Die ausbleibenden Niederschläge haben massive Konsequenzen für Landwirt Bernd Schmitz.
Wiesen und Waldbäume bekommen nicht genug Wasser.
Landwirt Schmitz muss deshalb seinen Kühen auch im Sommer Grassillage und Mais zufüttern.
Hennef – „Ladys, kommt her“, ruft Bernd Schmitz über die Wiese. Prompt trotten die schwarzweißen Damen über die Straße, die der Landwirt mit einem Band abgesperrt hat. „Spätestens heute Mittag stehen sie wieder am Zaun, weil sie Hunger haben“, sagt Schmitz. Für den Chef des Hanfer Hofs war es immer selbstverständlich, die Herde im Sommer auf die Weide zu treiben.
Doch seit dem vergangenen Jahr werden die Kühe dort nicht mehr satt. Der Hennefer Bauer musste Grassilage und Mais dazugeben. Letzteres hat er erstmals nach dem Dürresommer 2018 gekauft. Einige Kühe musste er schon vor der Zeit schlachten lassen. Normalerweise dürfen die Tiere, zur Zeit sind es 43, bei Schmitz zehn Jahre alt werden.
Fichtenwald wird Opfer des Borkenkäfers
Der Klimawandel kommt direkt und massiv auf dem Hanfer Bauernhof an. Sichtbar etwa am braunen, vertrockneten Fichtenwald hinter dem Gemüsefeld. „Schon im Februar waren die Borkenkäfer aktiv, die Wärme hat die Schädlinge stimuliert.“
Die milden Temperaturen allein hätten die Bäume noch verkraftet, doch es fehlte das Wasser. Und nun erlebt Schmitz ein Buchen-Sterben, „die feinen Wurzeln sind kaputt gegangen“. Kartoffelkäfer im Februar, Schmetterlinge im Februar zeigen an, „dass wir in eine völlig neue Situation hineinkatapultiert worden sind“, sagt der 53-Jährige.
Im März hätten schon die Birken ausgeschlagen; „als Bursche war ich immer froh, wenn ich zum Maifest überhaupt eine grüne Birke schlagen konnte“.Schmitz führt mit seiner Frau Natalie Fehling den Hanfer Hof in der fünften Generation.
Die nächste steht schon bereit: Tochter Hannah, eines von fünf Geschwistern, will den Betrieb später weiterführen. Der 16-Jährigen schreibt Bernd Schmitz Entschuldigungen für die Schule, wenn sie bei der Bewegung „Fridays for Future“ demonstriert.
Früher gab es im Hanftal sieben Mühlen, außer Getreide wurden auch Ölsaaten angebaut. Für wasserbetriebene Mühlen wäre ohnehin kein Platz mehr: „Der Hanfbach ist im oberen Teil trocken, das ist im letzten Mai zum ersten Mal passiert“, berichtet Schmitz.
Als Abiturient hat der Hennefer kurz mit dem Gedanken gespielt, Verfahrenstechnik zu studieren, doch dann lernte er auf dem elterlichen Hof, den er Mitte der 90er Jahre übernahm. „Es war eine Leidenschaft, die sich entwickelte.“
Insgesamt 16 Jahre hat Schmitz konventionell gewirtschaftet, mit Hochleistungskühen und intensivem Ackerbau. Aber dann habe er erkannt: „Den Kühen alles abzuverlangen, dazu Dünge- und Spritzmittel auf dem Acker einzusetzen – das war nicht mein Ideal.“
Seit 2005 Biobauernhof
2005 kündigte er der Molkerei. Inzwischen gehört er dem Bio-Anbauverband Demeter an, dessen Anforderungen über das EU-Biosiegel hinausgehen. Dahinter steckt die Idee der Kreislaufwirtschaft: „Der Bauer hält genauso viele Tiere, wie er mit seinem Land ernähren kann. Deren Mist sorgt für eine hohe Bodenfruchtbarkeit.“
Hanfer Hofgemüse
Die Solidarische Landwirtschaft „Hanfer Hofgemüse“ ist eine Partnerschaft zwischen Landwirt und Verbrauchern. Der Hof versorgt eine Gruppe von Menschen in der Umgebung mit Gemüse und Kartoffeln.
Dafür bezahlen die Abnehmer einen festen Preis im Monat, das sind in Hennef 70 Euro im Monat. Schwankungen im Ertrag müssen die Solawi-Mitglieder dabei in Kauf nehmen. Das Abonnement wird für jeweils ein Wirtschaftsjahr abgeschlossen, das am 1. Mai beginnt.
Die Mitglieder holen die Ernte einmal wöchentlich am Hof in Hennef-Hanf oder in einem speziell eingerichteten Depot ab. Mithilfe auf dem Feld oder im Betrieb ist willkommen.
Interessenten können sich bei Bernd Schmitz und Natalie Fehling unter 02248/446228 oder per Mail (info@hanferhofgemuese.de) melden. (as)
Ein Kreislauf, den der Klimawandel 2018 auf dem Hanfer Hof erstmals durchbrach. „Gras wächst auch, wenn man es nicht mit Stickstoff versorgt“, sagt Schmitz, „Es bilden sich nur andere Pflanzengesellschaften. Etwa Schafgarbe, Löwenzahn, Breit- und Spitzwegerich sowie Weißklee, der viel Stickstoff aus der Luft bindet und ihn anderen Pflanzen zur Verfügung stellt.“
Durch die Verwendung mineralischen Düngers produziere der konventionelle Anbau dagegen wesentlich mehr Treibhausgase als der Ökolandbau.
„Ganzheitlichkeit“ ist der Leitgedanke in den Demeter-Höfen. Man kümmert sich um die Qualität des Bodens, legt das Augenmerk auf den Humus. „Im konventionellen Betrieb habe ich nie gehört, dass der Regenwurm was Positives ist. Dort gilt der Boden lediglich als Trägersubstanz, dem alles Notwendige von außen zugeführt wird. Die Nährstoffversorgung erfolgt mit hohem Energieaufwand über Düngemittel, die Lachgas freisetzen, ein starkes Treibhaus-Gas“, erläutert Schmitz. Schließlich gehe es darum, möglichst billig Nahrungsmittel zu produzieren.
Doch das Bewusstsein für Qualität wachse. 50 Menschen fördern als zahlende Mitglieder der „Solawi“ (Solidarische Landwirtschaft) den Hanfer Hof mit einem Betrag von jeweils 70 Euro im Monat. Dafür bekommen sie Gemüse, „aber auch sie sehen jetzt, dass die Erträge geringer werden“, sagt Schmitz.
Die Erdflöhe springen munter durch Kohlrabi & Co., fressen die Kohlblätter in einem Ausmaß, „wie es früher nie ein Problem war“. Denn gegen die winzigen Käfer hilft Wasser, doch daran mangelt es nun schon den zweiten Sommer.#html