Der Kampf um den Bach hat begonnen, er fließt vom Kraftwerk bis fast nach Neuss. Viele Städte wären von dem Trockenfall betroffen.
KühlwasserWie der Bergheimer Gillbach und das Kraftwerk Niederaußem zusammenhängen
Der Betrieb des Braunkohlekraftwerks Niederaußem endet vermutlich mit dem Braunkohlenausstieg im Jahr 2030. Dann endet auch die Einleitung von Kühlwasser in den Gillbach, der von seiner „Quelle“ in Auenheim, am Kraftwerk, durch die Stadtgebiete von Bergheim, Rommerskirchen, Grevenbroich und Neuss fließt, wo er dann in die Erft mündet.
Wegen der ungewohnt hohen Temperaturen in dem Gewässer vermehren sich hier exotische Fisch- und Pflanzenarten wie Guppies, Mollies, Zebrabuntbarsche oder Süßwassergarnelen. Dieser Bestand konnte sich entwickeln, weil Aquarienbesitzer ihre Tiere im Gillbach ausgesetzt haben.
Was aber wird aus dem Gillbach, wenn er nicht mehr von Kühlwasser gespeist wird? Das natürliche Quellgebiet im Bethlehemer Wald wurde mit den Tagebauen Bergheim und Fortuna-Garsdorf zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren abgebaggert. „Dieses Quellgebiet war schon in der Zeit vor dem Bergbau nicht so ergiebig, dass eine ständigen Wasserführung zu verzeichnen war – ein Umstand, den wir auch vom Finkelbach und vom Wiebach kennen“, sagt Guido Steffen, Unternehmenssprecher des Kraftwerksbetreibers RWE Power.
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Je weiter das Kraftwerk heruntergefahren wird, desto weniger Kühlwasser wird in den Gillbach geleitet. „Der Gillbach wird dann wieder in seinen ursprünglichen natürlichen Zustand mit einer nur temporären Wasserführung – nämlich nur nach stärkeren Niederschlagsereignissen – übergehen“, erläutert Steffen.
Lediglich im Unterlauf, also unterhalb von Rommerskirchen, auf einer Strecke von wenigen Kilometern soll das Grundwasser den Gillbach wieder speisen. Das wird aber vermutlich erst nach dem Jahr 2100 sein – so lange braucht das Grundwasser nach dem Abstellen der Pumpen des Tagebaubetreibers, um wieder bis nah an die Oberfläche zu steigen.
Damit der Gillbach im Unterlauf bis dahin weiter Wasser führt, plant das Unternehmen RWE Power eine Einleitung in den Gillbach aus der Rheinwassertransportleitung auf Höhe von Widdeshoven. „Nach derzeitigem Kenntnisstand wird von einer Einleitmenge zwischen 50 und 100 Litern pro Sekunde ausgegangen“, berichtet Guido Steffen.
So weit die Pläne von RWE Power – ein Konzept übrigens, das mit Bezirksregierungen, dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und dem Erftverband abgestimmt wurde. „Leitbild und Ziel ist dabei der Zustand, der sich künftig natürlich, aber unter den nicht umkehrbaren Randbedingungen entwickeln würde“, teilt der Erftverband mit. Wasserpflanzen und -tiere könnten „in den trockenfallenden Abschnitten des Gillbachs natürlich nicht überdauern“, jedoch seien Fauna und Flora des Gillbachs aufgrund der Einflüsse des warmen Kühlwassers „stark überprägt und sehr artenarm“.
Hilfe der RWTH Aachen und Universität München
Die Städte Bergheim und Rommerskirchen sind aber gegen diese Pläne. Dort ist die Initiative „Unser Gillbach darf beim Ende der Kohleverstromung nicht austrocknen“ entstanden. Mit Unterstützung der Grevenbroicher Stadtverwaltung haben die beiden Rhein-Erft-Kreis-Kommunen bereits vor einem Jahr die „Task Force Gillbach“ gegründet. Man wolle RWE Power und dem Erftverband entgegentreten, die „das historische, fast 30 Kilometer lange, auch für die heutige Bevölkerung im früheren „Gillgau“ bedeutsame Gewässer zumindest im Ober- und Mittellauf trocken fallen lassen und damit von der Landkarte nehmen wollen“, sagt Helmut Paul, Vorsitzender des Ausschusses für Klima, Umwelt und Mobilität im Bergheimer Stadtrat.
Mit Unterstützung der RWTH Aachen und der Universität Münster wolle man darstellen, „dass der Gillbach einschließlich der Nebenbäche immer ein prägendes Gewässer in der Region war und als verbindendes Element nicht einfach trockenfallen darf“, sagt Paul. „Durch die notwendige Grundwasserabsenkung an der Erft nach Beendigung des Braunkohlentagebaues Hambach steht genügend Wasser für den gesamten Gillbach-Verlauf zur Verfügung.“ Und: „Wir lassen im Kampf um den Fortbestand unseres Gillbaches nicht nach.“
Die Stadt Bergheim hofft dabei auf Fördergeld, das im Rahmen des Strukturwandels fließen soll. Man werde „Chancen und Möglichkeiten eruieren, den Erhalt des wasserführenden Gillbaches auch nach Beendigung der Braunkohleverstromung zu gewährleisten“, teilt die Verwaltung der Kreisstadt mit.