschließend zur Sessionseröffnungsparty ins benachbarte Wirtshaus, in dem erst sehr spät in der Nacht die Lichter ausgingen.