Kurz nach der Fertigstellung des Parks in Erftstadt an der Autobahn 1 hat die REA schon neue Pläne. Die vier neuen Windräder in der Berrenrather Börde sind noch nicht am Netz.
EnergiewendeWindpark in Erftstadt ist fertig – Windräder in Hürth noch im „Trudelbetrieb“
Der neue Windpark „Erftstadt A1“ ist fertig. Die REA GmbH Management hat ihn in den vergangenen Monaten zwischen Friesheim und der Autobahn 1 nahe der Ausfahrt Weilerswist-West errichtet. Erst Anfang 2024 hatte das Unternehmen damit begonnen, die Fundamente für die zwölf Windenergieanlagen zu errichten.
Elf der zwölf Anlagen liefen schon vor Weihnachten, sagt Klaus Wildrath, Geschäftsführer der REA GmbH Management. Die letzte Anlage sei nun auch seit Donnerstag (16. Januar) in Betrieb. Grund dafür, dass sie noch nicht lief, war laut Wildrath ein defektes Bauteil. Aber dennoch: „Wir haben unser intern gesetztes Ziel eingehalten.“ Der eigentliche Zeitpunkt der Inbetriebnahme sei erst Ende März vorgesehen gewesen.
Mit dem bisherigen Verlauf zeigt sich der Geschäftsführer zufrieden: „Die Anlagen laufen und wir hatten noch keine Störung.“ Wildrath: „Von Mitte Dezember bis heute wurden hier schon 10 Millionen Kilowattstunden Strom produziert.“ Final abgenommen werde das Projekt im Frühjahr. Aktuell starte unter anderem die erste Wartung.
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Windpark „Erftstadt A1“: Neue Anlagen auf dem Gebiet der Stadt Weilerswist
Der Windpark in der Nähe von Friesheim wird rechnerisch pro Jahr 84,4 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Mit einem angenommenen Jahresdurchschnittsverbrauch von 3000 Kilowattstunden könnten so mehr als 28.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.
Insgesamt hat der Windpark „Erftstadt A1“, der zum Teil ein Bürgerwindpark ist, ein Investitionsvolumen von 80 Millionen Euro. Auch die Bürgerenergie Kreis Düren eG, die mittlerweile mehr als 400 Mitglieder hat, ist beteiligt. Zwar ist die Finanzierung abgeschlossen, Interessierte können sich aber für künftige Projekte weiter bei der Bürgerenergie melden und damit auch von der Rendite des Windparks in Erftstadt profitieren.
Kurz nachdem alle Anlagen an das Netz angeschlossen sind, hat die REA schon neue Pläne: Der Windpark soll auf Weilerswister Gemeindegebiet erweitert werden. Und zwar um zwei weitere Anlagen. Bei den Anlagen handele es sich um eine etwas neuere Generation, so Wildrath. Sie seien genauso wie die übrigen Anlagen, hätten jedoch etwas mehr Leistung. „Es wird dann wie ein Windpark aussehen“, betont Wildrath. Die Windräder haben jeweils eine Leistung von 4,8 Megawatt (MW), insgesamt also 9,6 MW.
Erftstadt: Kleine Anlangen aufgrund der Nähe zum Fliegerhorst Nörvenich
Die neuen Anlagen seien bereits bestellt und die Finanzierung stehe, so Wildrath. Im Sommer sollen die Fundamente gegossen werden, die Errichtung sei für Ende des Jahres geplant. Und der Geschäftsführer verrät: Auf der anderen Seite der Autobahn sind schon weitere Windenergieanlagen und auch Photovoltaik in Planung.
Die Anlagen in Erftstadt sind 172 beziehungsweise 179 Meter hoch. Wildrath spricht sogar von „kleinen Anlagen“. Die Norm sei mittlerweile 250 Meter und mehr. Bei Neuplanungen sei es sogar aussichtslos, mit kleineren Anlagen noch wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. Dass die REA im Windpark „Erftstadt A1“ keine größeren Anlagen aufstellen konnte, liegt laut dem Geschäftsführer an der Nähe zum Fliegerhorst Nörvenich.
