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„War etwas Besonderes“
US-Superstar buchte legendäre Kult-Show im Phantasialand für sich allein

Lesezeit 4 Minuten
Der Zauberkünstler Lee Pee Ville lässt während seiner Show im Phantasialand eine Tänzerin schweben.

Der Zauberkünstler Lee Pee Ville lässt während seiner Show im Phantasialand eine Tänzerin schweben.

Die Show im Brühler Freizeitpark war gerade im Höhenflug. Auch ein absoluter Weltstar musste sie sehen. Der Zauberkünstler erinnert sich.

Heino, Stefan Raab, Peter Alexander: Die Liste an Prominenten, die im Phantasialand einen Tag verbracht haben, ist lang. Sogar US-Superstar Adele schaute in dem Freizeitpark in Brühl vorbei, als sie 2016 ein Konzert in Köln gab. Mit ihrem Sohn standen kindergerechte Attraktionen im Themenpark „Fantasy“ aus dem Programm. Die Fahrt in der Colorado-Bahn soll dem damals dreijährigen Kind allerdings etwas zu schnell gewesen sein.

Phantasialand: Besuche vom 1. FC Köln hatten Tradition

Eine lange Tradition verband auch den 1. FC Köln mit dem Phantasialand. Lukas Podolski, Patrick Helmes, Anthony Ujah, sie alle ließen sich schon von Fahrgeschäften wie dem Suspended Top Spin Talocan oder dem Inverted Coaster Black Mamba durchrütteln.

Die Verbundenheit war so groß, dass der 1. FC Köln beinahe zum „1. FC Phantasialand Köln“ umbenannt werden sollte – zumindest der Freizeitpark hätte sich das gut vorstellen können.

Zu dem wohl denkwürdigsten und spektakulärsten Besuch kam es jedoch 1996. Kein anderer als Michael Jackson höchstpersönlich gab sich die Ehre. Der damals unbestrittene „King of Pop“, der im Juni 2009 in Los Angeles verstarb, zählt noch heute zu den kommerziell erfolgreichsten Musikern aller Zeiten.

Wie es dem Phantasialand gelang, Michael Jackson nach Brühl zu locken

Wie es dem Phantasialand, einem zwar beliebten, aber vergleichsweise kleinen Freizeitpark in Europa, gelang, einen weltweit gefeierten Superstar nach Brühl zu locken? Dieser bemerkenswerte Coup ging auf die Phantasialand-Gründer Richard Schmidt und Gottlieb Löffelhardt zurück.

Michael Jackson (r. mit Hut) fährt in Begleitung einiger Kinder bei einem Besuch im Phantasialand in Brühl bei Köln auf der nach ihm benannten Achterbahn „Michael Jackson Thrill Ride“.

Michael Jackson (r. mit Hut) fährt in Begleitung einiger Kinder bei einem Besuch im Phantasialand in Brühl bei Köln auf der nach ihm benannten Achterbahn „Michael Jackson Thrill Ride“.

Der Clou: Die im April 1996 eingeweihte Minenachterbahn Colorado Adventure benannten sie nach dem damaligen Mega-Star. Noch bis ins Jahr 2013 trug die Bahn den Beinamen „The Michael Jackson Thrill Ride“.

Michael Jackson im Phantasialand: Ausnahmezustand im Phantasialand

Ein cleverer Schachzug der Brühler Unternehmer. Schließlich war die Begeisterung des „King of Pop“ für Achterbahnen und Freizeitparks ein offenes Geheimnis. Eines seiner Musikvideos, „Leave me alone“ aus dem Album „Bad“ von 1987, besteht im Grunde genommen aus einer Achterbahnfahrt.

Ein Video bezeugt den Rummel, den der Besuch von Michael Jackson im Phantasialand verursachte:

Michael Jackson ließ es sich dann auch nicht nehmen und kam im Mai 1996 persönlich ins Phantasialand nach Brühl, um den „The Michael Jackson Thrill Ride“ einzuweihen. Das Phantasialand wurde von Jackson-Fans nur so überrannt und platzte aus allen Nähten.

