Fußball-MittelrheinligaErsatzkeeper Wilsing ist jetzt erste Wahl
Siegburg – Die Feuertaufe hat Luca Wilsing (20) bestanden. Nachdem der Keeper des Fußball-Mittelrheinligisten Siegburg 04 im Duell beim FC Hürth kurz vor Schluss für den verletzten Michael Vogel aufs Feld gekommen war, gab er gleich mal eine Kostprobe seines Könnens ab. Er entschärfte einen 18-Meter-Schuss von Chris Massamba, indem er blitzschnell abtauchte. Quasi im Gegenzug erzielte Kaito Asano das erlösende 2:0. „Beide Schüsse waren nahezu identisch“, sagt Trainer Bünyamin Kilic. „Aber nur Luca hat seinen pariert.“
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Kurz vor dem Abpfiff hätte Wilsing beinahe doch noch hinter sich greifen müssen. Nach einem Rückpass von Tarik Dogan auf seinen schwächeren rechten Fuß zögerte der Keeper einen Moment zu lange, doch nach einem Pressschlag mit Deniz Obuz kratzte er den Ball reaktionsschnell von der Torlinie. Für das Beinahe-Eigentor gab Kilic dem Youngster aber „nur eine Teilschuld. Tarik hatte im Eifer des Gefechts nicht bedacht, dass plötzlich ein Linksfuß im Tor steht.“
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Wilsing selbst kommentierte seinen ersten Liga-Einsatz bei den Senioren betont gelassen: „Es fühlte sich gar nicht an wie eine Premiere, schließlich hatte ich ja schon einige Testspiele im Erwachsenenbereich absolviert. Ich bin einfach locker geblieben.“
Keine typische Nummer zwei
Diese Coolness wird auch in den kommenden Wochen gefragt sein, schließlich entpuppte sich Vogels Verletzung als Muskelfaserriss. „Ich mache mir überhaupt keine Sorgen“, sagt Torwarttrainer Gerd Schmidt vor Wilsings Startelf-Debüt gegen die SpVg Frechen (So., 15 Uhr). „Luca ist keine klassische Nummer zwei. Bei vielen anderen Oberligisten wäre er garantiert die erste Wahl.“
Kilic pflichtet ihm bei: „Eigentlich ist er viel zu schade für die Bank.“ Mit einem Gardemaß von 1,93 Metern und seinen breiten Schultern könne Wilsing „nicht nur die Mädels im Freibad beeindrucken. Wenn man als Stürmer vor ihm auftaucht, kann es schon mal dunkel werden.“ Der Cheftrainer der 04er habe sich vor der Saison ganz bewusst für „zwei starke Keeper entschieden. Luca hat in der Vorbereitung mächtig Gas gegeben – auch dank ihm hat Michael noch mal eine Schippe draufgelegt.“ Erst eine Woche vor dem Start erklärte er Vogel zur Nummer eins. „Das war keine Entscheidung gegen Luca, sondern für Michael“, erklärt Kilic. „Er hat locker Regionalliga-Format.“
Schritt ins Rampenlicht
Schmidt traut auch Wilsing eines Tages den Sprung in die höchste deutsche Amateurklasse zu. „Er hat das Zeug dazu“, betont der 51-Jährige. Gerade als Torhüter sei jedoch „Geduld gefragt. Die wenigsten Keeper haben mit 20 schon einen Stammplatz – es sei denn, sie sind ein Ausnahmetalent wie Manuel Neuer.“
Den ersten Schritt ins Rampenlicht hat Wilsing getan, wenn auch begünstigt durch die Verletzung seines Teamkollegen. „Natürlich wäre ich lieber an einem fitten Michael Vogel vorbeigekommen, aber auch so will ich meine Chance nutzen“, sagt der Herausforderer. Mit Vogel habe er sich „von Anfang blendend verstanden. Das war auch ein Grund, warum ich überhaupt nach Siegburg gewechselt bin.“
Training mit den Profis
Ein anderer war die Tatsache, dass er in der Vorsaison bei TuRU Düsseldorf ohne Oberliga-Einsatz geblieben war. In der Spielzeit 2019/20 hatte das Talent immerhin sechs U-19-Bundesliga-Partien für Viktoria Köln bestritten. Dort durfte Wilsing während der anschließenden Corona-Pandemie auch bei den Drittliga-Profis mittrainieren. „In dieser Zeit habe ich extrem viel gelernt“, sagt er.
Weite Anreise
Wenn der FC Hennef 05 am Sonntag (15 Uhr) beim SV Breinig antritt, kommt es zu einer Premiere. Denn erstmals geht es dort nicht auf den Kunstrasen. „Das ist kein Nachteil für uns, schließlich tragen auch wir unsere Heimspiele auf Naturrasen aus“, sagt Sportchef Dirk Hager. „Aber unabhängig vom Untergrund: Das Ziel sind drei Punkte.“
Die gut 100 Kilometer lange Anreise soll sich schlussendlich lohnen. Der SVB steht zwar als einziges Team noch ohne Punkt da, doch am Sonntag könnten die Torjäger Nico Dautzenberg und Andreas Simons in die Startelf zurückkehren. Im Lager des FCH sind Michael Hasemann und Hannes Viehweger wieder dabei. (tim)
Das Gleiche gilt für seine Station beim FC Hennef. Dort kam er zu 13 Einsätzen in der U-17-Bundesliga (2016/17) – und das als jüngerer Jahrgang. „Dafür bin ich dem Klub heute noch dankbar“, sagt Wilsing.
Nun will er im Seniorenbereich durchstarten: „Mein Traum ist die Regionalliga. Und wer weiß: Vielleicht erfüllt er sich ja sogar hier in Siegburg.“ Nach fünf Spieltagen steht der SSV ungeschlagen auf Rang vier. Vorerst verzichten müssen die 04er auf Ju-yong Jo. Der japanische Rechtsverteidiger kugelte sich in Hürth erneut die rechte Schulter aus und muss wohl operiert werden. Für ihn dürfte Dennis Eck in die Startelf rutschen, also ein nomineller Angreifer. „Er ist gelernter Rechtsverteidiger“, erklärt Kilic. „Ihn kann ich blind reinschmeißen.“ Worte, die auch auf Wilsing zutreffen.