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Bundestagswahl - Wir fragen nachRöttgen und Co. über die Folgen der Flutkatastrophe

Lesezeit 8 Minuten
Swisstal_A61

Die von der Flut zerstörte A61 bei Swisttal

Rhein-Sieg-Kreis – Die Fragen

Wann und wie haben Sie die Nachrichten von den schlimmen Überschwemmungen in Swisttal, Rheinbach und Meckenheim am 15. Juli erreicht?

Wo und wie haben Sie in den Tagen und Wochen nach der Katastrophe persönlich in der Fluthilfe mit angepackt oder sich anderweitig engagiert?

Viele Anwohner haben kritisiert, während und nach der Flutkatastrophe von der Verwaltung und der Politik nicht ausreichend informiert und mitgenommen worden zu sein. Finden Sie diesen Vorwurf gerechtfertigt, und wie würden Sie die Bürger im Krisenfall einbinden?

Norbert Röttgen (CDU)

1. bis 3. Die Meldungen von der Unwetterkatastrophe haben mich am Ende meiner ersten Dienstreise seit der Pandemie erreicht. Unmittelbar nach meiner Rückkehr, am Samstag der Katastrophenwoche, war ich in Swisttal und Rheinbach. Ich war erschüttert über den Anblick, habe mit Betroffenen, die ich zum Teil sehr gut persönlich kenne, gesprochen und mich bei den Krisenstäben in Rheinbach im Feuerwehrgebäude und in Heimerzheim bei der Bundespolizei informiert. Selbstverständlich bin ich seither wiederholt in Swisttal und Rheinbach gewesen – aber auch in Meckenheim, Alfter und Bornheim, wo es ja auch massive Schäden und erhebliche Betroffenheiten gibt.

Seitdem stehe ich in ständigem, engem Kontakt mit den politischen Entscheidungsträgern in den betroffenen Städten und Gemeinden, aber auch mit betroffenen Bürgerinnen und Bürgern und den unzähligen Helferinnen und Helfern, die Unermessliches geleistet haben und noch leisten und denen mein großer Dank gilt. Mir ist es wichtig, mir ein möglichst genaues Bild von der Situation zu machen, um die Interessen der Geschädigten in Berlin bestmöglich vertreten zu können.

Die zugesagte Hilfe muss jetzt schnell und unbürokratisch erfolgen. Darum bemühe ich mich gegenüber den zuständigen Ministerien, aber zum Beispiel auch gegenüber der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Neben den Mitteln, die zur Verfügung gestellt werden, geht es um ganz praktische, konkrete Anliegen – zum Beispiel darum, die Antragskriterien für die Erneuerung einer Heizungsanlage den Bedürfnissen der Flutopfer anzupassen.

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Ohne Zweifel ist in den Stunden und Tagen nach der Katastrophe nicht alles optimal gelaufen. Daraus müssen wir gemeinsam die richtigen Lehren ziehen – in den Kommunen, im Kreis, im Land und auf Bundesebene. Aber vor allem haben die betroffenen Menschen jetzt Anspruch auf schnelle Hilfe.

Katja Stoppenbrink (SPD)

1. Ich habe die Berichterstattung vor allem im Radio verfolgt – doch war das Programm des WDR am 14. Juli zunächst lediglich auf die Geschehnisse rund um Hagen konzentriert. Ich weiß das noch genau, weil ich selbst an dem Tag von Westfalen zurück ins Rheinland gefahren bin. Die Niederschläge waren landesweit bereits an dem Mittwoch ganz enorm – und ich hätte mir mehr und zeitnäher Informationen über die jeweiligen Orte gewünscht. Hier müssen wir für die Zukunft auch eine bessere Lösung finden, wie sich gerade auch der öffentliche Rundfunk in den Katastrophenschutz einbinden lassen kann.

2. Ich habe persönlich geholfen – vor allem über Nachbarschaftsnetzwerke, Initiativen von Vereinen in Königswinter und Bad Honnef. Die Unterstützung der Aktion Deutschland Hilft war und ist mir sehr wichtig, aber auch der vielen anderen Initiativen wie beispielsweise der Awo Swisttal. Hier ist gewiss, dass die Spendengelder auch wirklich ankommen.

