Rhein-Sieg-Kreis – Julius war der Erste. Entspannt saß der Sechsjährige auf der Behandlungsliege, als ihm der Ärztliche Direktor der Kinderklinik, Professor Dr. Gerd Horneff, den speziellen Kinderimpfstoff in den rechten Arm injizierte. „Blutabnehmen ist für mich das Schlimmste, aber die Impfung ist nur ein kleiner Piks“, hatte der Erstklässler zuvor erklärt.
Seine Mutter Claudia Kirschbaum berichtete, in der Familie sei das Thema positiv besetzt. Deshalb sei es für sie und ihren Sohn gar keine Frage gewesen, dass er bald geimpft werde.Es war der Start für das Kinderimpfzentrum in der Kinderklinik.
In den Räumen der heutigen interdisziplinären und früheren rein kinderkardiologischen Notfallambulanz im ehemaligen Kinderherzzentrum sind vier Behandlungsräume in Impfzimmer verwandelt worden. Landrat Sebastian Schuster teilte mit, er freue sich, dass die Fünf- bis Elfjährigen in einer möglichst kindgerechten Umgebung ihre Spritze gesetzt bekommen könnten.
„Die Kinderklinik ist stolz darauf, dass sie diese Aufgabe für den Rhein-Sieg-Kreis leisten kann“, sagte Geschäftsführerin Stefanie Wied. Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankte sie für das Engagement. Denn die Aufgabe könnten sie nur durch Mehrarbeit im Anschluss an ihre normalen Arbeitszeiten und an den Wochenenden stemmen. Die 2500 Termine seien binnen kürzester Zeit vergeben gewesen, jetzt hofft Wied auf weiteren Impfstoff.
Kinder und Jugendliche von zwölf bis 15 Jahren müssen von einem Erziehungsberechtigten begleitet werden und brauchen eine Einverständniserklärung. Am Sonntag, 11 bis 15 Uhr, impft die Feuerwehr mit der Stadt im Bürgerhaus Wahnbachtalstraße (Moderna ab 30 Jahre, nicht an Schwangere). (ah)
Sie nutzte die Gelegenheit, auf ihren Kampf für den Standort hinzuweisen. Von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann wünsche sie sich ein Bekenntnis zu Sankt Augustin, so wie der Asklepios-Konzern sich für die Arnold-Janssen-Straße entschieden habe. „Sie ist hier bedarfsnotwendig“, betonte Wied. Das Land könne den nach der Verlegung des Kinderherzzentrums nach Bonn gestellten Schließungsantrag ablehnen.
Impfen schützt vor schweren Krankheitsverläufen
„Impfen ist die wichtigste Maßnahme“, argumentierte Horneff. In der Kinderheilkunde werde sehr viel weggeimpft, um schwere Krankheitsverläufe etwa bei Masern oder Windpocken zu vermeiden. Nach einer Studie mit rund 4000 Kindern liege die Schutzquote vor einer symptomatischen Covid-Infektion bei knapp mehr als 90 Prozent.
Das von Biontech entwickelte Vakzin enthalte eine deutlich kleinere Wirkstoffmenge und habe trotzdem eine hohe Schutzwirkung. Die befürchteten Herzmuskelentzündungen seien in einer Studie nicht aufgetreten, Nebenwirkungen habe es nur bei 0,07 Prozent der Impflinge gegeben. In einer Plazebogruppe, die keinen Impfstoff erhielt, waren es 0,1 Prozent. Als Großvater würde er seine Enkel sofort impfen: „Ja, natürlich.“
Das unterstützte der Landrat. Den Standort mit seiner geballten kinderärztlichen Kompetenz lobte er: „Wir wissen alle, was die Kinderklinik für den Kreis leistet.“ Erfreut sei er über die spontane Zusage von Wied und Horneff gewesen, das Kinderimpfzentrum aufzubauen. Nachschub an Impfstoff, so teilte er mit, sei für Januar angekündigt.