Siegburg – Jan Ahrends ist zwar erst 19 Jahre alt, hat aber mit seinen Mitstreitern bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in einer einzigen Nacht zahlreiche Menschen gerettet. Am vergangenen Mittwoch wurde er um 17.30 Uhr alarmiert, erst um 8.30 Uhr am darauffolgenden Tag war sein erster Einsatz in der Hochwasserhilfe zu Ende.
„Wir sind zu dritt losgefahren in Richtung Rheinbach“, berichtet der Lohmarer, der in der Ortsgruppe Siegburg aktiv ist. „In den Häusern am Stadtpark waren viele Menschen in den Häusern eingeschlossen, die haben wir gerettet.“ Dort traf die DLRG auf die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes, gemeinsam bilden sie die Wasserrettung Rhein-Sieg. Deren Leiter Martin Schröder und seine Leute hatten zunächst nach der Frau gesucht, die von einer Fußgängerbrücke weggerissen und später tot gefunden wurde.
„Wir haben einen Mann versorgt, der ihr helfen wollte und von Brückenteilen getroffen wurde. Funk und Handynetze waren weitgehend zusammengebrochen. Wir konnten keinen Rettungswagen ordern.“ Er „kaperte“ ein Fahrzeug, das zufällig vorbei kam. Nur der „alte“ Analogfunk funktionierte stabil.
Jan Ahrends und sein Trupp erhielten den Auftrag, weitere Straßenzüge abzufahren. An einer Adresse ließen sie einen Generator zurück, damit ein Sauerstoffgerät für einen Patienten weiterlaufen konnte. Der Strom war überall ausgefallen. Die Helfer holten Menschen aus Autos und von Wagendächern, brachten sie ins Trockene. Die speziell ausgebildeten Strömungsretter schoben ihre Boote durch die braunen Wassermassen, um die Opfer in Sicherheit zu bringen.
Wasserwacht und DLRG fuhren weiter nach Rheinbach-Flerzheim, 40 Menschen waren dort in Not. „Wir mussten unsere Autos nochmal umparken, so schnell stieg das Wasser“, erzählt Ahrends. Die Arbeit mit einem Motorboot brachen sie ab, die Strömung war zu stark. Stück für Stück mussten sich die Retter vortasten, unter der Oberfläche stießen sie gegen einen Wagen.
Wie vielen Menschen sie geholfen haben, weiß Ahrends nicht genau. Am darauf folgenden Tag war der Wasserrettungszug in Swisttal-Heimerzheim. „Allein mein Trupp hat 40 bis 50 Menschen herausgeholt. Die Leute waren extrem dankbar“, erinnert sich der 19-Jährige.
Parallel dazu holten Luftretter, abgeseilt von Hubschraubern, die Anwohner von den Dächern. Sein schönstes Erlebnis war die Rettung einer Mutter mit Kind. „Das traute sich nicht ins knietiefe Wasser. Und ich hab’ gefragt: Soll ich dich auf den Arm nehmen? Diese Dankbarkeit war großartig.“ Untereinander hätten sie gut aufgepasst, der Einsatzleiter Rhein-Sieg, Daniel Heuser, musste keinen Unfallbericht schreiben.
Wasserwacht-Chef Martin Schröder hat abenteuerliche Anfahrten erlebt, er geht jetzt auf die Suche nach geländegängigen Fahrzeugen. „Wer ein Allrad-Gefährt abzugeben hat, bitte bei mir melden.“ Zur Diskussion um die Warnung der Bevölkerung sagt er: „Es wird zu viel gewarnt, die Menschen wissen manchmal nicht mehr, wann es ernst ist.“