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Die Aufmerksamkeit, die mir als Bundestagskandidatin momentan zukommt, habe ich für Spendenaufrufe genutzt. Auch die psychologische Unterstützung der Betroffenen, insbesondere auch der Kinder, sowie der Helfer und Helferinnen ist sehr wichtig und darf nicht in Vergessenheit geraten – auch in den kommenden Wochen und Monaten nicht. Ich habe zu diesem Zweck Kontakte zu Coaching-Netzwerken hergestellt, die ich gern auf Anfrage vermitteln kann.

3. Ich halte nichts davon, in einer solchen Situation schnell und ungeprüft den oder die Schuldigen zu benennen. Aber es wird aufzuarbeiten sein, wann die Warnungen vor extrem hohen Niederschlägen bei wem gelandet sind. Und dann muss gefragt werden, ob die Krisenstäbe und Warnsysteme funktioniert haben – oder warum sie nicht funktioniert haben. Die Information der Betroffenen vor oder in der Katastrophe steht ja nicht am Anfang, sondern irgendwo in der Mitte des Geschehens

Wenn es zu Beginn der Kette – also bei den Warnsystemen – Fehler gegeben hat, dann können diese während der Katastrophe auch durch die beste Information nicht mehr „geheilt“ werden. Umso wichtiger finde ich es, dass Verwaltung und Politik vor Ort heute, also nach der Katastrophe, Betroffenen ohne bürokratischen Aufwand finanzielle und oft auch dringend notwendige psychologische Hilfe bieten können.

Nicole Westig (FDP)

1. Am Abend der Katastrophe habe ich spontan meinen Sohn am Bahnhof in Leverkusen-Opladen abgeholt, der dort gestrandet war, weil der Zug nicht weiterfuhr. Es war eine unglaubliche Odyssee, und ich hätte nicht geglaubt, dass wir wieder heil zuhause ankommen.

Am nächsten Tag habe ich erst Stück für Stück realisieren können, was passiert war. Die Nachrichten kamen ja auch sehr schleppend an, weil niemand eine Übersicht hatte. Besonders berührt haben mich die Suchanfragen in sozialen Netzwerken, die verzweifelte Familienangehörige starteten.

2. Ich habe mein persönliches Netzwerk genutzt, um schnell Wohnungen für Familien zu finden, die alles verloren hatten. Als Fundraiserin war ich viele Jahre für die Akquise von Geldspenden für soziale Projekte zuständig. Dieses Know-how konnte ich einsetzen, um bereitwillige Unterstützer an Bedürftige zu vermitteln. Dieses Zusammenbringen verfolge ich bis heute.

3. Fest steht, dass wir diese Katastrophe und den Umgang mit ihr konsequent aufarbeiten müssen. Was uns gefehlt hat, waren klare Handlungsempfehlungen, zum Beispiel, wie man sich auf Evakuierungen und Stromausfälle vorbereitet.

Richard Ralfs (Grüne)

1. bis 3. Ich bin am Tag danach auf dem Weg nach Frankreich (zur Familie meiner Frau) durch die betroffene Region gefahren. Überall waren Rettungskräfte, Kolonnen von Militärfahrzeugen und im Aufbau befindliche Notlager zu sehen. Man hatte das Gefühl, durch ein Kriegsgebiet zu fahren.

Wir waren selbst schon zweimal vom Jahrhunderthochwasser an der Maas (1993/95) und 2012 von einem Extrem-Starkregenereignis betroffen. Jedes Mal wurde eine ganze Etage zerstört mit über 50.000 Euro Schaden. Das hat uns drei Mal fast die Existenz gekostet. Aber was früher Jahrhunderthochwasser waren, Jahrhundertdürren und Jahrhundertwaldbrände, verwüstet inzwischen in immer kürzeren Abständen auch gemäßigte Klimazonen. Und das wird durch die bereits fortgeschrittene Klimaerwärmung auch nicht besser werden.

Wir müssen aber dafür sorgen, dass es nicht noch und immer schlimmer wird, und wir müssen dafür sorgen, Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zukunftsfähig und wirksam zu gestalten.

