Kerpener SterneköchinWas Julia Komp auf ihrer kulinarischen Weltreise erlebt hat
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Julia Komp ist Deutschlands jüngste Sterneköchin.
Bis vor einem halben Jahr kochte sie noch auf dem Kerpener Schloss Loersfeld.
Anschließend hat sie sich auf eine kulinarische Weltreise begeben - und schildert erste Eindrücke.
Kerpen – Reist man durch die Welt, dann begeistert sich der eine über Berge, der andere über Wasserfälle und wieder andere über weiße Strände und das Meer. Doch wenn die jüngste Sterneköchin Deutschlands auf Reisen in ferne Länder geht, dann interessiert sie sich vor allem für alles, was Zunge und Gaumen erfreut.
Julia Komp, die bis Silvester des vergangenen Jahres in der Sterneküche von Schloss Loersfeld kochte, startete Anfang des Jahres auf eine kulinarische Weltreise, die sie in preisgekrönte Küchen, zu weltbekannten Köchen und zu zauberhaften Märkten voller neuer Naschereien und Gewürze führte. Kürzlich machte sie einen Stopp in unserer Redaktion.
Etwa 20 Länder hat sie schon bereist. Über Katar, Oman und die Vereinigten arabischen Emirate ging es nach Thailand, Indonesien, Vietnam, Kambodscha und Malaysia. Danach standen die Malediven, China, die Philippinen, Japan und Korea auf dem Reiseplan. Über die portugiesische Insel Madeira ging es weiter nach Marokko, Äthiopien, Indien und Brasilien.
Von manchen Ländern hat Komp kaum etwas anderes gesehen als die Edelküchen großer Hotels oder Restaurants. Oft wurde sie als Gastköchin gebucht, kochte in Indien drei Woche in fünf Städten täglich ein Sechs-Gänge-Menü – jedes Mal mit einem neuen Team.
Doch nicht nur in der Welt der Wohlhabenden hielt die 29-Jährige sich auf. In Brasilien hat sie für ein Projekt für Kinder aus Favelas gekocht. Bis zu 210 Kinder aus den Armenvierteln hat sie versorgt. „Die Kinder bekommen in dieser deutschen Einrichtung Essen, können sich waschen, gehen zur Schule und werden erzogen. Meistens sind es die Mütter, die sie dorthin bringen. Viele Väter sind wegen Drogen erschossen worden. Als ich ging, haben die Kinder gesungen.“ Das sei ihr unter die Haut gegangen, sagt Komp.
Die Kontraste ihrer Erlebnisse waren riesig. Besonders begeistert ist sie vom Oman: „Riesige Berge, in denen auf einmal mittendrin ein grüner Wadi voll Süßwasser liegt. Im Meer waren viele Delfine, an Land Weihrauchbäume, ein knallblauer Pool vor dieser magischen Wüste – unglaublich.“
Sie besuchte Tempel in Vietnam. „In einer Höhle in einem Marmorberg standen Tausende Buddhas.“ In Japan sah sie einen vergoldeten Tempel, fuhr im Zug mit Tempo 460 nach Hiroshima, doch vor allem besuchte sie Märkte und arbeitete mit Kollegen: „Ich habe sehr viele neue Produkte kennengelernt.“ Amazonasfrüchte kostete sie und recherchierte abends oder nachts im Internet, wie sie auf Deutsch heißen und woher sie stammen. Es ging um gesundheitliche Aspekte von Gerichten und die Frage, wann man was essen sollte.
Das besprach sie mit Kollegen wie dem Argentinier Augustin Balbi im Hongkonger „Haku“, dem Deutschen Thomas Frebl, der im Kopenhagener „Noma“ gearbeitet hat und nun in Tokio Küchenchef im „Inua“ ist.
Als Gastköchin auch in Köln
Die Faszination Kochen ist noch größer geworden: „Früchte, Nüsse, Beeren, Kerne – alles wird eingelegt und fermentiert. Das sind Sachen, die dauern eine Ewigkeit. Diese Köche überlegen jetzt schon, wie sie etwas vorbereiten können für Weihnachten.“ Und was ist das Wichtigste, das sie auf ihrem Lehr- und Wanderjahr bisher gelernt hat: „Vor allen Dingen neue Geschmäcker. Bei den handwerklichen Dingen habe ich ehrlich gesagt nicht viel Neues gesehen, aber ich habe viel über Menschen, Kulturen und auch über mich selber gelernt.“
Vor Weihnachten kommt Julia Komp nach Deutschland. Dann wird sie als Gastköchin auch in Köln zu sehen sein, Ort und Zeit werden noch bekanntgegeben. Nach Stationen in Minsk und ihrer Lieblingsstadt Marrakesch kehrt Komp 2020 ganz in die Domstadt zurück. Dort stehe „ein neues großes Projekt“ an.