Klare Kante und eine persönlich erlebte Integrationsgeschichte gab's beim Politischen Aschermittwoch der CDU Rhein-Berg mit dem NRW-Generalsekretär.
Politischer AschermittwochPaul Ziemiak spricht in Rhein-Berg über seine Integration
Die Tiefgarage belegt, gepanzerte Limousinen hinter dem Bergischen Löwen, Personenschützer im Treppenhaus verteilt – der Politische Aschermittwoch der Kreis-CDU gestern war prominent besetzt und mehr als gut besucht.
„Sogar die Parkgarage ist überfüllt: Wir brauchen Platz für die CDU, denn die CDU wächst“, freute sich CDU-Kreisparteichef und Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann-Josef Tebroke, als er die Besucher im proppenvollen Spiegelsaal des Bürgerhauses begrüßte, darunter NRW-Innenminister Herbert Reul, Ex-Bundesinnenausschussvorsitzender Wolfgang Bosbach, Landtagsabgeordneter Martin Lucke, Landrat Stephan Santelmann, Ex-Bürgermeister Lutz Urbach und Kreisdirektor Dr. Erik Werdel.
„Am Aschermittwoch ist alles vorbei – oder eben auch nicht“, begann Kreis-CDU-Chef Tebroke seine Standortbestimmung zum „Tag des Aufbruchs“, wie er den Aschermittwoch bezeichnete: „Es gibt immerhin genug zu tun.“ Sprach's und nannte die Sicherung des Bildungsstandards, zu dem auch Sanierungen wie die des Schulzentrums in Kürten gehörten, Mobilität, die Erhaltung von Arbeitsplätzen und Ausbildungsplätzen vor Ort.
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Zu leicht, so Tebroke, verliere man sich angesichts der großen Herausforderungen in Mikromanagement. Dabei gelte es, dass sich die CDU ihrer Grundlagen versichere, ihres der Politik zugrundeliegenden christlichen Menschenbilds, das auch ermutige, gegen jede Form von Extremismus aufzustehen. Anders als andere Parteien mache die CDU „keine Politik mit der Angst“, weder beim Thema Migration noch beim Klima.
„Wir machen keine Angst, wir zeigen Perspektiven auf“, proklamierte Tebroke einen Kern von CDU-Politik und hatte dazu als Gastredner jemanden eingeladen, der sehr klar und deutlich ausspreche, „was er denkt, und deutlich macht, wo die CDU steht“: den Bundestagsabgeordneten und Generalsekretär der NRW-CDU, Paul Ziemiak.
Der „bedankte“ sich erstmal augenzwinkernd für die Vorschusslorbeeren: „Ich soll eine schöne Rede halten, und da setzt Ihr mir hier Wolfgang Bosbach und Herbert Reul hin. Das ist ja, als solltest du im Vatikan eine schöne Predigt vorstellen“, juxte der CDU-General ob des wortgewandten Publikums, um dann loszulegen. Nicht ohne seine Gastgeber zu würdigen: Tebroke gehöre in der Bundestagsfraktion zu denjenigen, deren Wort Gewicht habe, und Rhein-Berg könne froh sein, einen Landtagsabgeordneten wie Lucke zu haben, und einen wie Reul sowieso: „Wir verlieren unheimlich an Zustimmung durch Herbert Reul...“, verblüffte Ziemiak seine Zuhörer, um dann nach einer Pause hinzuzufügen: „... bei den Clan-Familien. Und das ist auch gut so. Ich bin sehr froh, dass wir in NRW Herbert Reul haben – und nicht Nancy Faeser.“
Doch gutbürgerliche Rhetorik mal bei Seite: „Es gab noch nie eine Generation, die mit so viel Wohlstand und so vielen Möglichkeiten groß geworden ist, wie die 2024“, konstatierte Ziemiak und verglich diese mit der Generation seiner Schwiegereltern in Ostwestfalen auf dem Land in den 50er und 60er Jahren: „Die haben sich nicht irgendwo festgeklebt, sondern aufgebaut und engagiert.“
Paul Ziemiak erzählt von seiner Ankunft als Kind in Deutschland
Das Thema Migration treibt Ziemiak nicht nur um, weil es das Potenzial habe, die Gesellschaft zu spalten, sondern auch aus seiner eigenen Biografie heraus: In Polen geboren, sei er als kleiner Junge, als Sohn eines Frauenarztes und einer Kinderärztin, mit seiner Familie nach Deutschland gekommen: Lager Friedland, Unna-Massen, dann eine Notwohnung in Iserlohn.
Als „pseudointellektuell“ geißelte er die heutige Diskussion über Integration. Er sei in der Schule, in der der Großteil Deutsch gesprochen habe, gezwungen gewesen, die deutsche Sprache zu lernen. „Das war nicht Diskriminierung, sondern das war meine Chance“, sagt Ziemiak rückblickend. Schließlich sei zu Hause nur Polnisch gesprochen worden.
Gerade aus dieser Erfahrung heraus, so Ziemiak, wisse er aber, dass ein Land nur begrenzte Möglichkeiten zur Integration habe. Das müsse eine „Politik der Vernunft“ berücksichtigen, konstatierte der 38-jährige dreifache Vater. Klare Worte, für die Gastgeber Tebroke dankte, und die Gäste ermutigte: „Wir haben den Menschen als CDU vieles zu sagen und wir haben einiges zu tun.“