Erftstadt-Herrig – Die Entscheidung war eindeutig: Die Erftstädter Politik steht mehrheitlich hinter dem Projekt einer Klinik in Herrig. Der Stadtentwicklungsausschuss hat den vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, lediglich Bernd Bohlen (Fraktion Aufbruch ’22) stimmte dagegen.
Umzug aus Hürth
Jetzt liegt der Ball im Ministerium von Ina Scharrenbach. Denn das muss als Oberste Denkmalbehörde entscheiden, ob Teile des alten Schöddershofs an der St.-Clemens-Straße unter Denkmalschutz gestellt werden. Dann dürften sie nicht abgerissen werden, wie es die Pläne des Investors derzeit vorsehen. Die Oberberg-Gruppe will dort eine Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie einrichten. Ihren bisherigen Standort im ehemaligen Kreishaus in Hürth würde sie dann aufgeben.
„Wir sind nicht naiv an das Projekt herangegangen und haben auch den Denkmalschutz nicht vernachlässigt“, sagt Projektentwickler Christoph Hett. Er sei nach wie vor entspannt und optimistisch: „Auch wenn das Bauministerium entscheidet, dass auch dieser Teil der Gebäude schützenswert sind, ist das Projekt nicht tot.“ Dann gelte es immer noch, öffentliche Interessen und den baulichen Zustand abzuwägen.
Das alte Herrenhaus stehe sowieso seit 1991 unter Denkmalschutz, berichtet Eigentümer Wilhelm Contzen. Er hatte mit der Oberberg-Gruppe ein Gutachten zu den Gebäuden an der Ortsdurchfahrt in Auftrag gegeben, das zu dem Ergebnis gekommen war, dass dieser Teil nicht erhaltenswert ist. Contzen: „Das Baudezernat hatte uns eine Liste mit vier Gutachtern zukommen lassen, wir haben den ersten genommen.“ Dr. Geerd Dahms gelte als einer der führenden Experten in Deutschland.
Die Backsteingebäude seien baufällig, vor einigen Jahren sei ein Dach unter der Schneelast im Winter eingestürzt, berichtet Contzen. Eine Halle sei zusammengebrochen. Die alten Steine, so sehen es die Pläne vor, sollen in der Mauer wiederverwendet werden, die im Stil des historischen Hofs an der St.-Clemens-Straße errichtet wird und die Neubauten dahinter verdecken soll. Zügig, da sind sich alle Beteiligten einig, soll eine Informationsveranstaltung für die Bürgerinnen und Bürger stattfinden. „Das haben wir von Anfang an angeboten“, sagt Contzen. Die Versammlung könne in einem Gebäude des Schöddershofs stattfinden, beispielsweise in der Remise: „Wir räumen die Kutschen beiseite, dann ist genug Platz.“
Projektentwickler Hett macht auch der Mietvertrag in Hürth, der in zwei Jahren ausläuft, keine Bauchschmerzen: „Natürlich haben wir einen Plan B.“ Aber er gehe nach wie vor davon aus, dass die Klinik Mitte des Jahres 2024 nach Herrig umziehen werde.