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Neue FeuerwacheGladbacher Feuerwehr stellt letzte verbliebene Option vor

Lesezeit 6 Minuten

Wie in einem Studio: Für die digitale Bürgerinformationsveranstaltung wurde live aus dem Spiegelsaal via Internet übertragen. Rund 400 Bürgerinnen und Bürger nutzten das Angebot.

Bergisch Gladbach – Insgesamt 21 Grundstücke haben Feuerwehr und Stadt zum geplanten Bau einer neuen Feuerwache im Süden des Stadtgebiets im vergangenen Jahr noch einmal geprüft, darunter auch sieben Grundstücke, die im Zuge einer Bürgerinformationsveranstaltung vor gut einem Jahr im Refrather Feuerwehrhaus vorgeschlagen worden waren. Das Ergebnis stellten Vertreter von Feuerwehr und Stadt am Montagabend in einer knapp dreistündigen digitalen Infoveranstaltung vor, die bis zu 400 Bürgerinnen und Bürger verfolgten und auch dazu nutzten, um via Internetchat Fragen zu stellen.

Die wichtigsten Punkte rund um das Thema:

Warum muss eine neue Feuerwache gebaut werden?

Die bisherige Feuer- und Rettungswache an der Wipperfürther Straße, die ursprünglich der Betriebshof der Stadt Bensberg war, ist nicht nur viel zu klein für die gewachsene Zahl der Einsatzkräfte und die heute gängigen Feuerwehrfahrzeuge, sie ist – wie Feuerwehrchef Jörg Köhler erläuterte – auch „nicht mehr sicher im Rahmen der Unfallverhütungsvorschriften“.

Warum baut die Stadt keine neue Wache am bisherigen Standort?

Für einen Neubau nach den heutigen Anforderungen ist das Grundstück laut Stadt und Feuerwehr nicht nur zu klein, von dort aus würden auch bevölkerungsreiche Stadtteile wie Refrath mit Hochhäusern und Seniorenheimen nicht schnell genug erreicht, so Feuerwehrchef Köhler.

Die vorgeschriebenen Hilfsfristen (siehe „So schnell muss die Feuerwehr vor Ort sein“) sind dabei für Opfer im Ernstfall ebenso überlebenswichtig wie Vorgaben zur Mannschaftsstärke und dem Gerät, mit dem die Feuerwehr an der Einsatzstelle sein muss.

Wie viel Platz wird für eine neue Wache benötigt?

Laut Feuerwehr sind rund 6000 Quadratmeter nötig, darin enthalten sind dann aber schon Parkplätze, Wende- und Grünflächen.

Warum sind die Planer erst nach jahrelanger Suche auf das jetzt ins Auge gefasste Grundstück an der Autobahnabfahrt Frankenforst gekommen?

Weil man laut Feuerwehrchef Köhler zunächst versucht hat, ein unbewaldetes Grundstück rund um die Autobahnabfahrt Bensberg (früher: Moitzfeld) zu finden, um so Fällungen zu vermeiden.

Warum sind die Grundstücke rund um die A4-Auffahrt Bensberg ausgeschieden?

Entweder waren die Grundstücke zu steil, zu weit entfernt von der Autobahnauffahrt (um über die A4 auch schnell nach Refrath zu kommen) oder die Eigentümer wollten nicht verkaufen.

So schnell muss die Feuerwehr vor Ort sein

8 Minuten darf es maximal dauern, bis die Feuerwehr nach der Alarmierung einen Einsatzort erreicht. Diese Hilfsfrist ist vorgeschrieben. Warum? Das erläuterte Bergisch Gladbachs Feuerwehrchef Jörg Köhler bei der Bürgerversammlung: Wenn ein Mensch nicht spätestens 17 Minuten nach Ausbruch eines Brandes gerettet wird, hat er in der Regel kaum eine Überlebenschance. Rechnet man dann noch die Zeit bis zum Notruf (3,5 Minuten), die Einsatzaufnahme (1,5 Minuten) und das Vorgehen der Feuerwehr (4 Minuten) nach Erreichen des Einsatzortes ab, so wird deutlich, dass fürs Ausrücken der Retter und die Fahrzeit acht Minuten verbleiben. (wg)

Davon habe man sich im vergangenen Jahr nochmals bei jedem versichert, so Bürgermeister Frank Stein.

Was ist mit dem Grundstück am Technologiepark, auf dem jetzt auch der „Grüne Mobilhof“ samt Wasserstofftankstelle der Regionalverkehr Köln GmbH entstehen soll?

Das Grundstück hat zwar mit 10 000 Quadratmeter eine ausreichende Größe, aber nicht für Mobilhof und Feuerwache, zumal beide Bereiche getrennt werden müssten, um beispielsweise ein hindernisfreies Ausrücken zu garantieren.

Auf dem Waldgrundstück (1) zwischen Frankenforster Straße (2) und Rather Weg (3) soll die Wache gebaut werden – unweit der Anschlussstelle Frankenforst der Autobahn 4 (4).

