An der Abtei Brauweiler werden nach historischen Quellen Heil- und Nutzpflanzen wie zu alten Benediktiner-Zeiten angebaut.
„Ein Schatzkästlein“Eröffnung des Klostergartens lockt hunderte Gäste zur Abtei Brauweiler
Was die Benediktiner einst pflanzten, das wächst, blüht und gedeiht nun wieder in der Abtei Brauweiler. Die Eröffnung des neuen Klostergartens im Park lockte am Pfingstsonntag hunderte Gäste in das Kulturzentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Sie war der Höhepunkt des Familienfestes zum internationalen Museumstag und eingebettet in das 1000-jährige Abteijubiläum.
Auf dem Areal an der Ostseite der historischen Abteigebäude wurden bereits zu früheren Klosterzeiten Heil- und Nutzpflanzen angebaut. Die Idee, diesen Garten wieder zu revitalisieren, hatte Dr. Gabriel Gach, wissenschaftlicher Referent des LVR, schon vor sechs Jahren angestoßen. „Das passt in unser kulturtouristisches Konzept, erhöht die Attraktivität und Aufenthaltsqualität“, erklärte er.
Der Klostergarten in Pulheim wurde nach alten Plänen rekonstruiert
Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Johann Senner, dessen Büro Planstatt Senner mit der Umsetzung beauftragt wurde, suchte er in Plänen und Büchern nach Hinweisen auf ehemalige Pflanzen und Nutzungen. „Wir haben viele Monate im Archiv verbracht und unter anderem Aufzeichnungen dazu aus den Jahren um 1600 und um 1620 gefunden“, so Senner.
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Entstanden ist nach historischen Quellen ein rund 2000 Quadratmeter großer Garten mit sorgfältig angeordneten Pflanzen in knapp 40 Beeten. „Dafür ist der Garten in terrassierter Bauweise über fünf Ebenen geometrisch angelegt. Das ist auch dem abschüssigen Gelände geschuldet“, informierte Barbara Kaulhausen vom LVR-Fachbereich Umwelt und Baumaßnahmen.
Hinter der 1000 Jahre alten Abtei wachsen 100 sorgsam ausgewählte Pflanzen
Eine unterirdische Zisterne sorgt für Wasser. Ganz oben fallen immergrüne Steineichen in Schirmform ins Auge, die auch als Schattenspender dienen. Ob Salbei, Thymian, Wegwarte, Wilde Artischocke oder Ananas-Minz – zu endeckten gibt es in dem Brauweiler Klostergarten 100 sorgsam ausgewählte Pflanzen.
„Das ist ein Schatzkästlein, in dem Wissen vergangener Jahrhunderte liegt“, betonte Landschaftsarchitekt Johann Senner. In dieser klösterlichen Tradition stehe der Garten für wohltuende Kräuter und sanfte Heilkunde. Dr. Corinna Franz, LVR-Dezernentin für Kultur und landschaftliche Kulturpflege, würdigte den Naturraum als wichtigen Teil des kulturellen Erbes der ehemaligen Benediktinerabtei und unterstrich auch die damit geförderte Biodiversität. Zudem habe man einen weiteren Ort, der zum Verweilen einlade. Künftig sollen hier nachhaltige umweltpädagogische Projekte entwickelt und umgesetzt werden, führte Dr. Gabriel Gach vom LVR aus.
Gäste ließen sich auch durch die Abteikirche in Brauweiler führen
Unterdessen strömten immer wieder Neugierige zu den Beeten. „Man sieht noch, wie neu alles ist, sieht tipptopp aus“, sagte Barbara Hübner, die extra aus Brühl kam und den Anblick nach einer Führung durch die Abteikirche zum Museumstag genoss. „Ja, es wirkt noch etwas künstlich, aber das sieht bestimmt bald üppiger aus“, ergänzte ihr Begleiter Günter Molt.
„Ich wohne hier in der Nähe und wollte mir das Areal heute unbedingt ansehen. Es ist sehr schön geworden“, fand Andrea Nessler. „Das sieht toll aus, ich kann mir gut vorstellen, dass das ein beliebter Treffpunkt wird“, äußerte Luzia Kiliaz.
Manche kamen auch ins Fachsimpeln. „Hier, die Königskerze hilft bei Husten und Halsschmerzen. Und die berühmte Heilkundige Hildegard von Bingen empfahl sie für ein trauriges Herz“, erzählte Holger Lunze. Für ihn ist der Garten „ein Ort, der Körper und Geist anspricht und Geschichte und Gegenwart gut verbindet.“
Besucherinnen und Besucher können den Klostergarten, der barrierefrei zugänglich ist, ab sofort kostenfrei besuchen. Eine Broschüre dazu ist im Abtei-Shop frei erhältlich.