Hebammen-AmbulanzSt.-Franziskus-Klinik in Eitorf erhält NRW-Pilotprojekt
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Eitorf – Das St.-Franziskus-Krankenhaus wird wieder eine Anlaufstelle für Schwangere: In die Räume der ehemaligen Geburtsstation soll eine Hebammen-Ambulanz einziehen. Ein landesweit einmaliges Projekt, wie Klinikdirektorin Petra Nöhring im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert: Werdende und frisch gebackene Mütter sollen die Hebammen in ihren Praxisräumen aufsuchen, statt sie wie sonst zu Hause zu empfangen.
„Es geht um Vor- und Nachsorge. Dadurch, dass die Schwangeren zu den Hebammen kommen, können diese viel mehr Frauen betreuen.“ Auch nach der Geburt. „Die Hebammen können dann sehen: Wie klappt es mit dem Baby, wie verheilt zum Beispiel ein Dammriss?“, zählt Nöhring auf.
Es fehlt seit Jahren an enger Betreuung
Eine solch enge Betreuung ist besonders im östlichen Kreisgebiet nicht mehr unbedingt gewährleistet: Es herrsche bereits ein Hebammenmangel, berichtet Nöhring, sie müssten zum Teil sehr weite Strecken zurücklegen, dürften die Fahrtkosten aber nicht abrechnen. Durch eine feste Anlaufstelle „hoffen wir, dass wir mehr Hebammen in den Rhein-Sieg-Kreis kriegen“.
Ende 2013 schloss das St.-Franziskus-Krankenhaus seine Gynäkologie und Geburtshilfe. Zu wenig Geburten, rote Zahlen – auch lang anhaltender Protest aus Bürgerschaft und Politik änderten nichts. Zuvor hatte bereits das Siegburger Krankenhaus die Geburtenstation geschlossen. Sankt Augustin und Bad Honnef folgten. Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gibt es nur noch eine Geburtshilfe in Troisdorf. (seb)
Auch die Mütter insbesondere in Eitorf und Windeck profitierten davon, sagt die Klinikchefin: „Wir sind ja Zuzugsgebiet, das ist ein Familiengebiet geworden. Eine Hebammen-Ambulanz macht die Region für junge Familien attraktiver.“ Deswegen habe das Krankenhaus angeboten, Platz für die Ambulanz zu schaffen. „Wir haben ja die ehemaligen Räume unserer Geburtshilfe.“
Termin für die Eröffnung fehlt noch
Und auch wenn es in der Eitorfer Klinik nach wie vor nicht möglich sei, ein Kind zur Welt zu bringen – sollte es einen Notfall geben, der einen Eingriff erfordere, könne das Krankenhaus schnell einen Raum zur Verfügung stellen, nur ein Geburtsmediziner müsse gerufen werden.
Ein Vorteil für die Schwangeren, die sonst mit einem Rettungswagen abgeholt werden müssten. Zwar gibt es noch keinen Termin für eine Eröffnung, die Stelle für eine Koordinatorin der Hebammen-Ambulanz wird jedoch jetzt ausgeschrieben.
Zu ihren Aufgaben wird es auch gehören, eine Klinik zu finden, wenn die Wehen einsetzen. „Es sind ja schon Schwangere kurz vor der Geburt abgewiesen worden, weil das Krankenhaus dann voll war.“ Drei Hebammen sollen halb- oder auch ganztags für die Schwangeren und Wöchnerinnen da sein. „Das kommt auf die Nachfrage an. Wir werden eine Anlaufphase brauchen.“
Projekt ist zunächst auf zwei Jahre angelegt
Daher sei das Pilotprojekt, dem Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) nun zustimmte, auf zwei Jahre angelegt. Zeige es sich nach zwei Jahren, dass die Nachfrage groß sei, „können wir uns für den zweiten Schritt viel vorstellen“.
Mit Monika Grünewald, der Vorsitzenden der Frauen-Union Rhein-Sieg, der Windecker Bürgermeisterin Alexandra Gauß (Grüne) und dem Sozialdienst katholischer Frauen sei das „einzigartige Leuchtturm-Projekt“ entwickelt worden, das CDU-Landtagsmitglied Björn Franken intensiv unterstützt habe, sagt Nöhring. Franken lobt das Projekt: „Mit der Hebammen-Ambulanz am Eitorfer Krankenhaus wird die Gesundheitsversorgung für Schwangere und Wöchnerinnen, die keine Hebamme finden konnten, sichergestellt.“