Eine mehrgeschossige Anlage in den Hang, des zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Overather Straße steil abfallenden Grundstücks sei zudem schon „bauphysikalisch kaum möglich“, so Köhler.

Warum spielt die Nähe zu einer der A4-Anschlussstellen eine so große Rolle?

Weil die Feuerwehr über die Autobahn auch die jeweils anderen südlichen Teile der Kreisstadt vergleichsweise schnell erreichen kann. Selbst bei Stau ist – wenn eine entsprechende Rettungsgasse gebildet wird – ein schnelleres Durchkommen möglich als auf einer verstopften zweispurigen Straße.

Warum ist die Lage in Refrath besser als in Bensberg, um die südlichen Teile der Stadt von Refrath bis Herkenrath zu erreichen?

Aufgrund von Hochhäusern, mehreren Senioreneinrichtungen und der höheren Bevölkerungsdichte in städtischerem Areal wird das Risikopotenzial im Westen der südlichen Stadtteile höher eingestuft.

Was ist mit den übrigen Grundstücken rund um die Anschlussstelle Frankenforst?

Die Bundesanstalt für Straßenwesen ist laut Stadt nicht zur Abgabe von Flächen bereit. Würde man das bisherige Feuerwehrhaus der ehrenamtlichen Feuerwehreinheit an der Steinbreche zur Feuerwache ausbauen, würden laut Feuerwehr wohl die angrenzende Sportanlage sowie große Teile des (Markt-)Platzes wegfallen. Außerdem gäbe es Probleme, Herkenrath noch ausreichend schnell zu erreichen.

Im Bürgerchat: Vize-Feuerwehrchef Frank Haag und Pressesprecher Elmar Schneiders (v.l.).

Die alternativen Grundstücke rund um die Abfahrt Frankenforst sind – wie Stadt und Feuerwehr in der Bürgerversammlung detailliert darlegten – entweder nicht erhältlich oder ökologisch wertvoller als das nun ins Auge gefasste Grundstücke an der Kreuzung von Frankenforster Straße und Rather Weg. Dieses Grundstück sei die „letzte Option“, so Bürgermeister Stein.

Ist der Eigentümer denn bereit, zu verkaufen?

Ja, das ist der Landesbetrieb Wald und Holz – allerdings ausschließlich für den Bau einer Feuerwache. Auch das weitere Gelände entlang der Frankenforster Straße, das im städtischen Flächennutzungsplan noch als potenzielle Gewerbefläche ausgewiesen ist, stehe nicht zur Verfügung. Die Feuerwache könne also in keinem Fall ein „Türöffner“ für weitere Flächen sein, widersprach Köhler entsprechenden Befürchtungen. Von den 16 000 Quadratmetern des Eckgrundstücks würden zudem lediglich 600 Quadratmeter für die Wache benötigt, der übrige Wald bleibe stehen.

Wie wird der ökologische Eingriff ausgeglichen?

Der bisherige Eigentümer Wald und Holz will den Verkaufserlös für die Aufforstung von anderweitigen Flächen, möglicherweise gleichwohl außerhalb des Stadtgebiets, verwenden. Zudem werden bei der Bauleitplanung gesetzlich vorgeschriebene ökologische Ausgleichsflächen für den Eingriff geschaffen. Und drittens sei eine ökologische Bauweise etwa aus Holz oder mit Dachbegrünung denkbar, so Feuerwehr und Stadt.

Wo sollen die Feuerwehrfahrzeuge aus der Wache fahren?

Laut Feuerwehrchef Jörg Köhler auf jeden Fall auf den Rather Weg. Durch eine intelligente Ampelschaltung soll die Ausfahrt in die benötigte Richtung verkehrsfrei geschaltet werden, so dass Fahrzeuge ohne Martinshorn ausrücken können – so wie jetzt schon beispielsweise von der Wache an der vielbefahrenen Paffrather Straße .

Wie geht es nun weiter?

In der kommenden Woche steht das Projekt im städtischen Infrastrukturausschuss auf der Tagesordnung. Danach soll der Stadtrat möglichst einen Beschluss für das Grundstück und eine entsprechende Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen, deren Ergebnisse bereits im Juli vorliegen und erneut auch in einer Bürgerversammlung vorgestellt werden sollen.

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Ab August könnte es – wenn alles glatt läuft – nach einem erneuten Beschluss des Rats in die Detail- und Bauleitplanung gehen. Die notwendigen Gutachten und Planungen sowie die nötige Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans dürften dann zwei Jahre benötigen.

Wann könnte die neue Wache dann in Betrieb gehen?

Für den eigentlichen Bau kalkuliert der städtische Berater Thomas Mandt von der VBD Beratungsgesellschaft für Behörden mbH nochmals zwei Jahre, so dass die neue Wache 2025 in Betrieb gehen könnte. Bürgermeister Frank Stein räumt dem Projekt „absolut prioritäre Bedeutung“ ein – gerade weil schon so lange nach einer Lösung der problematischen Situation am bisherigen Standort gesucht werde.