Erftstadt-Friesheim – Es sieht schlimm aus im Alten Gasthaus. Das Dorfgemeinschaftshaus in Friesheim ist vom Hochwasser nicht verschont geblieben. Neben der Theke steht eine Eckbank, deren Polster schimmeln. Ansonsten ist der Raum leergeräumt. In der Küche ist ein Stück Decke heruntergebrochen, die Toiletten sehen verheerend aus. Im großen Saal des Gasthauses ist alles zusammengeräumt worden, was vielleicht noch zu gebrauchen ist.
Aber es seien nicht nur die Hochwasserfolgen, die den Karnevalisten zu schaffen machten, sagt Helmut Herb. Er ist Präsident der KG 1911 Friesheim, die seit zwölf Jahren das Alte Gasthaus als Dorfgemeinschaftshaus betreibt. Dort gibt der Musikverein Friesheim seine Konzerte, die Schützen feiern hier ebenso wie der Gartenbauverein. Besitzer der Immobilie ist die Stadt Erftstadt.
Im Frühjahr des vergangenen Jahres habe die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach 227.000 Euro Förderung zugesichert für die energetische Sanierung des Hauses. Denn das alte Eternitdach sei kaum gedämmt gewesen, die alte Ölheizung einfach zu teuer, berichtet Herb.
Mittlerweile sei eine Wärmepumpe installiert worden, die aber noch nicht angeschlossen worden sei. Die Holzverkleidung im Saal ist von der Decke gerissen worden. Um diese Arbeiten zu ermöglichen, hätten die Karnevalisten alles Equipment von der Bühne in die Mitte des Raums geräumt – was den Sachen jetzt in der Flut zum Verhängnis geworden sei.
Für die Sanierung des Gebäudes – also beispielsweise auch für die eingestürzte Decke in der Küche – sei die Stadtverwaltung zuständig, sagt Herb. Die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft hätten bereits getan, was sie hätten tun können. Aber es lohne sich nicht einmal, den Boden in der Gaststätte gründlich zu reinigen, wenn dort dann später Bauarbeiten erledigt werden müssten.
Gerade die Gaststätte sei elementar wichtig für die Gesellschaft, sagt der Präsident. „Wir brauchen die Einnahmen, nur von den Mitgliedsbeiträgen können wir nicht existieren.“ Aber die Kneipe ist seit Aschermittwoch 2019 geschlossen. Der Verein betreibe eine rege Jugendarbeit, rund 60 Mädchen und Jungen, die zu den Tanzgruppen gehörten, könnten derzeit nicht im Alten Gasthaus trainieren. Sie seien im Katholischen Pfarrheim untergekommen.
Von der energetischen Sanierung, die vor einem Jahr begonnen habe, sei die Gaststätte nicht betroffen. Helmut Herb: „Wir wollen im Sommer wieder aufmachen.“ Aber bis dahin ist viel zu tun, auch wenn die Kücheneinrichtung, die aus Edelstahl ist, das Wasser überstanden hat.
Stadtverwaltung macht kaum Hoffnung
Die Holzverkleidung im Schankraum muss von der Wand, erst dann wird sich herausstellen, wie groß die Feuchtigkeitsschäden dahinter sind. Die Situation sei nicht gut für das Vereinsleben, beklagt der Präsident, es seien schon Mitglieder aus der Karnevalsgesellschaft ausgetreten.
Was die Sanierung des Dachs angeht, macht die Stadtverwaltung dem Verein keine Hoffnungen auf eine rasche Lösung. Es seien mittlerweile mehr Schäden entdeckt worden als ursprünglich kalkuliert. Derzeit werde eine Ausschreibung mit einem detaillierten Leistungsverzeichnis erarbeitet, heißt es aus dem Rathaus. Der Sprecher der Stadtverwaltung Christian Kirchharz sagt: „Ziel ist, dass der Fachwerk-Charakter des Saals im Alten Gasthaus erhalten bleibt.“ Der Eigenbetrieb Immobilien rechne mit einer Fertigstellung erst im dritten Quartal des kommenden Jahres – also rund ein halbes Jahr später als vorgesehen. Das liege am größeren Aufwand und an „flutbedingten Verzögerungen“, sagt Kirchharz.