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Erftstädter in SorgeViele kritische Fragen zur Renaturierung der Erft

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Noch stürzt die Erft im Flutkanal alle 600 Meter über Schwelle. Demnächst soll sie sich durch eine Aue winden.

Erftstadt-Gymnich – Die Angst sitzt tief bei vielen Gymnichern. Auch wenn der Ort vor der Flut im Sommer des vergangenen Jahres nicht schwer getroffen wurde, herrscht Sorge, wie hoch das Wasser der Erft beim nächsten extremen Starkregen steigen könnte. Deshalb stoßen die Pläne des Erftverbandes, den Fluss in der Nähe der Gymnicher Mühle zu renaturieren, nicht auf ungeteilte Zustimmung. Der Erftverband hatte nun ins Schützenhaus eingeladen, um zu informieren und Ängste zu nehmen .

Zwei Punkte lagen den Fragestellern besonders im Magen: zum einen die Nähe der „neuen“ Erft zur Autobahn, zum anderen die Tatsache dass das bisherige Bett des Flusses, der Flutkanal, zugeschüttet werden soll. Dr. Christian Gattke, Abteilungsleiter Flussgebietsbewirtschaftung, erklärte, dass die Schlingen des mäandernden Flusses zwar bis auf 40 Meter an die Autobahn heranrückten, die Straße aber künftig besser geschützt sei als bisher.

Die Erft bei Gymnich soll flacher und breiter werden

Er stellte in Aussicht, die Planung für den Flutkanal noch einmal zu überdenken. Der Erftverband werde prüfen, ob die Trasse als „kleine Mulde“ bestehen bleiben könne. Den Kanal, wie einige forderten, für den Fall eines Hochwassers beizubehalten, gehe schon aus Sicherheitsgründen nicht.

Wenn die Fläche, die vor Jahrzehnten mal ein Golfplatz werden sollte, zur Flussaue werde, sei das „ein Highlight für Nordrhein-Westfalen“, sagte Gattke. Die Erft werde flacher und breiter, sie fließe langsamer und habe Platz, sich zu den Seiten auszudehnen, wenn sie viel Wasser führe. Unzählige Tiere und Pflanzen könnten sich dort wieder ansiedeln, gleichzeitig sei nicht nur Gymnich besser geschützt vor Hochwasser, sondern auch die Kerpener Stadtteile Brüggen, Balkhausen und Türnich.

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Allerdings sei die Umgestaltung dieses Erftabschnitts nur ein Baustein in einem interkommunalen Hochwasserkonzept, das mit allen Städten und Kreisen am Flusslauf erarbeitet werde. Der Rotbach zwischen Niederberg und Friesheim solle ebenfalls renaturiert werden, zwischen Bliesheim und Liblar sollten Flutpolder entstehen. Vor allem aber brauche es Rückhaltebecken am Oberlauf der Flüsse und Bäche. Erftstadt könne die Hochwassergefahr nicht alleine bannen. Gattke: „Wir haben hier nicht genug Platz, um Wasser zwischenzulagern, wenn wieder so viel aus der Eifel kommt.“