Frechen-Königsdorf – Es war ein Wettlauf gegen die Zeit: Ende Oktober war es im Seniorenzentrum St. Elisabeth in Königsdorf zu einem massiven Corona-Ausbruch gekommen. Auf dem Höhepunkt der Ausbreitung waren 36 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 34 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter infiziert (Die detaillierte Chronik der Ereignisse finden Sie hier).
„Wir haben es geschafft, das Virus einzudämmen“, berichtet Hausleiter Kristof Klitza. Für ihn und sein Team ist nach vier Wochen nun Zeit für eine erste Bilanz.
Wie ist die aktuelle Situation?
Derzeit sind noch acht Bewohner und zwei Mitarbeiter infiziert. „Die Tendenz bei den infizierten Bewohnern ist aber insgesamt positiv“, berichtet Klitza. Er hofft, dass die letzten von ihnen bald wieder in den normalen Pflegebereich verlegt werden können. In einem Nebengebäude des Heims, das von der Franziska-Schervier-Altenhilfe getragen wird, leben 18 Ordensschwestern, die sich auch um die Seelsorge im Seniorenzentrum kümmern. „Leider haben sich 13 von ihnen infiziert“, berichtet Klitza.
„Seit dem Corona-Ausbruch sind zehn Bewohner verstorben, davon waren sieben positiv und drei negativ getestet“, berichtet Klitza. Vier der Bewohner starben im Krankenhaus, zwei von ihnen mit positivem Corona-Test. „Die verstorbenen Bewohner hatten schwerwiegende Vorerkrankungen, sie befanden sich vor dem Corona-Ausbruch in einem schlechten Allgemeinzustand oder in der Palliativphase“, berichtet der Hausleiter: „Mit Gewissheit können wir sagen, dass ein Bewohner direkt an Covid-19 gestorben ist.“
Wie gelangte das Virus ins Altenheim?
„Aufgrund der Vielzahl der vor etwa vier Wochen gleichzeitig festgestellten positiven Testergebnisse war eine Rückverfolgung schon sehr früh nicht mehr möglich“, sagt Klitza. Trotz akribischer Suche und sämtlicher Kontaktüberprüfungen in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt sei es nicht gelungen, die Ursache zu finden: „Daher wurde die weitere Suche auch seitens des Gesundheitsamts verständlicherweise eingestellt.“ Für die Zukunft sei es umso wichtiger, dass sich jeder, der die Einrichtung betrete, an die Regeln halte.
Wie haben die Angehörigen reagiert?
„Überwiegend sehr verständnisvoll und unterstützend“, berichtet Klitza: „Von Anfang an haben wir uns bemüht, mit den Angehörigen in Kontakt zu treten, um aufzuklären und Transparenz zu schaffen.“ Manche Angehörige seien dennoch aufgebracht gewesen und hätten mit juristischen Schritten gedroht. Teils sei auch Unmut wegen des Besuchsverbots aufgekommen. Klitza betont, dass der Besuch von Bewohnern in der Palliativphase stets möglich gewesen sei, wenn auch zeitlich eingeschränkt. „Grundsätzlich steckten wir alle in einer schwierigen Situation“, sagt der Heimleiter. Die Ängste der Angehörigen könne er gut nachvollziehen. Grundsätzlich habe man viel Zuspruch und aufmunternde Briefe bekommen.
Wie sind die Mitarbeiter mit der schwierigen Situation umgegangen?
„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren extrem belastet“, sagt Klitza. Auf dem Höhepunkt des Ausbruchgeschehens seien viele Beschäftigte in häuslicher Quarantäne gewesen. Gleichzeitig habe der Corona-Ausbruch zu einem erheblich höheren Arbeitsaufwand geführt. Klitza: „Die Folge waren Zwölf-Stunden-Schichten, insbesondere für die Pflegekräfte in den Isolierungsbereichen.“ Sein Fazit: „Die im Juli beziehungsweise im Dezember ausgezahlte »Corona-Prämie« war mehr als verdient.“
Klitza spricht von der „Wiederherstellung der Normalität“. So sind kontrollierte und gesteuerte Besuche wieder möglich, wenn sich die Gäste mit ihren Angehörigen auf dem Außengelände treffen. Klitza geht davon aus, dass das Besuchsverbot und der Aufnahmestopp bald aufgehoben werden. „Der Schutz der vulnerablen Bewohner steht im Vordergrund.“ Die Vorsichtsmaßnahmen wurden erweitert: Der Mund-Nasen Schutz muss auch in den Außenanlagen getragen werden. Es gibt Testungen von Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen. Besucher müssen sich anmelden. Klitza: „Mit Schnelltests hoffen wir, schneller infizierte Bewohner und Mitarbeiter zu entdecken und isolieren zu können.“