Bergisch Gladbach – Ein besonderer Biotoptyp soll nach Auffassung der beiden Naturschutzverbände Bergischer Naturschutzverein RBN und BUND den Bau der Feuerwache Süd im Waldgelände in Frankenforst verhindern. Eine Vegetationsuntersuchung habe ergeben, dass Teile des knapp 8000 Quadratmeter großen Grundstücks mit einem „Trockenen Eichen-Hainbuchenwald“ besetzt seien.
Dieser besondere Biotoptyp, erklärten am Mittwoch Mark vom Hofe (Vorsitzender Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt) und Holger Sticht (Landesvorsitzender BUND), sei ein ökologischer Lebensraum, der überall in Deutschland streng geschützt sei. Die vom Bündnis Heideterrasse in Auftrag gegebene Untersuchung habe gezeigt, dass „sämtliche Teilflächen des Geländes zwischen Frankenforster Straße, Rather Weg und Autobahn-Anschlussstelle von hoher ökologischer Bedeutung sind.“
An die Fraktionsvorsitzenden
Eine Nutzung als Feuerwachengelände ist aus Sicht der beiden Naturschutzverbände nicht möglich. Das Gutachten, das nur auf Pflanzen und Bäume eingehe, liege den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat bereits vor, sagt vom Hofe. Er erwarte, dass sich die Politik umfassend mit den Ergebnissen auseinandersetze. Kreisverwaltung oder Stadt müssten sich aufgrund der neuen Erkenntnisse an das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) wenden.
„Unsere Chancen schätze ich auf fifty-fifty“, sagte vom Hofe beim Ortstermin in Frankenforst. Die Untersuchung könnte auch den Bürgerprotesten gegen den Feuerwachenbau an dieser Stelle neue Nahrung geben. Vom Hofe, der auch Vorsitzender des Bergischen Naturschutzverein ist, geht davon aus, dass eine Untersuchung nach Tierarten ebenfalls entsprechende Ergebnisse bringen werde. Für die beiden Vorsitzenden steht mit der Untersuchung fest, dass das von der Autobahn zerschnittene Waldstück nach wie vor mit der Heideterrasse (Königsforst, Wahner Heide) verbunden ist.
Vegetation im Boden
Besonders ein Hügelgelände im Wald haben vom Hofe und Sticht im Blick. Flugsand hat sich hier angesiedelt, der Biotoptyp mit seinen alten Hainbuchen und Eichen sei hier stark ausgeprägt. „Das meint aber nicht nur die Bäume“, sagt Sticht. Auch die Vegetation im Boden müsse beachtet werden, Buschwindröschen oder Maiglöckchen gebe es zum Beispiel. Im Winter würden diese Pflanzen zwar nicht zu sehen sein, aber ihre Wurzeln seien im Boden vorhanden. Der Königsforst stehe unter Naturschutz und genieße als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet einen besonderen Schutzgrad, den höchsten , den es in Europa gebe. Bis zum Bau der Autobahn in den späten 1960er-Jahren habe das Waldstück zum Königsforst gehört, und nach wie vor sei es „identisch mit der Gebietskulisse Königsforst“.
Im Eigentum des Landes
Dass die 8000 Quadratmeter Wald isoliert seien durch die Autobahn stimme nicht, der Charakter des Königsforstes präge dieses Waldgebiet. Die beiden Naturschützer hoffen, dass auch das Land NRW die Bedeutung des Waldstücks anerkenne. Wenn NRW als Eigentümer nicht verkaufen wolle, werde dort nicht gebaut.
Für die Stadt empfehlen vom Hofe und Sticht ein Alternativgrundstück, das ans Projekt Grüner Mobilhof im Stadtteil Moitzfeld angrenzt. Dort, in Hanglage, plant der Regionalverkehr Köln RVK aktuell sein Busdepot mit neuer Wasserstofftankstelle. In Nachbarschaft sei ein zweites Grundstück an der Landstraße verfügbar, und der Eigentümer wolle nach Informationen der Naturschutzverbände „verkaufen, verpachten oder die Feuerwache bauen und dann verpachten“, sagt vom Hofe: „Es gibt eine Alternative für Frankenforst.“
Ergebnisse abwarten
Aussagen des Gladbacher Feuerwehrchefs Jörg Köhler am Dienstagabend im Fachausschuss, es gebe nach erster Prüfung der von der Stadt beauftragten Gutachten keine harten Planungsschranken für das Gelände in Frankenforst, werten vom Hofe und Sticht zurückhaltend. Der Trockene Eichen-Hainbuchenwald habe einen bedeutende ökologischen Rang. Bei einer Offenlage des Bebauungsplans würden beide Verbände erneut auf das Gutachten und dessen Ergebnisse hinweisen.
Bei der Stadt Bergisch Gladbach wird derzeit auf die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie gewartet. Sie soll unter anderem Aussagen zum Flächenverbrauch machen. Die Feuerwache dürfe am Standort Frankenforst nur ein „unverzichtbares Minimum“ an Fläche nutzen, erklärt dazu die Ampelkoalition. „Dies ergibt sich aus den Anforderungen des Klimaschutzes, des Erhalts von Waldflächen und der Rücksichtnahme auf die Nachbarschaft“, betonen Grünen, SPD und FDP.