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Marodes GebäudeArchäologischer Fund beim Abbruch des Parkhauses in Frechen

Lesezeit 3 Minuten
Bei den Abbrucharbeiten des Parkhauses an der Josefstraße wurde ein archäologischer Fund gemacht.

Bei den Abbrucharbeiten des Parkhauses an der Josefstraße wurde ein archäologischer Fund gemacht.

Aktuell ruht die Baustelle, bis die Ergebnisse der Bodendenkmalpflege vorliegen.

Als Ersatz für das wegen Sanierung bereits im zweiten Sommer geschlossene Terrassenfreibad wird aktuell in Frechen mit einem Augenzwinkern die Baustelle rund um das neue Parkhaus an der Josefstraße gehandelt. Der rund 250.000 Euro teure Abbruch des maroden alten Gebäudes ist beendet, die Baustelle ruht – der Regen hat eine große Pfütze geschaffen, auf dem ab und zu sogar Enten landen. Die Ruhe auf dem Baugrund täuscht aber, im Hintergrund wird viel über das Grundstück und das Bauvorhaben beraten.

Die Fraktionen Grüne, FDP und BSW schlagen einen privaten Investor vor

Zum einen hat der Stadtrat gestern Abend über einen Antrag von den Fraktionen Grüne, FDP und BSW beraten, in dem vorgeschlagen wird, den Bau und Betrieb des neuen Parkhauses an einen privaten Investor zu übertragen. Die Fraktionen sehen darin die Chance, „keine weiteren personellen und finanziellen Ressourcen der Stadt auf das Objekt zu verwenden“. Die Konzentration solle auf Schulbau und -sanierung gerichtet werden.

Das Projekt ist zu weit fortgeschritten, um es an Externe zu übergeben
Stadtverwaltung Frechen

Diesen Vorstoß lehnt die Verwaltung entschieden ab: „Das Projekt ist zu weit fortgeschritten, um es an Externe zu übergeben.“ Zudem entstünden dabei „für die Stadt zusätzliche Kosten, es käme zu nicht unerheblichen Zeitverzögerungen und weitergehenden Arbeitsbelastungen innerhalb der Verwaltung“. Die Stadt habe auch bereits Fachplaner beauftragt, es gebe Planungskosten in Höhe von rund 250 000 Euro – ob ein möglicher Investor diese verwenden könne, sei unklar.

Auf dem Bild ist das gesperrte Parkhaus zu sehen.

Mit dem rund 250.000 Euro teuren Abbruch des maroden Parkhauses Josefstraße wurde im Januar begonnen.

Das neue Parkhaus soll insgesamt rund 7,6 Millionen Euro kosten, 325 Parkplätze bieten und in Systembauweise durch einen Generalunternehmer errichtet werden. Als Termin für die Fertigstellung sieht der Zeitplan das erste Quartal 2025 vor. Noch ist der Auftrag für den Bau aber nicht ausgeschrieben. „Die Ausschreibung wird in Kürze auf den Vergabemarktplatz gehen. Die Unterlagen für die Erstellung des Gebäudes wurden durch Verwaltung, Architekten sowie planenden Ingenieurbüro bereits erstellt. Auch dies macht den Entwurf für einen Investor unattraktiv, da er wiederum nur einen äußerst geringen Handlungsspielraum hat“, teilt die Verwaltung mit. Das Parkhaus solle so schnell wie möglich errichtet werden.

Auf dem Bild ist ein Entwurf des neuen Parkhauses zu sehen.

Die Fassade des neuen Parkhauses Josefstraße soll transparent und offen sein.

Der knapp bemessene Zeitplan könnte nun durch historische Funde beim Abbruch weiter verzögert werden. Dies zumindest befürchtet die Verwaltung. „Wir müssen davon ausgehen, dass der Fund den Fahrplan in jedem Fall verzögert. Beziffern lässt sich das aber noch nicht“, teilt die Stadt mit.

Wir haben die Funde als Kaminzüge interpretiert, über die heiße Luft abgeleitet wurde
Christian Krämer, arthemus, archäologische Baubegleitung

An zwei Stellen wurden auf dem Baugrund Reste der alten Tonröhrenfabrik „Lövenich & Hendrickx“ entdeckt, die dort 1879 gegründet wurde. „Wir haben die Funde als Kaminzüge interpretiert, über die heiße Luft abgeleitet wurde“, erklärt Christian Krämer vom Unternehmen arthemus, einer archäologischen Fachfirma, die im Auftrag der Stadt die Bauarbeiten begleitet. „Dort, wo heute die Glascontainer stehen, stand früher ein Schornstein der Fabrik, die Kaminzüge führen dorthin“, weiß er zu berichten.

Die ersten Funde wurden von der Firma bereits mit Geotextilien, einem wasserdurchlässigen Faserstoff, verkleidet und wieder mit Erde bedeckt. Dies geschieht auch noch an der aktuell offen liegenden Stelle. Der Stoff, der auch im Tiefbau verwendet wird, schützt die Funde vor der Erde, lässt aber Wasser durch. „Es obliegt nun dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, zu entscheiden, was mit den Funden passiert“, so Krämer. Wenn der Aushub für den Parkhaus-Bau beginne, sei seine Firma wieder mit vor Ort, dann müsse geschaut werden, was mit den Röhren gemacht werde.

Auf der benachbarten Baustelle "Wolfhöfe" wurden fünf große Brennofen entdeckt

Auch bei der benachbarten Baustelle, auf der die Wolf Immobiliengruppe die „Wolf-Höfe“ baut, habe es Funde gegeben, so Christian Krämer. Dort seien fünf große Brennöfen entdeckt worden. Allerdings seien sie vom Amt für Bodendenkmalpflege als nicht erhaltungswürdig eingestuft worden. Die Bauarbeiten dort konnten fort geführt werden.

Theoretisch könnte der Tiefbauer anfangen.
Christian Krämer, arthemus, archäologische Baubegleitung

„Wir warten jetzt auf den LVR, was zu tun ist. Solange wird die Baustelle Parkhaus ruhen müssen“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Christian Krämer ist da optimistischer: „Theoretisch könnte der Tiefbauer anfangen. Wenn es ans Ausschachten geht, sind wir wieder baubegleitend vor Ort.“