Ende Juli kam es in Wesseling wieder zu überfluteten Kellern. Die Stadtwerke helfen Bürgern, sich auf Hochwasser vorzubereiten.
Überflutete Keller in WesselingWie kann man sich vor Starkregen schützen?
Das Wasser sprudelt aus den Gullideckeln, Straßen und Keller sind überflutet, Feuerwehrleute rücken zu Scharen mit Pumpen aus. Regenfälle wie die am 27. Juli in Wesseling macht der Klimawandel wahrscheinlicher – was die Not verstärkt, sich um Hochwasserschutz Gedanken zu machen. Wie weiß man, ob das eigene Haus bei Starkregen gefährdet ist? Wie kann man sich am besten schützen? Und was macht eigentlich die Stadt?
Auskunft darüber gibt Sebastian Ludyga, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Wesseling und Stellvertretender Betriebsleiter der Entsorgungsbetriebe Wesseling. Er erinnert daran, dass vom Hochwasser am 14. Juli 2021 auch viele Anwohner in Wesseling betroffen waren, insbesondere im Stadtteil Keldenich, wo eine Pumpstation ausgefallen war. „Daraufhin haben wir große Maßnahmen in Angriff genommen, unter anderem die ‚Thelens Wiese‘. Das ist eine Maßnahme, die in Deutschland ziemlich einzigartig ist. Sie besteht aus einem unterirdischen Regenrückhaltebecken und einer multifunktionalen Fläche darüber, die im Extremwetterfall geflutet werden kann.“ Laut Angaben der Stadt soll das Projekt im Herbst 2025 abgeschlossen sein.
Stadt Wesseling setzt bei Hochwasser auf Großprojekte und Eigenverantwortung
Die 2021 ausgefallene Pumpstation „Im Dich“ hat die Stadt mit einer Hochwassertür ausgestattet und mit einem Notstromaggregat versehen, um einen zukünftigen Ausfall zu vermeiden. „Wir haben ein komplettes Programm für die hydraulischen Sanierungen“, sagt Ludyga. Es werde auch nach hydrodynamischen Berechnungen geschaut, wo die größte Gefahr für die Anwohner bestehe. „Aber das können wir nicht alles auf einmal schaffen. Alleine die ‚Thelens Wiese‘ kostet mehr als 10 Millionen Euro. Wir müssen das nach der Prioritätenliste abarbeiten.“ Warum man nicht einfach größere Kanäle bauen kann, um größere Wassermassen auffangen zu könenn, erläuterte der Sachgebietsleiter der Abwasserentsorgung in Wesseling Julius Risse kürzlich dieser Zeitung.
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„Letztendlich müssen sich auch die Einwohner davor schützen“, sagt Ludyga. Um die Bürgerinnen und Bürger zu informieren, haben die Entsorgungsbetriebe Wesseling schon 2022 eine Broschüre mit dem Titel „Das Wasser soll draußen bleiben!“ zur Verfügung gestellt, die auf ihrer Website abrufbar ist. Darin finden sich verschiedene Materialien. Auf Karten sind die Zonen verzeichnet, die bei Starkregen besonders gefährdet sind. Eine Starkregengefahrenkarte markiert die Ausbreitung der Überflutung und berücksichtigt dabei drei verschiedenen Szenarien mit unterschiedlich viel Regen. Eine Gefahrenkarte markiert einzelne Gebäude und schätzt das Risiko ein, dem sie im Falle von Starkregen ausgesetzt sind.
Es gibt auch eine Checkliste, mit der man überprüfen kann, wie Wasser in das eigene Haus gelangen kann. Dazu gibt es Bebauungstipps, um das Eigenheim widerständiger zu machen – was aber natürlich mit Kosten verbunden ist. „Ganz wichtig für uns immer ist der Blick auf Rückstauklappen an den Hauptanschlüssen. Auch im letzten starken Regenereignis Ende Juli sind im Großen und Ganzen alle Bürgerinnen und Bürger betroffen, die keine Rückstauklappe eingebaut haben. Und egal, welche Anstrengungen wir durchführen werden: Rückstau wird es im Kanalnetz immer geben.“ Wie teuer der Einbau ist, hänge dabei immer vom jeweiligen Haus ab und dem Aufwand, der dadurch entsteht. Eine Förderung für den Einbau von Rückstauklappen ist Ludyga nicht bekannt.
Man kann sich von den Entsorgungsbetrieben Wesseling beraten lassen
Aber gibt es auch Fälle, in denen der Keller trotz Rückstauklappe mit Wasser vollläuft? „Das Problem ist natürlich, dass viele Leute eine Rückstauklappe einbauen und sie dann nicht mehr warten“, sagt Ludyga. „Früher wurden auch Doppelklappen eingebaut, die einfach nur mechanisch funktionieren. Von denen ist abzuraten. Die sind eher nur für Niederschlagswasserleitungen zu gebrauchen, nicht für Schmutzwasser. Für Schmutzwasserleitungen muss man tatsächlich elektronische Luftstoffklappen einbauen.“ Diese müssten jährlich gewartet werden.
Wichtig sei auch eine Elementarschadenversicherung. Sebastian Ludyga rät, bei Versicherungen genau ins Kleingedruckte zu schauen. Oft müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit Schäden gedeckt werden.
Starkregen, Rückstauklappen, Elementarschadenversicherung – da kann einem schon mal der Kopf rauchen. Letztendlich muss man als Eigentümer selbst diese Entscheidungen treffen und Aufträge erteilen. Aber wer sich Beratung wünscht, kann sich an die Entsorgungsbetriebe Wesseling wenden. „Wir versuchen, alle Bürgerinnen und Bürger zu informieren. Wenn jemand bei uns anruft, dann kommt auch ein Mitarbeiter raus, schaut sich die Situation an und versucht beratend zur Seite zu stehen.“
Für spezielle Fragen müsse man dann schon eine Installationsfirma kontaktieren. „Wir können nur grob das einschätzen, was zu machen ist. Wenn es um Details geht, zum Beispiel wie da die Leitung verläuft, muss dann ein anderes Unternehmen ran“.
Zur Beratung
Wer sich zum Thema Starkregenvorsorge beraten lassen möchte, kann sich an die Stadtwerke Wesseling wenden. Telefon: 02236/94420. Montag bis Donnerstag von 07.30 bis 16 Uhr, freitags von 07.30 bis 12.30 Uhr.