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IHK Bonn/Rhein-Sieg zieht gemischte Bilanz„Viele haben ihre Reserven aufgezehrt“

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Handel_Symbol

Im Einzelhandel ist die Stimmung weiter schlecht, der Industrie geht's hingegen gut. 

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Zum ersten Mal seit dem Sommer 2020 ist der Konjunkturklimaindex der IHK Bonn/Rhein-Sieg wieder über die Marke von 100 gestiegen. Im zweiten Quartal 2020 war der Wert, ermittelt aus der Befragung von rund 1400 Unternehmen im Kammerbezirk, auf 67,2 abgestürzt, im nun vorgelegten Bericht liegt er bei 100,2. „Die Optimisten überwiegen“, hieß es bei der Vorstellung des Berichts am Dienstag.

Allerdings sprach nicht nur der IHK-Präsident Stefan Hagen von „extremen Unterschieden zwischen den Branchen“. Während sich die Industrie „sehr zufrieden“ zeigt und der Exporthandel „sehr gut“ laufe, gehe es Gastronomie und Einzelhandel wenig überraschend schlecht.

Viele Kleinunternehmer und Soloselbstständige hätten ihre Reserven aufgezehrt, sagte Hagen. Und längst nicht alle tauchten in der Statistik der Insolvenzen auf. „Die machen einfach zu.“

Arbeitsmarkt in Bonn bereitet IHK Sorgen

Mit Sorge blicken die IHK-Verantwortlichen auf den Arbeitsmarkt in der Bundesstadt Bonn. Mit einer Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent und einem Anstieg im Vorjahresvergleich um 0,7 Prozentpunkte liegt Bonn deutlich über den Vergleichswerten im Rhein-Sieg-Kreis und in Nordrhein-Westfalen (jeweils plus 0,3 Prozentpunkte). Und nur 19 Prozent der Befragten gaben an, bald wieder verstärkt Personal einzustellen.

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Die Lage in einzelnen Branchen stellte der IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille vor. So stiegen Lage- und Erwartungsbeurteilung im Dienstleistungssektor zum dritten Mal in Folge auf nunmehr 108,2 Punkte, eine „weitere Aufhellung“ gibt es auch in der Industrie, die mit sehr positiven Erwartungen in die kommenden zwölf Monate geht.

Immer noch unzuverlässig sei allerdings die Nachfrage aus dem Inland, führte Hille aus. Nach wie vor unter 100 liegt der Klimawert für die Verkehrsbranche, die von Industrie und Onlinehandel profitieren sollte. Immerhin gehe die Entwicklung auf 79,2 Punkte „in die richtige Richtung.“

„Nach oben“ zeigt die Kurve auch für den Einzelhandel, wiewohl auch hier bei einem Wert von 76,2 die Pessimisten überwiegen. Stark geschrumpft sind die Liquidität und die Rücklagen, die zum Wareneinkauf benötigt werden. Schlimmer beurteilt nur das Gastgewerbe Lage und Ausblick: „Nicht ein einziger Gastwirt hat mir eine positive Rückmeldung gegeben“, berichtete Hubertus Hille.

IHK hat 1400 Mitglieder

Dreimal im Jahr befragt die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg rund 1400 Mitgliedsunternehmen, um ein Stimmungsbild der regionalen Wirtschaft zu erstellen. Die Befragten werden gebeten, ihre derzeitige Geschäftslage und die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate zu beurteilen.

Weitere Aspekte sind die Bereitschaft, in den Betrieb zu investieren und neues Personal einzustellen. Die Zahlen für den Wirtschaftslagebericht zum Frühsommer 2021 wurden im April erhoben. Das Zahlenwerk kann von der Internetseite der IHK heruntergeladen werden. (dk)

„Impfen, impfen, impfen“ lautet der Appell von Präsident Stefan Hagen. Von den Verantwortlichen in der Politik forderte er neben Hilfen beim „Re-Start“ zum Beispiel durch Liquiditätszuschüsse oder kleine Bürgschaften zugleich „mehr Mut zu Öffnungen“. Warum, so fragte er, „sollte ich mich im Kaufhaus infizieren, wenn ich zum Discounter darf?“

Gastronomie und Tourismus verfügten über ausgefeilte Hygienekonzepte. „Wenn wir nicht mutig sind“, sagte Hagen, „und vielleicht auch einmal einen Rückschlag hinnehmen, dann werden wir nie rauskommen.“