Die Aktion „Brühl macht Platz“ ist nach rund vier Wochen voller Veranstaltungen vorüber - die Bewertung fällt sehr unterschiedlich aus.
Verkehrsexperiment beendetAuf dem Belvedere in Brühl darf wieder geparkt werden
Auf der Kölnstraße und dem Belvedere hat nach rund vier Wochen voller Veranstaltungen der große Abbau von Sitzmöbeln, Aussichtsturm und Bühne begonnen. Ein Ende der Diskussionen über die Aktion „Brühl macht Platz“ ist jedoch noch nicht in Sicht.
Nach wie vor gehen die Bewertungen des Verkehrsexperiments, das mit Einschränkungen auf der Kölnstraße und einer Sperrung des Belvederes als Parkplatz einherging, weit auseinander. Der Graben zwischen Befürwortern und Gegnern ist jedoch zuletzt immerhin nicht noch tiefer geworden. Davon ist jedenfalls Antonius Quodt überzeugt. „Ich habe inzwischen von vielen gehört, dass man sich zusammensetzen muss, um in Zukunft andere Wege einzuschlagen“, sagt der Geschäftsführer der Gaststätte „Status Quodt“.
Gastronomie und Handel beklagen Einbußen
Er blickt auf umsatzarme Tage zurück. Rund 20 Prozent weniger hätten die Gäste bei ihm ausgegeben, sagt er. Insbesondere jenen Kollegen, die vom Mittagsgeschäft lebten, sei es noch schlechter ergangen. Der Wepag-Vorsitzende Frank Pohl beschreibt die Auswirkungen der Belvedere-Sperrung für den Einzelhandel gar als katastrophal.
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Und Bastian Lublinsky, Vorsitzender des Wirtschaftsgremiums Brühl der IHK Köln, sagt mit Blick auf die zunächst vor dem Verwaltungsgericht gescheiterte Klage gegen die Sperrung: „Der Verkehrsversuch mag rechtlich in Ordnung gewesen sein. Aber er war den Händlerinnen und Händlern der Brühler Innenstadt gegenüber nicht fair.“ Brühl lebe von der Kaufkraft der Menschen in der Region, die nach Brühl kämen, um Geld auszugeben. Und diese seien ferngeblieben. So sieht es auch FDP-Fraktionschef Jochem Pitz: „Die Aktion hat Brühl gespalten und viele auswärtige Kunden verärgert. Der Erkenntnisgewinn liegt bei null.“
Simone Holderried, Fraktionschefin der Grünen, widerspricht vehement. Sie habe viele Eindrücke gesammelt und sich vor allem darüber gefreut, dass Kinder und junge Menschen den Platz erobert und zum Spielen und Verweilen genutzt hätten. Vergleichbar hatten sich zuvor schon SPD-Ratsherr Bernhard Schumacher und der Brühler Kinderschutzbund geäußert.
Holderried sagt: „Es ging nie um eine perfekte Performance, sondern darum, eine breitere Gruppe in Überlegungen mit einzubeziehen und Anregungen zu sammeln.“ Ihr sei etwa klar geworden, dass eine erweiterte Außengastronomie an der Kölnstraße Bäume als Schattenspender benötige. Gespannt sei sie auf die Auswertung der Erhebungen durch die Uni Bochum.
In unguter Erinnerung bleibt Holderried die „erschreckend hartnäckige Ablehnung“ der Wepag und der Gastronomie. „Dass sich kein Wirt in der Lage sah, auf dem Belvedere einen Getränkestand aufzubauen, war bitter.“ Die Behauptung der Wepag, es habe vorab keinen Austausch gegeben, sei schlicht falsch, und der anhaltende Widerstand der CDU um ihren Vorsitzenden André Hess kein guter politischer Stil.
Holger Köllejan, Vorsitzender CDU-Fraktion, schlägt derweil Töne an, die Holderried gefallen könnten. „Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten zehn Jahren die Entwicklung zu einer automobilfreien Innenstadt sehen werden. Dafür müssen aber Hausaufgaben erledigt werden.“ Es brauche weiterhin Parkplätze, einen Ausbau des Radverkehrs und ein Citybus-System. „Denn es muss Frequenz in Städte kommen“, sagt Köllejan.
Ab Donnerstag, 28. September, kann auf dem Belvedere wieder geparkt werden. Ein Resümee – auch mit Blick auf die Kosten – soll es laut Verwaltung Ende November geben.