Windeck – Wer vom Bahnhof in Schladern auf schnellstem Weg nach Altwindeck gehen oder radeln möchte, wählt den „Schwarzen Weg“. Dieser führt unmittelbar an der Siegtalstrecke vorbei über den Bahndamm und erspart einen Kilometer Fußweg auf dem unbefestigten Seitenstreifen der Landstraße 333.
Wurzeln im Bahnbau
Die Geschichte des „Schwarzen Weges“ geht zurück auf den Bahnbau. Die „Cölln-Giessener Eisenbahn“ wurde 1859 bis Eitorf und ein Jahr später bis Wissen fertiggestellt. Seit 1862 fahren dort Züge bis Gießen. Damals wurde bei Schladern eine schmale Landbrücke zwischen zwei Siegarmen gesprengt. Der Siegwasserfall entstand, der Siegarm um den Krummauel wurde trockengelegt, um zwei Brückenbauwerke für den Bahnbau einzusparen. Auf dem angeschütteten Bahndamm wurde neben der zweigleisigen Siegtalstrecke mit Abzweig zum Elmores-Werk der Weg angelegt.
Zwischen der Bahn und der damaligen Gemeinde Dattenfeld sei schon 1877 ein entsprechender Vertrag geschlossen worden, berichtete eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Dieser sei zuletzt 1971 durch einen „Gestattungsvertrag“ zwischen der damaligen Bundesbahn und der neu gebildeten Gemeinde Windeck bekräftigt worden. Demnach sei die Gemeinde für den Unterhalt und die Verkehrssicherung des Weges, der über Bahngrundstücke verläuft, verantwortlich. (sp)
Der sogenannte Schwarze Weg aber ist in die Jahre gekommen. Risse im Asphalt und defekte Straßenlaternen machen Investitionen nötig, von denen bislang noch niemand weiß, wer sie bezahlen kann. 50 000 Euro stehen im Raum, die im knapp ausgeglichenen Haushalt der Gemeinde bislang nicht vorgesehen sind.
Nur vier Lampen funktionieren
Die Deutsche Bahn habe die Windecker Verwaltung darauf hingewiesen, dass der Weg reparaturbedürftig sei. „Wenn die Gemeinde nicht handelt, wird gesperrt“, unterstrich eine Bahn-Sprecherin in Düsseldorf, die wie ihre Kollegen nicht namentlich genannt werden möchte.
Dass das Problem im Rathaus erkannt ist, bestätigt Bürgermeisterin Alexandra Gauß. Weil auch die Laternenmasten in die Jahre gekommen sind – von acht Lampen funktionierten bei einer Überprüfung im vergangenen Jahr 2018 nur noch vier –, habe Stromversorger Innogy bereits die Verkehrssicherungspflicht an die Gemeinde zurückgegeben.
Einbindung ins Radwegnetz oder Mobilitätskonzept
Laut Gauß erlaubt die Bahn auf dem vor mehr als 150 Jahren aufgeschütteten Damm, der zudem „in Bewegung“ sei, keine Bautätigkeiten, wie das Rammen neuer Löcher für Laternenmasten oder das Rütteln bei der Sanierung der Asphaltdecke. „Wir versuchen in irgendeiner Weise, eine Lösung für den Weg zu finden“, verspricht Gauß. Chancen auf Fördergeld verspricht die Einbindung ins Radwegenetz sowie ins Mobilitätskonzept rund um den Bahnhof Schladern.
Der Erhalt des Weges liege auch im Interesse der Deutschen Bahn, betont deren Sprecherin. Von Hinderungsgründen für Bautätigkeiten wisse sie nichts. Dass die Laternen, wie schon vorgeschlagen, an die Masten der Oberleitung gehängt würden, widerspreche aber den Abstandsvorschriften. Es gehe um eine Spannung von 15 000 Volt.