Kerpen-Buir – Die Zerstörung des Hambacher Waldes „durch die Hintertür“ befürchtet der Bund für Umwelt und Naturschutz NRW (BUND). Zwar gelte für den Wald ein Rodungsstopp und auch die Kohlekommission habe seinen Erhalt als „wünschenswert“ bezeichnet, doch dessen ungeachtet rückten die Baumkohlenbagger immer weiter auf den Waldrand zu. Im nordöstlichen Waldstück betrage der Abstand gegenwärtig „nur noch etwa 100 Meter“, kritisiert der BUND. Landesgeschäftsleiter Dirk Jansen befürchtet, dass der Wald austrocknen könnte.
Video von Aktivisten des Hambacher Forsts
Da das Grundwasser abgepumpt worden sei, könnten die Wurzeln der Bäume darauf nicht zugreifen, so Jansen. Die Bäume holten sich die nötige Feuchtigkeit aus den obersten Bodenschichten. In der Nähe der Oberfläche befänden sich Tonschichten, die wie ein Wasserstauer für den Wald wirkten, so Jansen weiter. Aber er fürchtet: „Es ist nicht auszuschließen, dass dort, wo wasserstauende Schichten eventuell nicht flächendeckend ausgeprägt sind, aufgrund des Druckgefälles das Niederschlagswasser im Untergrund verschwindet und die Vegetation damit unter zusätzlichen Dürrestress kommt.“ Auch könne es durch zu dichtes Heranrücken des Baggers dazu kommen, dass auch oberflächennahes Wasser in den Tagebau laufe.
RWE-Sprecher Guido Steffen weist das zurück: „Der Hambacher Forst ist durch die Grundwasserhebung nicht beeinflusst, ebenso wenig durch die Arbeit der Bagger.“ Das bestätige auch eine von RWE in Auftrag gegebene Studie. Steffen: „Der Wald dort hatte – wie übrigens die meisten Wälder in Deutschland – noch nie Grundwasserkontakt, sondern entnimmt seine Feuchtigkeit stauenden Bodenschichten.“ Eine Gefahr durch Bagger sieht er nicht: „Die Oberkante des Abbaus, also die erste Sohle, liegt im genehmigten und vom Rodungsstopp des Oberverwaltungsgerichts NRW nicht betroffenen Bereich des Tagebauvorfelds. Die Bagger werden angemessenen Abstand zu dem Restwald halten, also dem Waldstück nicht zu nahe kommen.“ Der „angemessene“ Abstand richte sich nach den örtlichen bergbautechnischen, forstlichen und hydrologischen Gegebenheiten und sei an der kilometerlangen Abbaukante unterschiedlich.
BUND kritisiert Bergaufsichtsbehörde
Jansen hingegen kritisiert die Bergaufsichtsbehörde: „Es bleibt für uns völlig unverständlich, dass sich die zuständige Bergaufsichtsbehörde weigert, der RWE Power AG klare Vorgaben zum Schutz der Restflächen des Hambacher Waldes zu machen.“ Konkret fordern die Naturschützer: „Keinen Meter weiter. Die oberste Sohle des Tagebaus muss jetzt ihren Endpunkt erreicht haben, damit mögliche Beeinträchtigungen des Hambacher Waldes sicher ausgeschlossen werden können.“ Der BUND fordert stattdessen eine schnelle Umsetzung der Empfehlungen der Kohlekommission.
Kürzlich hatte RWE-Vorstandsvorsitzender Rolf Martin Schmitz zugesichert: „Für Hambach werden wir eine komplett neue Braunkohlenplanung machen, damit könnte der Wald dauerhaft erhalten werden.“