Hürth: Windräder in der Berrenrather Börde noch im „Trudelbetrieb“
Die vier neuen Windräder in der Berrenrather Börde zwischen Hürth und Kerpen, einer rekultivierten Tagebaufläche, ragen sogar noch weniger hoch auf. Aufgrund der Lage in der Einflugschneise nach Nörvenich liegt die Nabenhöhe nur bei 78 Metern. Die Gesamthöhe inklusive Rotorblättern beträgt knapp 120 Metern, erklärt Jakob Kasperidus, Projektleiter bei SL Naturenergie. Das Unternehmen aus Gladbeck im Ruhrgebiet hat die Windenergieanlagen errichtet: zwei auf Hürther, zwei auf Kerpener Stadtgebiet. Beantragt und genehmigt waren sogar fünf Windräder, das letzte werde aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr gebaut.
Am Netz sind die neuen Windräder indes noch nicht. Sie sollen in einem Umspannwerk in Kerpen angeschlossen werden, und das ziehe sich hin, so Kasperidus. Erst im Frühjahr werden die Rotoren aus dem Leerlauf, dem sogenannten „Trudelbetrieb“, in den produktiven Betrieb gehen. Die vier Anlagen des älteren Typs Enercon E-82 werden dann nach Angaben von Unternehmenssprecherin Stefanie Flam zwölf Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. Damit können rechnerisch über 4000 Haushalte versorgt und 8500 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.
SL Naturenergie verhandelt aber auch mit einem Industriebetrieb über die Direktabnahme eines großen Teils des erzeugten Stroms. Dorthin würde dann ein Kabel verlegt. Der Rest der erzeugten Windenergie wird dann ins Netz eingespeist.
Auch wenn das Gladbecker Unternehmen, das nach eigenen Angaben 160 Windenergieanlagen mit 400 Megawatt Leistung in Nordrhein-Westfalen am Netz hat, aus wirtschaftlichen Gründen an den Hürther Windrädern weniger Freude hat als an anderen, so sei der Standort doch symbolträchtig für die Energiewende. Denn die Anlagen befinden sich in Sichtweite des Goldenbergkraftwerks auf dem Knapsacker Hügel, in dem noch bis 2029 Braunkohle verfeuert wird.
Außerdem gilt für Flam: „Für die Energiewende zählt jede Kilowattstunde“. Es handelt sich nicht um die ersten Windräder vor dieser Industriekulisse. Nebenan auf der Wilhelmshöhe hat das Unternehmen Energiekontor bereits 2016 drei 150 Meter hohe Windräder errichtet.
Zum Konzept von SL Naturenergie gehört dabei, regionale Akteure zu beteiligen. Auch die Hürther Stadtwerke wollten einsteigen, das ist aber inzwischen offenbar vom Tisch. Für das Unternehmen bilden die vier Windräder in der Berrenrather Börde eine Einheit mit einem neuen Windpark in Vettweiß bei Zülpich, in dem sich weitere zehn Windräder drehen werden. Bürger können daran Anteile erwerben. Weiter Informationen gibt es im Internet.
www.windpark-vettweiss.de
Strom aus Erneuerbaren
„Windenergie ist die wichtigste Energiequelle“, sagt Klaus Wildrath. Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 61,5 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt, 33,3 Prozent stammen dabei aus Windenergie.
Damit liegt Windenergie noch vor Kohle mit 20,9 Prozent. „Wir haben gerade einen Genehmigungsrekord, der zu einem Ausbaurekord führen wird“, so Wildrath. Photovoltaik liegt mit 13,9 Prozent auf Platz 4 nach Erdgas mit 14,6 Prozent.
Die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern machte wiederum einen Anteil von 38,5 Prozent der inländischen Stromproduktion in der ersten Jahreshälfte 2024 aus. Zum Vergleich: 2023 lag der Anteil noch bei 46,7 Prozent. (eva)