Landrat Sebastian Schuster und der Leiter der Direktion Verkehr, Polizeirat Manuel Heinze, stellten die Polizeiliche Unfallstatistik 2023 vor.
Unfallstatistik 2023Elf Tote und Rekordwert bei den Leichtverletzten im Straßenverkehr in Rhein-Sieg
„Das klingt auf jeden Fall nach Arbeit für die Polizei“, erklärte der Leiter der Direktion Verkehr, Polizeirat Manuel Heinze, nach der Vorstellung der Zahlen zum Unfallgeschehen im vergangenen Jahr. „Zu Corona-Zeiten hatten wir gute Jahre, jetzt fällt das natürlich sehr auf.“ Zudem laufe eine Mobilitätswende, durch den Klimawandel bedingt sind in heißen Sommern viel mehr Menschen unterwegs, auch mit dem Fahrrad.
Schon Landrat Sebastian Schuster hatte in seiner Einleitung von einem Plus bei den Verkehrsunfällen und einem deutlichen Anstieg bei den Verunglückten gesprochen. „Jeder Verunglückte ist einer zu viel.“
Bei den Fußgängern im Rhein-Sieg-Kreis ist ein Pandemieeffekt deutlich erkennbar
Heinze konkretisierte das. Während er bei den Unfallzahlen von einem Niveau auf Vorpandemie-Zeiten sprach, es ereigneten sich 10.326 Unfälle, machte ihm die Zahl der Verunglückten Sorge. „Bei den Leichtverletzten haben wir mit 1344 ein Allzeit-Hoch“, sagte er. Einen deutlichen Rückgang gab es dagegen bei den Schwerverletzten, um 20,8 Prozent von 221 auf 175.
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Als interessant erwies sich der Blick auf die jeweiligen Verkehrsmittel. Die kombinierte Strategie von Repression und Prävention hat bei Motorradunfällen über die Jahre zu einem signifikanten Rückgang im Zehn-Jahres-Vergleich geführt. Waren es 2020 noch 108 Opfer, so sank die Zahl bis 2023 auf 79. Bei den Fußgängern ist ein Pandemieeffekt deutlich erkennbar. Im vergangenen Jahr zeigte sich ein deutlicher Anstieg, von 131 auf 159.
Unauffällig sind die Ereignisse mit Lastwagen, neu sind die Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen, meist E-Scooter. Die rasante Kurve flacht aber bereits ab, so Heinze, 2023 wurden 50 Verletzte registriert, nach 39 im Jahr zuvor und 25 in 2021. Besonderes Augenmerk will er mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf die schwachen, ungeschützten Verkehrsteilnehmer richten.
Denn ein kräftiges Plus weist die Statistik bei den Pedelec-Fahrenden aus. 148 Verletzte gab es 2023, nach 120 im Jahr zuvor. Auch wenn es einen Rückgang bei den anderen Radfahrenden gab, den Bio-Bikern, so musste Heinze insgesamt ein weiteres Allzeit-Hoch verkünden, mit 417 Opfern.
In gut 50 Prozent der Fälle sind sie selbst Verursacher. Sind es Autofahrer, so liegen meist Abbiegevorstöße vor. Genau da ist ein Ansatz. Es gehe auch darum, dass Radfahrende die Verkehrsregeln beachten. So sei die Zahl derer, die im Auto eine rote Ampel missachteten, weit geringer als die derjenigen, die das mit einem Zweirad täten.
Verkehrsverstöße an bekannten Unfallstellen sollen konsequent geahndet werden
Deshalb soll im Rahmen der Fachstrategie „Verkehr #Leben“, die schon der Landrat angekündigt hatte, der Prävention Vorrang gegeben werden. Mitarbeiter werden mit Informationsständen im öffentlichen Raum präsent sein. „Wir wollen auch die Helmtragequote erhöhen“, betonte Heinze. Gleichwohl sollten Verkehrsverstöße an bekannten Unfallstellen konsequent geahndet werden, so Schuster. Seit dem 1. Januar 2024 läuft das Projekt bereits. „Das Ziel sind weniger Tote und Verletzte.“
Dazu gehören gezielte Trainings mit Pedelecs, die die Polizei gemeinsam mit dem ADFC anbietet. „Meine Beamtinnen und Beamten haben 2500 Kindergartenkinder geschult“, berichtete Schuster. Da geht es um Themen wie Erkennbarkeit im Dunkeln und sicheres Verkehrsverhalten in Gruppen. Viele Dinge in der neuen Strategie seien im Rhein-Sieg-Kreis bereits angewandte Praxis.
Vor den Zahlen hatte Pressesprecher Max Reese noch ein Video gezeigt, in dem Eltern von Verkehrsunfallopfern, ein Notarzt und eine Unfallverursacherin in eindrücklichen Schilderungen von den massiven Eingriffen eines solchen Ereignisses in das Leben der Betroffenen erzählten.
Mit elf Toten war 2023 ein Jahr mit hoher Zahl, zuletzt gab es 2016 mit zwölf einen vergleichbaren Wert. Zu diesen schweren Unfällen gehörte der Tod eines 14 Jahre alten Jugendlichen, der an der Provinzialstraße in Niederkassel in einer Bushaltestelle von einem SUV angefahren wurde. Er starb noch an der Unfallstelle.
Die genaue Unfallursache ist nach wie vor noch nicht geklärt. Ein technisches Gutachten und eines zum Gesundheitszustand des Autofahrers stünden noch aus, antwortete Heinze auf Anfrage. Nicht vor Ende April sei mit Ergebnissen zu rechnen. Externe Experten sind damit befasst. Der Verursacher lässt sich anwaltlich vertreten.