Weiterhin Streit über die drohende Schließung der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin: Zwanzig, dreißig oder sogar sechzig Kilometer müssen manche Bürger im Rhein-Sieg-Kreis zum nächsten Krankenhaus fahren.
Das ist nicht nur nervenaufreibend, sondern im medizinischen Notfall auch gefährlich.
Die Bürger äußern deswegen scharfe Kritik an Liste des Ministers zu alternativen Krankenhäusern.
Unsere Grafik zeigt die weiten Wege im Kreis.
Rhein-Sieg-Kreis – „Für mich ist das unglaublich“, schimpft Horst Becker aus Lohmar, Landtagsabgeordneter der Grünen, „dass man mit einem kranken Kind 65 Kilometer bis nach Mechernich fahren soll.“ Er reagiert damit auf die Antwort von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann auf seine Anfrage, welche Krankenhäuser einspringen könnten, wenn die Kinderklinik in Sankt Augustin schließe.
Der Minister hatte eine Liste von alternativen Kliniken vorgelegt. Er vermisse nach wie vor, „dass das Land die Sache endlich mal in die Hand nimmt und nicht länger auf Zeit spielt“, sagte Becker. Vollkommen „utopisch“ sind für ihn Berechnungen, dass die Kinderkliniken in Bonn und Köln in 30 Minuten erreichbar seien, wie der Minister schreibe. „Wer das Verkehrschaos kennt, der weiß, dass das nicht stimmen kann.“
Gewerkschaft fordert öffentliche Trägerschaft
Die Gewerkschaft Verdi fordert unterdessen, dass die Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin in „öffentliche Trägerschaft überführt wird“ . Sie dürfe nicht zum Spielball der „Rendite-Interessen eines Konzerns werden, der sie schließen will, wenn sie nicht genug Ertrag abwirft“, konstatiert Arno Appelhoff, zuständiger Verdi-Gewerkschaftssekretär. Bei der Kinderklinik Sankt Augustin handele es sich um eine Maximalversorgungsklinik.
„Die herausragende medizinische Kompetenz zum Beispiel in den Bereichen Kinder-Onkologie, Kinder-Neurochirurgie, Kinder-Orthopädie und weiteren Bereichen ist in der Region Rhein-Sieg einzigartig“, betont Appelhoff. „Das kann von umliegenden Krankenhäusern nicht aufgefangen werden.“ Auch mit Blick auf die rund 900 Beschäftigten müsse „die Hängepartie beendet werden“.
Landrat Sebastian Schuster hatte sich ebenfalls für den Erhalt der Kinderklinik ausgesprochen. „Ich bedaure die Hängepartie für die Kinder, deren Eltern sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Asklepios als Träger habe noch nicht alle notwendigen Unterlagen an das Ministerium gesendet, so dass dort noch keine Berechnungen und Planungen hätten durchgeführt werden können, berichtete Schuster. „Ich habe seitens des Kreistages den Auftrag, mich um diese Angelegenheit zu kümmern, was ich auch intensiv tue in meiner Rolle, die unterstützend, moderierend und vernetzend ist.“
Dem widerspricht der Asklepios-Konzern. „Wir haben am 24. Juni 2019 beim Land NRW Fördermittel aus dem Strukturfonds des Bundes zur Schließung des Klinikstandorts beantragt“, teilt Pressesprecher Rune Hoffmann mit. Für den Fall, dass die Finanzmittel zur vollständigen Schließung des Klinikstandorts nicht bewilligt würden, habe die Geschäftsführung der Klinik hilfsweise Fördermittel zur Schließung der Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie beantragt. Damit verbunden sei auch ein Antrag zur Gewährung eines Sicherstellungszuschlags für den verbleibenden Krankenhausbetrieb.
Man sei davon ausgegangen, dass der Haupt- und Hilfsantrag korrekt gestellt worden sei. Alles werde nun nochmals durch Anwälte geprüft und gegebenenfalls nachgebessert. „Gleichwohl wundern wir uns, dass wir vor dem Hintergrund der hohen öffentlichen Aufmerksamkeit, die die Vorgänge um die Kinderklinik ausgelöst haben, über die Medien erfahren müssen, dass das Ministerium unsere Anträge als nicht formvollendet beziehungsweise nicht gestellt ansieht“, sagt Hoffmann. Die direkte Auseinandersetzung werde gemieden, es werde auf Zeit gespielt.