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Ukraine Air RescueEhrenamtliche Piloten aus Hangelar bringen Hilfsgüter in die Ukraine

Lesezeit 3 Minuten
Es sind Lara Hehl und Ralph Wickenhöfer zu sehen, die auf dem Flugplatz stehen.

Zum ersten Mal sind Lara Hehl und Ralph Wickenhöfer dabei.

Von Hangelar aus bringen ehrenamtlich fliegende Piloten Hilfsgüter an die polnische Grenze, von wo aus sie in die Ukraine gebracht werden.

Man könnte damit für ein langes Wochenende verreisen, wenn man sich an der Farbe Militär-Grün nicht stört. Etwa zehn Kilogramm wiegt das Gepäckstück, das sich mit Gurten auch als Rucksack tragen lässt. Was nicht zu sehen ist: „Ein Rucksack rettet fünf Leben“, sagt Kay Wolf von der Initiative „Ukraine Air Rescue“ (Ukraine-Luftrettung).

Es sind Notfall-Rucksäcke für die Erstversorgung von Opfern des Kriegs in der Ukraine. Solche „Rescue Bags“, aber auch Wasserfilter und andere Hilfsgüter bringen Piloten im ehrenamtlichen Einsatz nach Osteuropa. Der Flugplatz Hangelar ist ein Standort der Helferinnen und Helfer. Mit Lastwagen wären die Hilfsgüter drei bis vier Tage unterwegs, schätzt Manfred Grabbe aus Köln, der nach 42 Jahren als Lufthansa-Kapitän gerade in den Ruhestand gegangen ist.

Kliniken aus der Ukraine melden Bedarf an

Für den Flug ins polnische Mielec ist an diesem Tag eine Flugzeit von drei Stunden und 42 Minuten errechnet. Dort wird die Fracht umgeladen; binnen 24 Stunden können die Hilfsgüter da sein, wo sie gebraucht werden. „Wir haben ein riesiges Netz an Krankenhäusern“, berichtet Veit Otto, der heute die Hilfsgüter nach Hangelar gebracht hat. Über die Hilfsorganisation Blau-Gelbes Kreuz melden die Kliniken in der Ukraine ihren Bedarf an, der durch Spenden so weit wie möglich gedeckt wird.

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Es ist Manfred Grabbe zu sehen, der seine Maschine belädt.

Manfred Grabbe nutzt den Platz in seiner Maschine voll aus.

46 Flüge sind in den zurückliegenden zwölf Monaten allein von Hangelar aus nach Polen gestartet, fast 14 Tonnen Hilfsgüter haben die Freiwilligen transportiert. Keine leichte Aufgabe ist das Packen vor dem Start, denn außer dem Gewicht ist das Verstauen der Pakete eine Herausforderung: Nicht nur im Gepäckraum wird geladen, auch auf den freien Sitzplätzen werden an diesem Morgen Rettungsrucksäcke und Kartons angeschnallt.

Auch Kranke und Verwundete wurden nach Deutschland geflogen

Wasserfilter sind heute dabei, „die können 1200 Menschen mit der nötigen Tagesration an Wasser versorgen“, erläutert Kay Wolf, der an diesem Morgen nicht mitfliegt. Auf dem Rückflug sind oftmals nicht nur die Pilotinnen und Piloten an Bord. Immer wieder haben in den vergangenen Monaten die Freiwilligen auch Kranke und Verwundete aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland geflogen. 35 Verletzte kamen allein in Hangelar an.

Zum ersten Mal wollen an diesem Tag Lara Hehl und Ralph Wickenhöfer die 1200 Kilometer lange Strecke in Angriff nehmen. „Man kann nicht nur untätig daneben stehen“, erklärt der Arzt aus Koblenz, warum er sich schon vor einem Jahr als Freiwilliger registrieren ließ. „Es ist schön, wenn man einen Flugschein hat und etwas tun kann“, pflichtet seine Co-Pilotin Lara Hehl bei. Zunächst aber sind alle Freiwilligen, zu denen auch Mark Stähle aus Köln gehört, zur Untätigkeit verdammt.

Zu schlecht ist das Wetter im polnischen Zielgebiet, „keine Chance“, lautet das Fazit einer kurzen Besprechung. Zu tief hängen die Wolken. Und Ausweichflugplätze können die Hilfsflieger nicht ansteuern, da zuvor Genehmigungen einzuholen sind. „Wir fliegen morgen“, berichtet Kay Wolf am Mittwoch gegen Mittag. Die Genehmigung für eine Landung auf dem Flughafen Rzeszów-Jasionka liege vor.


Piloten weltweit

Eine „Schnapsidee“ sei es eigentlich gewesen, sagt der Bonner Kay Wolf zur Gründung der Ukraine Air Rescue. Mit Stefan Sahling aus der Gegend von Mainz wollte er ein oder zwei Hilfsflüge unternehmen.

Inzwischen haben sich mehr als 450 Pilotinnen und Piloten aus 38 Ländern aller Kontinente als Freiwillige registrieren lassen, 76 sind bislang schon aktiv geflogen, darunter auch ein US-Amerikaner. (dk)