Das Wasser zieht sich zurück und hinterlässt Unrat an den Ufern. Das Restaurant „Zur Siegfähre“ ist noch überflutet.
HochwasserMüll wird an den Ufern von Rhein, Sieg und Agger angeschwemmt
Das Hochwasser an Rhein, Sieg, Agger und weiteren Gewässern zieht sich im Januar 2024 langsam zurück. Viele Uferbereiche liegen aber jetzt voller Zivilisationsmüll. Leere Flaschen, Schuhe, Feuerzeuge, Bälle, Kühlschranktüren und sogar eine Boje finden sich ohne Mühe.
„Warum trennen wir eigentlich unseren Hausmüll, wenn doch vieles wieder im Wasser landet“, fragt sich eine besorgte Mutter, die mit ihren beiden Kinder am Rhein unterwegs ist. Besonders viele Plastikteile haben sich am Ufer abgelagert. Die Kinder machen sich einen Spaß daraus, sie zu entdecken.
Klaus Weddeling von der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises kann die Sache erklären.„ Alles, was schwimmt, wird beim Hochwasser von den Fluten mitgerissen“, so der Biologe. Es lagere sich später an den Uferstellen ab, wo weniger Strömung sei. Ein bekanntes Phänomen. Das Hochwasser bringe ans Licht, was sich alles an den Rändern der Gewässer im Laufe des Jahres angesammelt habe.
Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut
- Pfusch am Bau Die Brücke über die Dhünn in Odenthal-Menrath passt nicht
- Hochwasserschutz Wasser kann künftig in den Zülpicher See abgeleitet werden
- Mehr Geld für Wiederaufbau Geplante Kosten der Gemeinde Kall steigen auf 98 Millionen Euro
- Die Kraft der Bilder NRW-Pressefoto 2024: Menschliches Leid im Ukraine-Krieg
- Auch Frankreich betroffen Sturm „Darragh“ tobt über Großbritannien – Mann von Baum erschlagen
- Chronik vorgestellt Darum ist eine alte Handschrift das wertvollste Buch von Erftstadt
- Hochwasser in Südostasien Acht Tote bei Überschwemmungen in Malaysia und Thailand
Abfallbehälter an den Ufern in Niederkassel, Lohmar und Siegburg werden vom Hochwasser entleert
Vereinzelt falle eine achtlos weggeworfene Plastikflasche hier und da gar nicht auf. Wenn sie aber von den Fluten des Wassers eingesammelt und dann gemeinsam an einer Stelle abgelagert werde, steche dies sofort ins Auge. „Auch mächtige Stämme und kleine Äste gehören dazu,“ so Weddeling. Auch diese lägen zahlreich an den Ufern.
Und er macht auf eine weitere Besonderheit aufmerksam. An den Uferbereichen der Flüsse stehen neben Bänken auch viele Abfallbehälter. Steige das Wasser, würden sie mit überschwemmt und ihr Inhalt von den Fluten mitgerissen.
„Im Prinzip ist das, was sich später am Ufer findet, eine Mischung von allem“, so Weddeling. Nur wenige Menschen würden gezielt Abfälle ins Wasser werfen, wenn es Hochwasser gebe.
„Im Prinzip sind unsere Gewässer heute deutlich sauberer als in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts“, sagt Weddeling. Gefährlich sei allerdings inzwischen das Mikroplastik, das nur durch Laboruntersuchungen festgestellt werden könnte. Es habe allerdings auch seinen Ursprung in ehemals großen Abfallteilen wie Plastiktüten oder -flaschen.
Überflutet ist das Ausflugsrestaurant Zur Siegfähre an der Mündung zum Rhein noch immer. Ein Zugang ist nur mit einem Boot möglich. Die Pächterfamilie Adscheid hatte 2023 nach 50 Jahren das Lokal an den 28-jährigen Felix Heyne übergeben, der bis dahin das Gasthaus Bierthe an der Troisdorfer Taubengasse geführt hatte. Für ihn ist es jetzt das erste große Hochwasser im neuen Lokal. Er wird einiges zu tun haben, um die Reste der Flut zu beseitigen.
Das Hochwasser hat auch Einfluss auf die Tierwelt. „Es ist ein natürlicher Vorgang, dass Auenlandschaften überschwemmt werden. Manche Tiere wie Entenvögel haben sich auf die Nahrungsaufnahme in diesen überfluteten Bereichen spezialisiert“, berichtet Weddeling. Am Rheinufer in Mondorf kann man dies gut beobachten.
Die Biber an der Sieg müssen vor dem Hochwasser aus ihren Bauten flüchten, weil sie sonst ertrinken
Andere Tiere, die am Ufer leben, könnten allerdings Probleme bekommen. Die wieder heimischen Biber an Sieg und Agger wären zurzeit betroffen. „Ihre Bauten sind durch das Hochwasser überschwemmt.“ Die Nager müssten flüchten, um nicht zu ertrinken.
Wenn sie nach dem Abklingen des Hochwassers zurückkehren, müssten die Höhlen erst einmal „gründlich gereinigt werden, damit sie wieder bewohnbar sind.“ Noch gefährlicher sei für die Biber allerdings ein Hochwasser im Sommer. Denn dann könnten die Jungtiere beim Verlassen des Baus abgetrieben werden und ertrinken, weil sie noch keine routinierten Schwimmer seien. Ab dem Herbst bestehe diese Gefahr nicht mehr.