Wir Grünen haben dazu in einem Zehn-Punkte-Papier konkrete Maßnahmen erarbeitet. Neben einer ambitionierten Klimapolitik setzen wir uns dabei für die Anpassung von Einsatzkonzepten, den Ausbau des Warnsystems im Bevölkerungsschutz, die Förderung der Klimakrisenfolgenforschung und die stärkere Zusammenarbeit auf überregionaler beziehungsweise europäischer Ebene in derartigen Krisenfällen ein.

Andreas Danne (Die Linke)

1. Mich erreichten diese Nachrichten am Tag der Flutkatastrophe zunächst telefonisch durch Menschen aus den betroffenen Gebieten. Teile meines Wahlkreises waren (und sind noch immer) stark in Mitleidenschaft gezogen.

2. In erster Linie habe ich Spenden für die besonders schlimm betroffenen Menschen gesammelt. So kam in relativ kurzer Zeit eine Summe von insgesamt 3650 Euro zusammen. Die Fraktion Die Linke hat zudem eine Spendenaktion ins Leben gerufen, an der sich neben den MdB der Fraktion auch viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beteiligt haben.

Mit 100.000 Euro soll so unbürokratisch und solidarisch geholfen werden. Darüber hinaus habe ich die besonders stark betroffene Stadt Erftstadt besucht, dort mit vielen Menschen gesprochen und abends und nachts warme Getränke und Essen an die Helfer des THW und der Polizei verteilt.

3. Eine solche Katastrophe war bisher für kaum jemanden vorstellbar. Dementsprechend gab es auch Probleme und Fehler. Dass die speziell für den Katastrophenfall geschaffenen Funknetze ausgefallen sind, ist einer davon (wobei das Wort „Fehler“ hier viel zu milde ist), hier müssen Konsequenzen folgen.

Der Bundestags-Wahlkreis 98

Der Bundestags-Wahlkreis 98 (Rhein-Sieg-Kreis II) umfasst die Kommunen Alfter, Bad Honnef, Bornheim, Königswinter, Meckenheim, Rheinbach, Sankt Augustin, Swisttal und Wachtberg.

Auf dieser Seite stellen wir die Direktkandidatinnen und -kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien vor. Weitere Bewerber sind Marcel Klingenstein, Künstlername Bratwurst (Die Partei), Michael Stehr (Freie Wähler), Nathalie Sandra Sanchez Friedrich (Die Basis), Jörg Drenkelfort (LKR), Philipp Prause (Volt) und Andreas Frick (Volksabstimmung).

Dadurch war es für die Hilfskräfte entsprechend schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen. Das erschwerte selbstverständlich auch die korrekte Information der Bevölkerung bezüglich der Situation an der Steinbachtalsperre.

Die Rettungskräfte haben unter diesen extrem schwierigen Umständen Unglaubliches geleistet, danke dafür. Wir müssen aus Fehlern lernen. Warnungen anlässlich solch lebensbedrohlicher Ereignisse sollten in Zukunft vorrangig per Sirenen und per SMS verbreitet werden.

Roger Beckamp (AfD)

1. Ich war zu dieser Zeit mit meiner Familie im Urlaub, so dass meine Frau und ich zunächst nur gespendet haben.

2. Nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub habe ich zusammen mit einem Freund in Erftstadt-Blessem geholfen, da dieser Ort besonders schwer betroffen war und ich dort Leute kenne. Wir haben zusammen mit Menschen aus dem Ort, Soldaten und sogar aus der Pfalz angereisten Männern und Frauen zerstörten Hausrat und Schlamm beseitigt. Es gab eine große Hilfsbereitschaft. Zudem habe ich noch einmal gespendet, um weitere Helfer zu unterstützen.

3. Bei dieser Flutkatastrophe handelt es sich meines Erachtens um eine wirkliche Ausnahmesituation, so dass es immer wieder zu Versäumnissen kommen kann. Eine zu späte Warnung von Menschen kann jedoch tödlich sein oder jedenfalls zu besonders hohen Schäden führen. Dies war wohl in einigen Fällen ein Versäumnis von Politik und Verwaltung.

Dies muss dringend aufgearbeitet und für die Zukunft verbessert werden. Ganz generell muss mit Blick auf solche Ereignisse viel mehr getan werden, um diese abzumildern und sich auf die Folgen solcher Ereignisse einzustellen.