Diese Show im Phantasialand buchte Michael Jackson für sich allein

Ein Umstand, der vielen Fans bekannt sein dürfte. Unbekannt dürfte unterdessen sein, dass Michael Jackson während eines Besuchs im Phantasialand nicht nur Achterbahn fuhr, er buchte auch eine Show im Freizeitpark für sich alleine.

Das Phantasialand hatte 1984 die „Magic-Supershow Las Vegas“ eröffnet. Die Zauber-Show war von Beginn an ein riesiger Erfolg, doch in den 1990er-Jahren befand sie sich eindeutig auf ihrem absoluten Höhepunkt.

Zauber-Show von Lee Pee Ville im Phantasialand sorgte regelmäßig für Staus auf der Autobahn

„Regelmäßig war vor den Vorstellungen Stau auf der Autobahn und den Zufahrtsstraßen in Brühl“, erinnert sich Leif Hansen gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er war als Zauberkünstler und Illusionist unter dem Künstlernamen Lee Pee Ville für die Show verantwortlich und verhalf ihr zu internationaler Bekanntheit.

Auch wenn sie nicht an Dimensionen wie die bei Siegfried und Roy in Las Vegas herankam, es war die bis heute größte Zauber-Show Europas. Insgesamt 1000 Menschen haben in den Show-Raum im Wintergarten gepasst. Doch wer nicht früh genug eine Eintrittskarte gekauft hatte, hat keinen Platz mehr bekommen. „Die Leute waren immer ganz früh da, um noch ein Ticket zu ergattern“, so Hansen.

Die Kombination der „Magic-Supershow“ aus Tanz und Zauberei ist bis heute einzigartig. Das Phantasialand scheute keine Kosten, um die Show zu etwas Besonderem zu machen, bestellte Illusionen von David Copperfield aus den USA, engagierte einen eigenen Choreografen für die spektakulären Tanzeinlagen mit rund 20 Tänzerinnen. Ein Dompteur kümmerte sich um die Tiger, die auch Teil der Show wurden. Die pompösen Kostüme wurden von einer Schneiderin entworfen und maßgeschneidert angefertigt.

Lee Pee Ville erinnert sich an seine Extra-Show im Phantasialand für Michael Jackson

Als Michael Jackson bei seinem Besuch im Freizeitpark von der Zauber-Show hörte, war er sofort Feuer und Flamme. Klar, dass sich der „King of Pop“ nicht in die lange Warteschlange für die begehrten Tickets einreihen musste. „Für Michael Jackson haben wir natürlich eine Extra-Show gemacht“, erzählt der heute 78-Jährige bei einem Treffen mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Brühl.

Vier Shows täglich stellten Lee Pee Ville und sein eingeschweißtes Team damals auf die Beine. Teilweise waren auch Film und Fernsehen dabei. Doch selbst für den Routinier war der Auftritt für den früheren Weltstar etwas Besonderes.

Der leere Saal, der sonst mit Hunderten von Zuschauern gefüllt war, muss auch für Leif Hansen ein ungewohnter Anblick gewesen sein. Doch die Extra-Show war für Michael Jackson ganz allein. Nur seine Bodyguards rückten ihm nicht von der Seite, auch hier nicht, erinnert sich der Zauberkünstler.

Michael Jackson war von Zauber-Show im Phantasialand begeistert und gab Standing Ovations

Rund eine Dreiviertelstunde zog Lee Pee Ville sein Programm durch, ließ Tiger verschwinden und wieder auftauchen, schoss Tänzerinnen aus einer Kanone, wirbelte mit seinen Pudeln über die Bühne und schwebte mit der Seilbahn über die Köpfe von Michael Jackson und seiner Bodyguards hinweg.

Und was sagte Michael Jackson? „Der war begeistert“, schwärmt Leif Hansen heute noch. Er sei sogar so begeistert gewesen, dass er Standing Ovations gegeben hat. „Das war schon etwas Besonderes, auch für mich.“