Dank der Gold-Kraemer-Stifung ist Adriano Cvijetic Mitglied des Greenkeeper-Teams des 1. FC Köln.
Team der GreenkeeperFußballer aus Frechen ist auf den Plätzen des 1. FC Köln zuhause
Schon als kleiner Junge hatte Adriano Cvijetic einen großen Traum, den er mit vielen Altersgenossen teilt: Er wollte Profifußballer werden, am liebsten Innenverteidiger. Und für den talentierten Sportler standen die Türen der Vereine trotz seiner kognitiven Einschränkung tatsächlich weit offen, es gab für ihn Angebote aus der dritten und zweiten Bundesliga.
Schlimmer Unfall auf dem Platz
Doch mit 18 Jahren war die lang ersehnte Karriere von einer auf die andere Sekunde vorbei – er hatte einen Unfall auf dem Platz. Die Folgen: Ein komplizierter Kreuzbandriss und eine Schienbeinfraktur. „Mein Herz war gebrochen“, erinnert sich Cvijetics noch heute im Alter von 34 Jahren wehmütig.
Fast täglich loben ihn die FC-Profi
Und doch steht der Frechener heute dreimal die Woche als Spieler auf den Trainingsplätzen des 1. FC Köln, wird fast täglich von den Profis gegrüßt und gelobt, besitzt eine Teamjacke mit FC-Logo und trägt einen Teil zum Erfolg der Mannschaft bei.
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Der passionierte Fußballer ist an fünf Tagen in der Woche am Geißbockheim zu finden: mittwochs bis freitags trainiert er dort selber mit einem professionellen Trainer- und Betreuerteam, montags und dienstags ist er für die Pflege der Rasenplätze und der Anlage mit verantwortlich.
Als Praktikant gestartet, gehört Cvijetics seit drei Jahren zum professionellen Greenkeeper-Team des 1. FC Köln, von dem er mit leuchtenden Augen berichtet: „ Ich mache alles, ich klage nie. Ich komme mit dem Team sehr gut zurecht, eine gute Stimmung herrscht, wir machen Späße. Ich fühle mich dort unheimlich wohl.“
Die ungewöhnliche Karriere wird durch das Frechener Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) der Gold-Kraemer-Stiftung möglich – ein Arbeits- und Bildungsangebot, das bis zu 20 jungen Menschen mit kognitivem Förderbedarf oder Lernschwierigkeiten einen alternativen Bildungs- und Berufsweg im Bereich Sport bietet. Dabei kooperiert die Stiftung mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Bundesagentur für Arbeit und den Gemeinnützigen Werkstätten Köln. Als Sportarten werden Fußball und Judo ausgeübt, jeweils mit einem professionellen Trainer- und Betreuerteam sowie sozialpädagogischer Begleitung. Parallel zur sportlichen Ausbildung bietet das ZABS Praktika in Unternehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt.
Adriano Cvijetic, der 1989 in Oberhausen geboren wurde, ist seit 2014 am ZABS und wird von allen Seiten gelobt. „Er ist mit der Maßnahme unglaublich gewachsen, alle sind total zufrieden mit ihm. Es erfordert von den Teilnehmern viel Ehrgeiz und viel Engagement“, erzählt Ole Schneider, Leiter der Einrichtung. Der 28-Jährige studierte Sportwissenschaft und Management und ist seit einem Jahr in Frechen tätig.
Der Head-Greenkeeper des FC, Helmut Schicke, weiß ebenfalls nur Gutes über seinen Schützling zu berichten: „Wir können ihm Fahrzeuge anvertrauen, führen ihn immer wieder in neue Aufgaben ein. Das Düngen per Hand beispielsweise ist schwierig, es muss ganz gleichmäßig sein, das klappt gut bei ihm.“
Sein Stellvertreter Thomas Botta bestätigt das Lob: „Auch die Tricks beim Mähen wie geradegehen und dafür einen Punkt in der Ferne zu finden, setzt er super um.“ Schicke ergänzt: „Wenn Adriano merkt, dass er mehr machen möchte, hier stehen die Türen für ihn offen, es klappt wunderbar. Wir lassen ihn frei entscheiden.“
Ein optimistischer Blick in die Zukunft
Der viel Gelobte, der zusätzlich in einer Inklusionsmannschaft bei Borussia Hohenlind in Köln spielt, liebt seine Tätigkeit als Greenkeeper, die um 6 Uhr beginnt und um 15 Uhr endet. „Früher war ich Fan von Bayern München, aber seitdem ich das erste Mal im Rhein-Energie-Stadion war, habe ich mein Herz für den FC entdeckt. Das Tolle ist, man trägt einen Teil zum Erfolg bei, hat viel Kontakt zu den Profis.“
Die Bundesligaspieler seien sehr nett, die Begegnungen gehörten zum Alltag. „Sie sagen sehr freundlich Guten Morgen, loben den Zustand des Platzes als sehr gut, das ist toll. Ich würde das gerne jeden Tag machen, es ist anstrengend, aber ich weiß danach, was ich getan habe, ich schaue optimistisch in die Zukunft. “
Zu den Plänen gehört für den Fußballer neben dem Vollzeitjob beim FC der Umzug vom Appartement der Stiftung an der Burghofstraße in Buschbell in eine gemeinsame Wohnung mit seiner Freundin Nathalie in Köln, der wohl bald stattfindet. Und da gibt es noch einen Wunsch: „Ich will, solange es geht, immer Fußball spielen, bei jeder Trainingseinheit gebe ich voll Stoff.“