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Demo vor der Kinderklinik„Schließung trifft die Schwächsten unserer Gesellschaft“

Lesezeit 4 Minuten
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Die Demonstranten zeigen sich verzweifelt.

  1. Asklepios will sich aus Kostengründen von der Kinderklinik in Sankt Augustin trennen.
  2. Eine Schließung des Krankenhauses steht im Raum.
  3. Es geht dabei um die Gesundheit von tausenden jungen Patienten.
  4. Daher demonstrierten nun mehrere hundert Menschen gegen eine Schließung.

Sankt Augustin – „Wir sind total verzweifelt und wissen nicht, was wir tun sollen, wenn die Kinderklinik geschlossen wird.“ Ivonne Dornheim war mit ihrer neujährigen Tochter Fiona aus dem Westerwald zur Demonstration gekommen. „Es trifft die Kleinsten und Schwächsten unserer Gesellschaft“, sagt sie. Michael Lagauw aus Lohmar hat seinen Sohn an der Hand. Seit fünf Jahren ist der Elfjährige Patient in der Klinik, lag schon auf der Intensivstation. „Hier können wir für die notwendigen Nachuntersuchungen jederzeit hinkommen, ohne weit fahren zu müssen.“

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Demonstranten im Jahr 2019 vor der Kinderklinik. 

Es geht um die Zukunft der Kinderklinik in Sankt Augustin und um die Gesundheit von tausenden jungen Patienten. Asklepios will sich aus Kostengründen von dem Krankenhaus trennen, hat es dem Kreis für einen symbolischen Euro zum Kauf angeboten. Eine Schließung steht auch im Raum. Walter Bass von der Selbsthilfegruppe für Menschen, die an der Krankheit Spina bifida (offener Rücken) leiden, hatten deshalb eine Demonstration organisiert. Mehrere hundert Menschen waren gekommen. Der Platz vor dem Eingang der Klinik war gefüllt.

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Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

„In der Klinik wurde mein Leben gerettet“ war auf einem Schild zu lesen, das an einem Kinderwagen befestigt war. Ein Plakat mit der Aufschrift „Kranke Kinder brauchen kurze Wege“ hielt ein Vater in die Höhe. Sogar die Belegschaft der Klinik hatte sich in die Reihen der Demonstranten eingefügt. „Es ist ein absolutes Desaster, wenn der Standort hier geschlossen wird“, sagt Sascha Gilles. Der Fachkinderkrankenpfleger arbeitet seit elf Jahren in dem Krankenhaus.

„Man hat uns verschaukelt“

Professor Gerd Horneff, Chefarzt der Asklepios-Kinderklinik, greift zum Mikrofon. „In den letzten zehn Jahren haben wir hier 100.000 Kinder stationär betreut, hinzu kommen 50.000 ambulante Behandlungen pro Jahr.“ Eine Schließung sei für ihn undenkbar. „Ich möchte nicht die Schuldfrage klären, wir müssen jetzt in die Zukunft schauen.“ Und er zeigt sich optimistisch. „Wir werden Lösungen finden.“

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Professor Gerd Horneff, Chefarzt der Asklepios-Kinderklinik.

Auch Vertreter aus der Politik waren gekommen. Sankt Augustins Bürgermeister Klaus Schumacher wurde in seiner Rede sehr deutlich: „Ich dachte eigentlich, dass die Schließung der Geburtenstation der Tiefpunkt war. Doch ich habe mich geirrt.“ Damals sei ihm versprochen worden, dass die Kinderklinik bestehen bleibe. Doch die neuesten Entwicklungen hätten gezeigt, „dass man uns damals verschaukelt hat.“ Erforderte alle auf, Protestbriefe an die Landtag- und Bundestagsabgeordneten zu schreiben, umso für den Erhalt der Klinik zu kämpfen.

Landrat hofft auf neuen Träger

„Seit Mai schon führen wir intensive Gespräche, um die Kinderklinik zu retten“, sagt Landrat Sebastian Schuster auf Anfrage. Er sei „auf der Seite Demonstranten. Ich selber habe drei Kinder und weiß, wie wichtig ein schnelle medizinische Versorgung ist“.

Deshalb kommt am morgigen Dienstag Staatssekretär Dr. Edmund Holler aus dem NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, nach Sankt Augustin, um „sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen“. Vor einigen Wochen schon gab es ein Treffen mit NRW-Minister Karl-Josef Laumann. „Er hat mir versichert, dass alles getan werden muss, um die Klinik zu retten.“ Diese Unterstützungszusage sei wichtig. „Jetzt gibt es eine gute Perspektive“, stellt Schuster fest. Er wolle nicht ausschließen, „dass vielleicht ein anderer Träger die Klinik übernimmt“. Schuster fährt kommende Woche zum Chef der Asklepios-Klinik nach Hamburg, um weitere Gespräche zu führen.

Sollte die Klinik geschlossen werden, ist auch die Astrid-Lindgren-Schule des Kreises betroffen. Dort werden Kinder und Jugendliche aller Schulformen unterrichtet, sofern sie voraussichtlich mindestens vier Wochen oder wiederholt ins Krankenhaus müssen.

Bedroht wäre auch das sozialpädagogische Zentrum unter Leitung von Dr. Urban Kiwit . Es betreut Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderungen, Anfallsleiden, Entwicklungs- und Sprachstörungen sowie Verhaltensauffälligkeiten.

„Fest steht, dass das Kinderherzzentrum in Bonn ausgebaut wird“, sagt Schuster. „Wir müssen jetzt für die Zukunft aber Wege der Kooperation mit der Kinderklinik in Sankt Augustin finden.“ Sie müsse als „lebenswichtiges Versorgungsangebot hier bei uns im Kreis erhalten bleiben“.