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Ausbildungsjahr gestartetDiese Branchen haben freie Lehrstellen im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 4 Minuten
Berufsberater Anton Zimmermann

Anton Zimmermann arbeitet als Teamleiter Berufsberatung vor dem Erwerbsleben bei der Agentur für Arbeit Brühl.

Das Ausbildungsjahr ist gestartet. Für Jugendliche auf der Suche nach einem Platz gibt es aber immer noch Möglichkeiten, wie Berater Anton Zimmermann von der Agentur für Arbeit in Brühl sagt.

Herr Zimmermann, Sie beraten in der Arbeitsagentur in Brühl Jugendliche, die eine Ausbildung suchen. Wie steht es um den Ausbildungsmarkt im Rhein-Erft-Kreis?

Anton Zimmermann: Momentan bestehen gute Chancen für einen Ausbildungsplatz. Seit Oktober gab es 1.941 gemeldete Ausbildungsstellen, also ein Prozent weniger als im Vorjahr. Im gleichen Zeitraum haben sich 2.247 Jugendliche für Ausbildungsplätze beworben, das waren zehn Prozent mehr als 2023. Der Ausbildungsmarkt ist aber noch in Bewegung. Ende Juli waren noch 573 Bewerber unversorgt – die blicken auf 877 Ausbildungsstellen, die noch unbesetzt sind. Es gibt also realistische Chancen, noch in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden.

Welche Ausbildungen sind zurzeit beliebt und wo gibt es noch Plätze?

In unseren unbesetzten Ausbildungsstellen sehen wir einen klar erkennbaren Trend für den Beruf Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel, für den klassischen Verkäufer und für den Handelsfachwirt, also viel im Einzelhandelsbereich. Einer der Favoriten unter den Bewerbern ist auch die Ausbildung zum Chemikanten. Als medizinische Fachangestellte haben sich im Juli 28 Bewerber zur Verfügung gestellt, demgegenüber standen 40 offene Vakanzen. Hier sind also noch gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden. Auch für Industriemechaniker stehen die Chancen ganz gut. Manchmal kann man die Parteien trotzdem nicht zusammenzubringen, zum Beispiel weil der Rhein-Erft-Kreis so breitflächig ist und die Fahrtzeiten dann für einige Ausbildungsinteressenten zu groß werden.

Auswahlverfahren im öffentlichen Dienst für 2025 starten demnächst

In welchen Branchen ist es denn schwer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen?

Definitiv im öffentlichen Dienst. Da sind die Auswahlverfahren deutlich früher angesetzt, da werden wir in den nächsten Wochen schon über einen Ausbildungsstart für 2025 sprechen, da wird in diesem Jahr nichts mehr zu holen sein. Bei Ausbildungsplätzen in Banken und in Steuerbüros wird es auch schwieriger. In diesen Branchen muss man sehr frühzeitig unterwegs sein, um einen Ausbildungsplatz zu kriegen.

Was für Hilfe bekommt man, wenn man sich in der Agentur für Arbeit beraten lässt?

Bei uns kann man sein Bewerbungsprofil aktualisieren, wir können mit unserem internen Tool nach dem geeigneten Ausbildungsplatz suchen. Es gibt eine Maßnahme, in der wir über die Bewerbungsunterlagen schauen und dabei helfen, einen Lebenslauf zu erstellen. In Anbetracht dieser engen Zeitschiene ist so eine Sichtung des Lebenslaufs auch sinnvoll, wenn man da Unsicherheiten hat.

Und wenn man sich nicht sicher ist, ob man eine Ausbildung machen will oder ein Studium?

Unsere Beratungsfachkräfte schauen, wie affin jemand für ein Studium oder für eine Ausbildung ist, zum Beispiel über die schulischen Leistungen. Es gibt auch Jugendliche, die durchaus gute Zeugnisse haben, aber ein bisschen müde von der Schule sind und lieber etwas Praktisches machen wollen. Für die kommt vielleicht eine duale Ausbildung infrage. Wir versuchen die Möglichkeiten aufzuzeigen, können auch sagen, an welcher Universität oder Fachhochschule man was studieren kann. Aber die letztendliche Entscheidung liegt natürlich bei den Jugendlichen selbst.

Wie hoch ist denn der Stellenwert des dualen Studiums verglichen mit dem akademischen Studium?

Studium und duales Studium werden noch nicht als gleichwertig angesehen. Es muss aber nicht immer ein Studium sein. Es gibt tolle, anspruchsvolle Ausbildungsberufe, die auf gute Schülerinnen und Schüler warten. Deswegen machen wir auch gerne Veranstaltungen, in denen wir zur Durchlässigkeit der dualen Ausbildung beraten und Perspektiven aufzeigen. Und im Nachgang sieht man auch Leute, die eine duale Ausbildung gewählt haben, später einen Meister dranhängen und am Ende einen ganzen Betrieb führen. Da hat man also auch gute Karriereperspektiven, sodass das Studium nicht für jeden das Nonplusultra ist.


Beratungsangebote: Offene Sprechstunde der Berufsberatung in den Arbeitsagenturen Brühl & Bergheim: In den Ferien jeden Donnerstag, 9 bis 15 Uhr. Informationen telefonisch unter 02251 - 79 79 79, per E-Mail oder unter dieser Website.

Beratung im Karlsbad Brühl: Kurfürstenstraße 40 in Brühl (in Kooperation mit der Stadt Brühl, IHK Köln und HWK Köln), 06. August von 13 bis 16 Uhr.

Last Minute Ausbildungsbörse: In der Jahnhalle in Kerpen und im Kreishaus Euskirchen, 22. August, 15 bis 18 Uhr. Weitere Informationen finden Sie hier.