Kerpen – Auch in den Kommunen im Rhein-Erft-Kreis stand das Jahr 2020 natürlich ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Aber auch die Kommunalwahlen, viele neue Bauprojekte und persönliche Geschichten prägen das vergangene Jahr. Heute blicken wir nach Kerpen.
Januar:
Paukenschlag zum Jahresbeginn: Bürgermeister Dieter Spürck (CDU) kündigt an, im Herbst bei der Kommunalwahl nicht mehr für das Amt kandidieren zu wollen. Er und seine Familie fühlten sich bedroht, etwa durch Flüchtlingsgegner und durch Umweltaktivisten. Dann kommt Corona und Spürck ist als Krisenmanager gefragt. Im Sommer will Spürck dann doch wieder kandidieren und wird von der CDU auch nominiert.
Februar:
Während der Ort weiter abgebrochen wird, steht die Kirche St. Albanus und Leonhardus in Manheim-alt noch. Im Februar machen sich auch Vertreter des Kerpener Heimatvereines für den Erhalt der rund 120 Jahre alten spätgotischen Backsteingebäudes stark. Ende des Jahres schließt sich auch die Stadt offiziell den Forderungen an, die Plänen von RWE entgegenstehen. Ob die Kirche auf Dauer stehen bleibt, ist noch offen.
Augenpaare blicken von 15 Plakatwänden in Kerpen die Menschen an. Es handelt sich um ein „stilles, gleichzeitig mahnendes Kunstprojekt“ von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums. Die Augenpaare stammen von alten Fotografien einst in Kerpen lebender und dann in der NS-Zeit ermordeter oder vertriebener Juden. Über ihre Geschichte konnten sich die Passanten per Smartphone informieren.
April:
Corona bestimmt das öffentliche Leben. Überall in Kerpen bilden sich Initiativen, die ehrenamtlich helfen wollen. So stellen die Gruppen „Gemeinsam“, die Sindorfer „Coronavirus-Solidarität“, die „Friseure gegen Armut“ und die Teestube „Lichtblick“ im Friseursalon Hair Flair an der Stiftsstraße eine Hilfstafel für Bedürftige auf die Beine. Wo sonst Haare geschnitten werden, werden nun Lebensmittel verteilt.
Mai:
Der Putz bröckelte an einigen Stellen, die Farbe blätterte ab: Den Zustand des alten Wegekreuzes an der Cyriakusstraße konnte sich Helmut Metternich nicht mehr ansehen. Der Malermeister aus Horrem griff zu Spachtel und Pinsel und restaurierte – wie schon vor zehn Jahren – auf eigene Kosten das rund drei Meter hohe Monument. Anwohner Rudi Münch kümmerte sich um die Grünanlage rund ums Kreuz.
Juni:
Der Sindorfer S-Bahnhof bleibt ein Dauerthema. Nachdem die Bahn im April schon die Sitzbänke abmontiert hatte, weil durch sie der schmale Bahnsteig noch enger wird, werden nun Stehhilfen aufgebaut. Dort sollen sich die Fahrgäste anlehnen können, wenn sie auf den Zug warten. Die Stadt und die Politiker fühlen sich „veräppelt“. Sie fordern von der Bahn eine kurzfristige Verbreiterung der Bahnsteige.
Juli:
Das Europaviertel im Norden des Stadtteils Kerpen-Mitte wird durch besondere Förderprogramme des Landes aufgewertet. So können Hausbesitzer nun auch die Neugestaltung ihrer Fassaden bezuschussen lassen. Ein Hochhaus an der Lothringer Straße glänzt schon mit neuen Farben. Das freute auch NRW- Bauministerin Ina Scharrenbach, die eigens nach Kerpen kam und einen Förderbescheid überreichte.
August:
Der trockene Sommer macht den Bäumen in der Stadt zu schaffen. SPD und Grüne fordern mehr Bewässerungsaktionen von der Stadt: Die sucht Baumpaten und verweist darauf, an 300 Bäumen in der Stadt in den vergangenen Wochen Bewässerungssäcke angebracht zu haben. Zudem wolle man noch vier mobile Bewässerungssysteme mit Pumpen und jeweils 2000 Litern Fassungsvermögen anschaffen.
September:
Im Zuge des Kommunalwahlkampfes hatte sich Andreas Lipp, Bürgermeisterkandidat der SPD, in einem eigenen Wahlvideo direkt an die „muslimische Jugend in Kerpen“ gewendet und diesen ein Gesprächsangebot gemacht. Rechtsgerichtete Kreise entfachten daraufhin bundesweit im Internet einen „Shitstorm“ gegen Lipp, der bedroht und beleidigt wurde. Er stand zeitweise sogar unter Polizeischutz.
Oktober:
Chemiealarm bei einem Unternehmen an der Boelckestraße. Auf einem Transporter war eine unbekannte Flüssigkeit ausgetreten. Sofort machten sich Feuerleute in Spezialanzügen an die Arbeit, um die einzelnen Gefäße aus dem Lastwagen zu heben und das Leck zu finden. Im Laufe des Einsatzes stellte sich heraus, dass es sich um Formalaldehyd handelte. Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden.
November:
Genau 29 Jahre nach der Seligsprechung des Gesellenvaters Adolph Kolping laufen nun Bestrebungen für eine Heiligsprechung des 1813 in Kerpen geborenen Priesters. Es läuft eine Online-Petition des Kölner Kolpingwerkes, die von der Kolpingfamilie in Kerpen unterstützt wird. Klappt die Sache, wäre Kolping der erste Heilige aus dem Rhein-Erft-Kreis. Es fehlt allerdings noch der Nachweis eines Wunders.
Die Kerpenerin Vanessa Savickas brachte in der Toilette des St.-Marien-Hospitals in Düren-Birkesdorf ihr Kind zur Welt. Zuvor war die hochschwangere 27-jährige Friseurin im Krankenhaus Frechen abgewiesen worden. Sie eilte daraufhin nach Düren, wo sie zur Geburt angenommen wurde. Doch bis zum Kreißsaal schaffte sie es nicht mehr. Sie rannte zur Toilette, wo sie Sohn Maxim allein zur Welt brachte.